Eine Ordensschwester geht die Steintreppe im barocken Konventbau herunter. Das Kunstschmiedeportal im Hintergrund.

Berufen: Sr. Antonia Cooper

Ich bin Oberzeller Franziskanerin, weil ich den Geist von Antonia Werr, ihr Charisma der Wahrheit, annehmen und den Menschen ihre Würde als Kinder Gottes zurückgeben möchte. In den Schwestern, denen ich begegnete, erlebte ich die franziskanischen Werte der Gastfreundschaft, Einfachheit und Freude.

Ich bin als erstes von vier Kindern in einer katholischen Familie aufgewachsen. Für meine Eltern war es wichtig, dass ihre Kinder die katholische Schule unserer Gemeinde besuchten. Ich habe deutsche Vorfahren, die sich in der überwiegend deutschen Gegend der Fabrikarbeiter niedergelassen haben – unsere Stadt spiegelt diese Tatsache in ihrem Namen wider: Millvale. In der zweiten Klasse erlebte ich die warmherzige Unterstützung von Schwester Virgil von den Franziskanerinnen, der Gemeinschaft, die in vielen umliegenden Schulen in unserer Gegend unterrichtete. Als Siebenjährige wollte ich eine Schwester wie sie sein, wenn ich groß bin.

In der Grundschule besuchten wir täglich die Messe, nahmen während der Fastenzeit an Kreuzwegandachten teil und hatten im Mai viele Marienandachten. All diese Rituale vertieften meine Liebe zu Gott und seiner Mutter. Im Laufe der Jahre besuchten meine Eltern und wir gemeinsam die Sonntagsmesse. Als ich in meinem letzten Jahr an der High School war, habe ich mir, wie andere Mädchen auch, ernsthaft Gedanken über meine Zukunft gemacht. Der Wunsch, mein Leben Gott zu widmen, wurde sehr stark. Da ich bis dahin meine gesamte Schulzeit und spirituelle Bildung bei den Franziskanerinnen von Millvale verbracht hatte, hoffte ich, eine Gemeinschaft zu finden, die neben dem Unterrichten auch andere Dienste leistet. Im Januar 1966 unternahm meine Abschlussklasse ein ganztägiges Retreat mit einem Kapuziner und ich bat um ein Treffen mit ihm. Ich sprach von meinem Wunsch, mein Leben Gott zu widmen, war mir aber nicht sicher, wo.

Er erzählte mir von einer Gemeinschaft von Schwestern, die in seinem Kloster in Pittsburgh und in ihrem kleinen Seminar in Herman, Pennsylvania, arbeiteten. Bruder Angelus nahm meine Adresse auf, und kurz darauf erhielt ich einen Brief und eine Broschüre über die Dienerinnen der Heiligen Kindheit Jesu. In diesem Brief wurde ich auch eingeladen, die drei Schwestern in Pittsburgh zu besuchen. Ab da war ich ein paar Mal bei Ihnen. Etwas später besuchte ich schließlich auch den amerikanischen Hauptsitz in der Villa Maria in New Jersey. Ich traf die Ausbildungsleiterin und andere Schwestern, um mehr über sie, ihre Gründerin Antonia Werr und ihren Geist unter dem Motto „Gott ist die Wahrheit” zu erfahren.

Rückblickend war es nur ein kurzer Wochenendbesuch, doch ich habe gespürt, dass dies der Ort und die Gemeinschaft sind, die ich mir erhofft hatte. Mein Eintritt wurde für Juli 1966 nach meinem Abschluss festgelegt. Ich lebte ein normales Teenagerleben, ging zu Tanzveranstaltungen, hatte Verabredungen, jobbte zwei Jahre lang neben der Schule; dennoch ließ mich der Wunsch, als Ordensfrau zu dienen, nie los, sondern wurde noch stärker. Ich hatte auf meinem Weg mit Schwierigkeiten zu kämpfen, sogar mit Zweifeln, aber dank Gnade und Führung konnte ich sie alle überwinden.

In den 56 Jahren seit meinem Ordensgelübde gab es zahlreiche Veränderungen. 1990 bat ich um ein Sabbatjahr zur persönlichen Weiterentwicklung, da ich mich mitten in einer Midlife-Crisis befand. Dieses Jahr verbrachte ich in St. Paul, Minnesota, im „Franciscan Center“ für Ordensleute mit ähnlichen Lebensentscheidungen. Ich bin der Kongregation für immer dankbar für ihre Großzügigkeit, mir diese Zeit gewährt zu haben, denn ich erinnere mich daran, dass ich wieder ins Leben zurückfand.

Als Franziskanerin begann ich meine Arbeit als Pflegehelferin in unserem Altenheim Villa Maria, wo ich die ersten 24 Jahre tätig war. Von 1986 bis 1988 absolvierte ich eine Ausbildung zur Seelsorgerin bei der Erzdiözese Newark, New Jersey. Als der Bundesstaat New Jersey vorschrieb, dass Pflegeheime einen Aktivitätsleiter und später einen Ernährungsberater haben müssen, belegte ich entsprechende Kurse. Neben diesen Aufgaben war ich auch in der Ausbildung junger Schwestern tätig und zwölf Jahre in der Generalleitung.

Während meines Sabbaticals entdeckte ich die meditative Bewegung des T’ai Chi Chih und konnte schon bald darauf Lehrerin werden. Wir lernten auch die Sitzmeditation des zentrierenden Gebetes. Diese Praktiken, neben der spirituellen Begleitung, erden mich weiterhin in der Liebe Gottes und bringen mich in Kontakt mit Menschen, die sich nach einer tieferen Integration von Geist, Körper, Seele und Glaube sehnen. So können sie ihre von Gott gegebene Würde und innere Freiheit entdecken und den Geist von Antonia Werr weiterführen. Mit ihren Worten: Vertraue auf Gott, er führt, er leitet Dich, nur Mut!