Immer wieder werden Schwestern gefragt, was ein Konvent genau ist, wenn sie erzählen, dass sie im Konvent Magdala oder Nazareth wohnen. Heißt das, sie wohnen nicht im Kloster? Und woher kommt überhaupt der Name?
Der Begriff Konvent kommt von dem lateinischen Wort “conventus” und bedeutet so viel wie Zusammenkunft oder Versammlung. Ein Konvent ist die Niederlassung oder Filiale einer Ordensgemeinschaft. Man kann es sich ein bisschen wie eine WG vorstellen.
Die erste Filiale außerhalb des Klostergeländes in Oberzell war ab 1867 eine Krankenpflegestation in Würzburg in der Nähe der Pfarrkirche St. Burkhard. Das Ehepaar Eva und Georg Rappert hatten ihr Haus dem “Katholischen Jungfrauenverein”, so der damalige offizielle Name der noch jungen Gemeinschaft, vermacht. Das Häuschen wurde bald zu klein, die Gemeinschaft verkaufte es und erwarb dafür Wohnhaus und Hof von den Anton Hofer’schen Erben. Das Anwesen erhielt den Namen Loretto und nahm die ambulante Krankenpflege, einen Kindergarten sowie eine Kinderkrippe auf. Dass das bischöfliche Ordinariat seine Zustimmung zu dieser Filialgründung gab, ermutigte Antonia Werr. Die Rechtslage für ihren “Jungfrauenverein” und die Besserungsanstalt waren zu diesem Zeitpunkt nämlich noch alles andere als geklärt.
Im Jahr darauf wurde eine zweite Filiale in Würzburg eröffnet: zuerst in einer wenig geeigneten Mietwohnung in der Badergasse, 1894 dann aber im ehemals Seißer’schen Anwesen in der Peterpfarrgasse, 1898 durch ein angrenzendes Haus erweitert. In diesem “Haus Nazareth” übernahmen Schwestern die ambulante Krankenpflege und begleiteten alleinstehende Damen. 1894 übernahmen die Schwestern 7390 Tagesdienste und 6394 Nachtwachen, sieben Jahre später waren es bereits 14.395 Tages- und 9307 Nachtdienste. Nach diesen Erfolgen in der Stadt rief man die inzwischen bewährten Schwestern auch auf das Land.
1899 übernahmen sie die ambulante Krankenpflege im nahen Thüngersheim. Viele weitere Einsatzorte kamen hinzu. Und die Oberzeller Schwestern wurden in zahlreichen Gemeinden unverzichtbar. Sie übernahmen die Krankenpflege, kümmerten sich um Sterbende, gründeten und leiteten Kindergärten, waren Handarbeitslehrerinnen und nicht selten die guten Seelen der Gemeinden.
In den nächsten Monaten werden wir Ihnen hier nach und nach die Konvente vorstellen, die heute zum Kloster Oberzell bzw. den Oberzeller Franziskanerinnen gehören:
Seit 1. November 1923 leben Oberzeller Schwestern im Mutterhaus. Es ist seit jeher der größte Konvent der Kongregation. Zur Blütezeit der Gemeinschaft wohnten hier rund 100 Ordensfrauen. Inzwischen hat sich das stark gewandelt. 18 Schwestern sind heute in dem stattlichen Gebäude zuhause. Oberin des Konventes ist seit 2019 Sr. Rut Gerlach. Sie erzählt, dass alle Schwestern im Konvent auch heute noch Aufgaben übernehmen – jede nach ihren Möglichkeiten.
Der kleine Konvent Juliusspital feierte 2021 sein 100-jähriges Bestehen. Von 1921 bis 2021 waren hier über 220 Oberzeller Franziskanerinnen im Einsatz.
Schlicht wirkt das Haus in der Peterpfarrgasse hinter dem Regierungsgebäude. Nur ein dezentes Logo der Oberzeller Franziskanerinnen auf der Tür deutet darauf hin, dass hier Ordensfrauen zu Hause sind: der Konvent Nazareth im obersten Stockwerk, der per Aufzug erreichbar ist.
Es war die zweite Filiale, welche die Oberzeller Schwestern außerhalb des Klostergeländes eröffneten. Im “Haus Nazareth” übernahmen Schwestern schon 1894 die ambulante Krankenpflege und begleiteten alleinstehende Damen. Heute leben hier vier Schwestern zusammen.
Sie wurden angefragt, um die Haushalte amerikanischer Franziskaner- und Kapuziner-Brüder zu führen. Die Oberzeller Schwestern, die dafür ab 1929 in die USA entsandt wurden, vergaßen aber nie den eigentlichen Auftrag ihrer Gemeinschaft, den Einsatz für Menschen in Not. So wandelten sich im Laufe der Jahre die Aufgaben der deutschen Ordensfrauen in Amerika.
Heute gehören dem Konvent fünf Schwestern an – alle gebürtige Amerikanerinnen.
Kontakt
Oberzeller Franziskanerinnen
Kloster Oberzell
97299 Zell am Main
Telefon 0931/46010
Mail: kloster@oberzell.de
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