
Der lichtvolle Gott hat Sr. Auxilia am 13. November für uns alle plötzlich und unerwartet zu sich in sein Licht gerufen.
Als älteste der fünf Geschwister wurde Maria Theresia Inzenhofer am 14. Januar 1938 in Thierberg, heute Scheinfeld, geboren. Als Tochter von Georg und Elisabeth wurde sie in einen landwirtschaftlichen Betrieb hineingeboren, nach ihr kamen noch zwei Schwestern und zwei Brüder. Die Volksschule besuchte Theresia in Schwarzenberg und ist dort schon in jungen Jahren franziskanischem Leben begegnet.
Nach der Volksschule hat sie in Scheinfeld die gewerbliche Berufsschule besucht und von 1952 bis 1955 eine Lehre als Damenschneiderin in Schwarzenberg absolviert. Ihre Damenschneidermeisterin beschrieb sie als freundlich, hilfsbereit, ehrlich und sehr bemüht, die Näharbeiten zur vollsten Zufriedenheit der Lehrerin auszuführen. Nach Ablegung der Gesellenprüfung war ihre Mitarbeit zuhause gefragt. Sie half in der Landwirtschaft und konnte erst 1957, als ihre jüngere Schwester die Schule beendet hatte, den elterlichen Hof verlassen. In Würzburg nahm Resi, wie sie selbst ihre Briefe unterzeichnete, eine Stelle zur Erlernung des Haushaltes an. In dieser Zeit hatte sie auch Kontakt zu unserer Gemeinschaft, in ihrem Lebenslauf schrieb sie, dass sie Zeiten in der Brückenauer Villa Waldesruh verbracht hat.
Auxilia bedeutet „die Helfende“
Im September 1958 ist Theresia in unsere Gemeinschaft eingetreten und wurde am 3. Oktober 1959 ins Noviziat aufgenommen. Sie erhielt den Namen Sr. Maria Auxilia, ein vom Lateinischen abgeleiteter Name, der „die Helfende“ bedeutet. Während der Zeit des Noviziates wurde Sr. Auxilia krank und musste nach mehrfachem Lungenbluten erst im Juliusspital und anschließend in der Universitätsklinik Würzburg behandelt werden. Zeitweise stand es sehr kritisch um sie, wie ihre Mit-Novizinnen berichteten. Nach einer großen Lungenoperation musste sie sich eine Zeit lang schonen und konnte daher nicht mit ihrem Kurskolleginnen im Oktober 1961 sondern erst im Mai 1962 ihre zeitliche Profess und 1965 die ewige Profess feiern.
Nach der Erstprofess führte ihr Weg für zwei Monate nach Rattelsdorf und im September erfolgte die Versetzung nach Tandern in das dortige Mädchenheim. In Tandern war sie als „Nähschwester“ eingesetzt, so steht es in ihrer Personalkarte. Vermutlich hat sie neben dem Näh-Unterricht der Mädchen auch in Gruppen ausgeholfen oder andere Arbeiten übernommen.
Über 40 Jahre im Elisabethenheim in Hof
Nach fast acht Jahren wurde sie im März 1971 nach St. Ludwig versetzt und hatte dort den ersten offiziellen Einsatz als Gruppenerzieherin. Für die pädagogische Weiterbildung besuchte sie 1972 das heimpädagogische Aufbauseminar bei Dr. Endres in München. Der nächste Ortswechsel erfolgte im April 1975 mit der Versetzung nach Hof, ins Elisabethenheim. Dort hat sie die längste Zeit ihres Ordenslebens verbracht. 42 Jahre hat sie dort gelebt und die längste Zeit als Erzieherin und Gruppenleiterin gewirkt. „Lass mich spüren, wie ich deinen Auftrag erfülle“, so hat es Franziskus gebetet und Sr. Auxilia hat ihren Auftrag im Elisabethenheim gefunden. Sie fühlte sich dort heimisch widmete sich aus ganzem Herzen der Heimarbeit, eine herausfordernde Arbeit mit Kindern vom Säuglingsalter bis zur Volljährigkeit.
