Auf dem großzügigen Gelände des Klosters Oberzell befinden sich Konvente der Schwestern, das Pflegeheim Antoniushaus, das Bildungs- und Tagungshaus Klara, die barocke Klosterkirche St. Michael, die Nutzgärten sowie der bekannte Kräutergarten. Der Montessori Trägerverein e.V. hat hier ein Zuhause für Grund-, Mittel- und Fachoberschule gefunden. Neben den Kindern und Jugendlichen haben sich auch Studierende und Künstler im Kloster einquartiert. Im Haus Klara begegnen sich Menschen aus Management, Kirche und Gesellschaft. Öffentlich zugänglich ist die Klosterkirche St. Michael. Jeden Sonntag sind alle eingeladen mit den Schwestern Gottesdienst zu feiern. Nach Anmeldung an der Klosterpforte sind auch der Kräutergarten sowie das Treppenhaus im barocken Konventbau nach Plänen von Balthasar Neumann zu besichtigen.
Die ersten Gebäude des Prämonstratenser Ordens waren sicher nur provisorisch gebaut, die Kirche wurde aber offensichtlich sehr bald errichtet – um 1150 war sie fertig.
Zwischen 1571 und 1607 entstanden die beiden Türme. Ihre erste Barockisierung erlebte die Kirche um 1696 mit der vorgeblendeten Westfassade.
Als die Prämonstratenser 1803 das Kloster verlassen mussten, wurde sämtliches Kircheninventar verkauft. Im Zuge der Industrialisierung wurden Querhaus, Türme und Chor abgerissen und stattdessen Maschinenhäuser gebaut.
Nachdem die Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu das Klostergelände 1901 erworben hatten, begannen sie 1903 mit dem Wiederaufbau. Sie holten mit finanzieller Unterstützung der Druckmaschinenfabrik Koenig & Bauer das barocke Orgelgehäuse zurück. Am 28. März 1905 läuteten wieder die Glocken. Der Maler Eulogius Böhler gestaltete die neue Kuppel mit Motiven, die sich an der franziskanischen Spiritualität orientierten.
Heute ist die Klosterkirche ein Kleinod barocker Kirchenbaukunst und ein Ort der Stille und des Gebets.
Tipp: Über die Vorhalle der Kirche gelangt man (rechts die schmale Treppe hoch) zu einer Ausstellung über die Baugeschichte des Klosters und zur kleinen sehenswerten romanischen Michaelskapelle.
Der barocke Konventbau (ca. 1746-1760), in dem sich heute das Mutterhaus der Oberzeller Schwestern befindet, wird dem berühmten Würzburger Hofbaumeister Balthasar Neumann zugeschrieben. In einem Brief von 1744 an Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn steht, dass Abt Georg Fasel mit Balthasar Neumann und seinem Baumeister und Architekten Pater Sebald Appelmann Gespräche wegen eines Klosterneubaus geführt habe. Das prächtige Treppenhaus im Eingangsbereich schmückte der bekannte Antonio Bossi mit Stuckaturen. In den Ecken sind Frauenfiguren zu sehen, welche die vier Kardinaltugenden darstellen:
• die Tapferkeit mit Helm und Keule
• die Mäßigung mit Krug und Schale
• die Gerechtigkeit mit der Waage und
• die Klugheit mit dem Spiegel in der Hand
Kleine Putten an der Decke stellen die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft dar. Die Putte des Feuers sticht hier hervor: Sie hat zwei fränkische Bratwürste auf dem Rücken, was beweist, dass Handwerker früher schon Humor hatten.
Das Deckengemälde zeigt die Grundsteinlegung des Klosters Oberzell mit Norbert von Xanten im weißen Ordensgewand und den Stiftern, den Brüdern Johannes und Heinrich, die den Plan halten.
Der Nutz-, Lehr- und Meditationsgarten ist einer der bekanntesten Kräutergärten Deutschlands mit über 100 Heilpflanzen wie Andorn, Pontischer Wermut oder Echtes Herzgespann. Er ist ein schönes Beispiel für die neue Kräutergartenkultur im 20. Jahrhundert.
Sr. Leandra Ulsamer legte den Kräutergarten in den 1990er Jahren liebevoll an. Seitdem nutzen die Schwestern die Heilkraft der Kräuter für Tees und Salben. Diese können an der Klosterpforte auch erworben werden.
Ineinander verwobene Kräuterbeete, die durch schmale Pfade verbunden sind und spirituelle Texte auf Schiefertafeln laden zur Kontemplation ein.
Kontakt
Oberzeller Franziskanerinnen
Kloster Oberzell
97299 Zell am Main
Telefon 0931/46010
Mail: kloster@oberzell.de
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