Predigt von Sr. Dr. Katharina Ganz im Rahmen des Schlussgottesdienstes des 3. ÖKT

Das Predigtmanuskript von Sr. Dr. Katharina Ganz und eine Audio-Datei zum Nachhören ihrer Predigt beim Schlussgottesdienst zum 3. Ökumenschischen Kirchentag finden Sie nachfolgend.

Der Gottesdienst wurde live im ZDF übertragen und kann hier in voller Länge angeschaut werden.

 

 PREDIGTMANUSKRIPT – Sr. Dr. Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen

 Teil 2: Blickt auf Sara, die euch gebiert (Sr. Dr. Katharina Ganz) (4:00 – 2.284 Zeichen)

Abraham und Sara waren alt und kinderlos.
Gott prophezeite ihnen, dass sie noch ein Kind bekommen.
Gott wirkt Wunder.
Gott schenkt neues Leben.
Gott macht Unmögliches möglich.

Sara wird explizit genannt.
In der Bibel werden Frauen nicht oft namentlich erwähnt.
Es  bedeutet viel: Sara ist genauso wichtig wie Abraham.

„Schaut auf Abraham und auf Sara, die euch gebar.“

Abraham und Sara sind Erzeltern.
Juden, Muslime und Christen verehren sie.
Wir haben dieselben Wurzeln.
Menschlich und religiös.
Wir glauben an den einen Gott.
Wir sind Menschenkinder und Kinder Gottes.
Das macht uns weltweit zu Geschwistern.

„Schaut auf Sara, die euch gebiert“, ist eine Variante der Übersetzung.

Das Geborenwerden ist nicht abgeschlossen.
Es geht weiter. Bis heute.
Von Generation zu Generation sind wir miteinander verbunden.

Ich selbst habe nie ein Kind geboren.
Aber ich durfte viermal bei einer Geburt dabei sein.
Und immer wieder bringe ich  Neues in die Welt:

wenn ich meine Gemeinschaft leite,
Verantwortung delegiere,
Menschen etwas zutraue,
ein Haus renoviere, Einrichtungen unterstütze,
eine Predigt halte, ein Buch schreibe,
Entscheidungen treffe, damit etwas vorangeht.

Wir alle können Neues hervorbringen.
Drücken wir uns nicht vor der Verantwortung!
Wir machen einen Unterschied,
wenn wir für Menschen sorgen.
wenn wir Andere wachsen lassen und ihnen den Rücken stärken.
wenn wir Leid sehen und Ungerechtigkeiten benennen.
wenn wir uns an Vorbildern orientieren und selbst ein gutes Beispiel geben.

Als Christinnen und Christen glauben wir an Gottes Gerechtigkeit.
Wir glauben, dass Gott neues Leben schenkt.
Zum guten Leben aller beizutragen, ist der Auftrag unserer Kirchen.
Sie selbst erneuern sich unabhängig von ihrem Alter.
Dazu braucht es unsere Mithilfe:

Indem wir menschengemachte Ungerechtigkeiten beseitigen.
Einseitige männliche Herrschaft überwinden.
Berufungen und Charismen aller Getauften und Gefirmten ernst nehmen.
Überlebende von sexualisierter Gewalt in die Mitte stellen.
Die Menschenrechte in den eigenen Reihen respektieren.
Frauen den Zugang zu allen Ämtern und Diensten ermöglichen.
Ein neues Miteinander zwischen den Geschlechtern
und ökumenische Geschwisterlichkeit leben.

Durch unseren Glauben und unser Handeln gestalten wir Kirche und Welt.
So helfen wir Gottes Gerechtigkeit zum Durchbruch. Im Kleinen wie im Großen.

Mit gutem Willen, Entschlossenheit, Phantasie und Kreativität
gehen wir globale Herausforderungen an:
Damit es nicht ungerecht bleibt, wo man geboren ist.

„Schaut her – blickt durch – geht los“.

Füllen wir dieses Motto mit Leben!

Ohne Wehen und Schmerzen wird es nicht gehen.

Aber das Leben besiegt den Tod.

Daran glaube ich.

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