Vom Glück, in die Schule gehen zu dürfen

Wenn Zoleka früh am Morgen zusammen mit den anderen Kindern geweckt wird, ist es noch dunkel. Alle Mädchen müssen gleichzeitig ins Bad, um sich für den Tag fertig zu machen. Viel Zeit bleibt nicht: Schuluniform anziehen, Zähne putzen, dann runter in den Speisesaal, wo alle Schulkinder gemeinsam frühstücken. Lunchboxen werden von den Mitarbeiter:innen im Kinderheim St. Joseph mit einem Sandwich, ein paar Keksen und einem Apfel gefüllt. Freitags bekommen die Kinder zwei Rand (0,10 Euro) Taschengeld, um sich eine Kleinigkeit kaufen zu können. Der Fahrer Mthutu sammelt die Kinder ein und bringt sie im Pickup-Truck des Kinderheims in die acht Kilometer entfernte Schule. Auf der Fahrt klatschen die Mädchen und Jungen aus unterschiedlichen Altersstufen, die Luft ist gefüllt mit Gesang. Trotz der frühen Stunde singt Zoleka kräftig mit. Sie hat ein strahlendes Lachen im Gesicht.

Zoleka geht in die sechste Klasse der Thembalesizwe Primary School in Mbongolwane. Die Schule hat einen guten Ruf: Die Fenster der Klassenzimmer sind intakt, Lehrer:innen erscheinen pünktlich, es gibt Lehrmaterialien und der Unterricht fällt in der Regel nicht aus. Der Pausenhof ist sauber und gepflegt, das große Eingangstor wird zu Unterrichtsbeginn stets geschlossen, aus Sicherheitsgründen. All das ist mehr, als Kinder und Eltern in den meisten Schulen auf dem südafrikanischen Land erwarten dürfen.

Überfüllte Klassenräume

Zoleka und ihre Klassenkamerad:innen sitzen eng neben einander, eigentlich ist der Raum nicht groß genug für so viele Schüler:innen. Während an deutschen Schulen durchschnittlich 30 Kinder in einer Klasse lernen, sind es in der südafrikanischen Diaspora doppelt so viele. Die Lehrkraft schreibt mit Kreide an Schiefertafeln und hat alle Hände voll zu tun, die Jugendlichen einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Zoleka aber hört aufmerksam zu und schreibt mit. Ihren Stift hält sie fest, sie darf ihn nicht verlieren, denn Ersatz-Stifte gibt es nur zu Hause in St. Joseph, wenn wieder Schulmaterialien gekauft werden können. Federmäppchen sucht man hier vergeblich, viele Kinder in Zolekas Klasse tragen ihr Hab und Gut einfach unter dem Arm.

In der Englischstunde geht es darum, wie man Interviews führt. Das Thema ist Elektrizität, ein Dauerbrenner in Südafrika. Die täglichen Stromausfälle, um das Netz stabil zuhalten, sind zwar seit den Neuwahlen ausgeblieben. Aber niemand vertraut darauf, dass es so bleibt. „Why is electricity important?“, schreibt sie in ihr Heft – „Warum ist Elektrizität wichtig?“ Zoleka und ihre Freund:innen kennen die Antwort: Zuhause geht ständig das Licht aus, auch in der Schule gibt es kein Entkommen vor „Load Shedding“, den staatlich kontrollierten Stromausfällen. Wenn draußen schlechtes Wetter herrscht und der Himmel von Wolken verhangen ist, müssen die Kinder oft genug im Dunkeln lernen. Legt man deutsche Maßstäbe an, ist Zolekas Schulalltag alles andere als perfekt, es gibt viele Probleme. Trotzdem bedeutet die Schule für sie vor allem eines: Erfüllung.

Die Fülle des Lernens

Zoleka hat großes Glück, regelmäßig in die Schule gehen zu dürfen. Im Kinderheim bekommen die Mädchen und Jungen alles, was sie für die Schule brauchen, ein Pausenbrot, Stifte, Hefte, einen Rucksack. Morgens fahren sie mit dem Auto durch das große Schultor, anschließend startet der Unterricht. In Englisch lernen sie jeden Tag neue Wörter, in Geschichte erfahren sie, wo ihre eigene Kultur herkommt. In Geographie lernen sie die Welt außerhalb des Zululands kennen. In der Pause spielen sie Netball mit den anderen Kindern auf dem Schulhof. Nach der Schule holt der Fahrer Mthutu sie wieder ab, anschließend warten die Hausaufgaben. Nach getaner Arbeit toben sie auf dem Spielplatz, bis alle müde sind und das Abendessen wartet. Ihre Tage sind voll, und einen großen Teil dieser Fülle bildet die Schule.

Die Chance auf Bildung bedeutet für Zoleka und die anderen Kinder in St. Joseph die Möglichkeit, etwas aus sich zu machen. Zu lernen, mitzudenken, den eigenen Horizont zu erweitern. Ihr Gehirn mit neuen, spannenden Dingen zu befüllen, Bücher zu lesen, Englisch zu lernen – eine Grundvoraussetzung, um wenigstens eine Chance zu haben, den Kreislauf der Armut in Südafrika zu durchbrechen. Bildung befähigt Menschen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen, die Versprechen der Politik in Frage zu stellen, nicht alles zu akzeptieren, was ihnen auferlegt wird. Das Kinderheim befähigt Zoleka und ihre Freund:innen, sich selbst eine Meinung zu bilden. Das ist für Zoleka und die anderen nicht selbstverständlich, sondern ein großes Glück.

Was Ihre Spende bedeutet

Zoleka und die Kinder in St. Joseph sind dankbar, dass Menschen in Deutschland an sie denken und ihnen helfen. Ihre finanzielle Unterstützung sorgt dafür, dass wir vor Ort Schuluniformen bezahlen können, Stifte und Hefte, Bücher und Papier, Benzin für den Schulweg und Mitarbeiter:innen, um mit unseren Mädchen und Jungen Hausaufgaben zu machen. Ihre Spende ist nicht nur ein virtueller Betrag, sondern die konkrete Voraussetzung, damit die Kinder eine Chance auf Bildung bekommen und sie auch wahrnehmen können.

Julia Scharnagl
Koordinatorin für Südafrika für die Kongregation

Jede Spende hilft den Waisenkindern in Südafrika

Die Projekte vor Ort sind dringend auf Spenden angewiesen – jede Unterstützung kommt zu 100 Prozent dort an.
55 Euro sichern einen Monat die Ernährung für ein Kind. Die Lebensmittelpreise in Südafrika sind stark gestiegen. Für alle 33 Kinder im Heim fallen monatlich etwa 1800 Euro an (inkl. Flaschennahrung).
24 Euro können ein Kleinkind einen Monat lang mit ausreichend Windeln versorgen. Im Kinderheim in Mbongolwane sind derzeit zehn Kinder, die noch Windeln tragen.

 


Spendenkonto: Dienerinnen der hl. Kindheit Jesu

IBAN: DE68 7509 0300 0503 0180 08
Verwendungszweck: Spende Südafrika Kinderheim

oder mit Ihrer Banking-App einfach den QR-Code scannen

 


Spendenkonto: Dienerinnen der hl. Kindheit Jesu

IBAN: DE68 7509 0300 0503 0180 08
Verwendungszweck: Spende Südafrika Schule

oder mit Ihrer Banking-App einfach den QR-Code scannen

 

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung und Vergelt’s Gott!