Es gab auch in ihrer Gruppe immer wieder Kinder mit besonderem pflegerischem Bedarf, mit seltenen Krankheiten oder schweren Behinderungen. Nachtwachen gehörten über 30 Jahre und bis ins höhere Alter zu Sr. Auxilias Aufgaben. Auch Urlaube hat Sr. Auxilia mit den Kindern verbracht, sei es in Bad Brückenau oder in Brixen.
Die Marienkirche in Hof war ein wichtiger Ort und eine Kraftquelle, in Pfarrer Fiedler hatten die Schwestern dort Unterstützung und freundschaftliche Verbundenheit erfahren. In der wenigen freien Zeit, die Sr. Auxilia, Sr. Blanka und Sr. Klaretta sich gönnten, haben sie gerne einen gemeinsamen Ausflug gemacht. Auch mit den Schwestern der beiden anderen Konvente in Hof waren sie verbunden.
Ab 2008 übernahm Sr. Auxilia als Oberin Verantwortung für den Konvent und hat sehr gut für alle gesorgt. Für den Konvent und auch für die Gruppe hat sie Einkäufe übernommen und sehr gern gekocht. Manchmal wurden ehemalige Heimkinder mitversorgt, wie z. B. Achim, der auch im Erwachsenenalter am Sonntag Essen holen durfte. Zum Personal des Heims bestand ein sehr guter Kontakt und die Verbindung ist bis heute nicht abgerissen. 2011 wurde sie für ihre 35-jährige Tätigkeit im Jugendhilfehaus St. Elisabeth geehrt.
Still, bescheiden und sehr gewissenhaft
Sr. Auxilia war ein stiller, bescheidener und sehr gewissenhafter Mensch. Mit viel Menschenkenntnis stand sie mitten im Leben, war bodenständig und hilfsbereit. Sie interessierte sich für das gesellschaftspolitische wie kirchenpolitische Geschehen und las aufmerksam die Zeitung. In den Begegnungen und Gesprächen kam ihr Humor und etwas Schelmisches, das sie an sich hatte zum Vorschein und so überraschte sie mit mancher Aussage.
Die letzte Versetzung stand im Jahr 2017 mit der Auflösung des Konventes in Hof an. Die nächste Station war der Mutterhauskonvent und es war spürbar, wie schwer Sr. Auxilia der Abschied von Hof fiel. Hier in Oberzell hat sie in den ersten Jahren in der Näherei mitgeholfen und Fahrten mit und für die Schwestern übernommen.
Zunehmende gesundheitliche Einschränkungen erschwerten Sr. Auxilia den Alltag, so war es zuletzt z.B. nicht leicht, sich an den Rollator zu gewöhnen oder sich von den Folgen einiger Stürze zu erholen. Sehr wichtig war ihr die Unabhängigkeit und Selbständigkeit. So war es auch im Alter für sie eine Herausforderung, die ein oder andere Gebrechlichkeit anzunehmen. Es begleitete sie die Sorge oder vielmehr Angst, einmal auf Unterstützung angewiesen zu sein. Keinesfalls wollte sie ins Antoniushaus, die letzte Station, umziehen. Wenn es die Gesundheit zuließ, ging Sr. Auxilia gerne gemeinsam mit Sr. Blanka spazieren oder sie genossen Sonne und frische Luft auf einem der vielen Bänkchen hier im Oberzeller Gelände.
„Höchster, lichtvoller Gott, erleuchte die Finsternis in meinem Herzen“ – so erfüllte Gott Sr. Auxilia ihren Wunsch, nicht pflegebedürftig oder auf Hilfe angewiesen zu sein. „Gib mir eine Hoffnung, die durch alles trägt“, in diesem Vertrauen dürfen wir hoffen und glauben, dass Du, Sr. Auxilia, jetzt in Seinem Licht bist und auch wir Trost und Hoffnung erfahren dürfen.
Sr. Juliana Seelmann