Schwester Juliana Seelmann ist neue Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen. Die Delegierten aus Deutschland, Südafrika und den USA wählten die 42-Jährige am 12. Juni im Rahmen des 30. Generalkapitels der Gemeinschaft. Ihr zur Seite stehen im ebenfalls neu gewählten Generalrat die Schwestern Beatrix Barth, Rut Gerlach und Teresa Weimert. Die bisherige Generaloberin Sr. Dr. Katharina Ganz hatte der Gemeinschaft bereits vor einigen Monaten mitgeteilt, dass sie nach insgesamt 18 Jahren mit Leitungsverantwortung nicht mehr zur Wahl stehen wird. Die offizielle Amtsübergabe ist für den Herbst geplant.
Schwester Juliana Seelmann stammt aus Unterpleichfeld im Landkreis Würzburg. Nach dem Abitur am Sankt-Ursula-Gymnasium in Würzburg absolvierte sie eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Missionsärztlichen Klinik Würzburg. Von 2007 bis 2008 war sie als Missionarin auf Zeit in Ntabankulu, Südafrika. Schwester Juliana trat 2009 ins Kloster Oberzell ein, legte 2012 die Erstprofess und 2015 die Profess auf Lebenszeit ab. Als Krankenschwester ist sie in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber tätig, einer Außenstelle des Klinikums Würzburg Mitte. Im Oktober 2017 wurde sie zur Noviziatsleiterin ernannt und 2019 erstmals in den Generalrat gewählt.
In ihrer ersten Ansprache in der Klosterkirche vor versammelten Schwestern, Mitarbeitenden und Freund:innen der Kongregation sagte Sr. Juliana zu, ihre Gaben in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen. In ihrer Arbeit in der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete habe sie den Sendungsauftrag noch tiefer verstanden: „Für mich ist unser Auftrag, Menschen spüren zu lassen, dass sie einmalig und wertvoll sind, eine Würde haben und Ansehen, wie viel auch immer in ihrem Leben zu Bruch gegangen ist.“ Dabei sei jede einzelne Person wichtig, betonte sie – und rief dazu auf, diesen Auftrag gemeinsam mit Leben zu füllen: hoffend, pilgernd und geschöpflich unterwegs, offen für leise Zwischentöne und liebevolle Begegnungen.
Zur Vikarin und damit zur Stellvertreterin der Generaloberin wurde Schwester Beatrix Barth (50) gewählt. Sie ist im Hunsrück in Rheinland-Pfalz aufgewachsen und studierte nach dem Abitur Lehramt für Grund- und Hauptschulen mit den Fächern Religionspädagogik und Musik. Sie trat 2000 im Kloster Oberzell ein, legte 2003 Erstprofess und 2008 ewige Profess ab. Von 2003 bis 2021 war Schwester Beatrix Lehrerin an der Von-Pelkhoven-Schule im Antonia-Werr-Zentrum (heilpädagogisch-therapeutische Jugendhilfeeinrichtung für Mädchen und junge Frauen) in Sankt Ludwig. Seit inzwischen vier Jahren leitet sie das Bildungshaus Klara im Kloster Oberzell. Seit 2009 ist sie zudem für die Jugend- und Berufungspastoral beauftragt. Seit März 2018 gehört sie dem Generalrat an.
In den Generalrat wählten die Delegierten zudem die Schwestern Rut Gerlach und Teresa Weimert. Schwester Rut Gerlach (61) wuchs in Wiesentheid (Landkreis Kitzingen) auf, besuchte von 1982 bis 1984 die Fachakademie für Sozialpädagogik St. Hildegard in Würzburg und praktizierte anschließend ein Jahr im Kindergarten der Oberzeller Schwestern in Eshowe in Südafrika. 1986 trat sie im Kloster Oberzell ein, legte 1989 die erste und 1994 die ewige Profess ab. Zehn Jahre arbeitete Schwester Rut als Erzieherin im Kindergarten St. Hildegard, zuletzt auch mit Leitungsverantwortung. Nachdem sie ein Jahr in der Frauenarbeit im Haus Antonia Werr tätig war, studierte sie Sozialpädagogik in Benediktbeuern und war anschließend als Sozialpädagogin im Haus Antonia Werr in Würzburg eingesetzt. 2011 übernahm sie dort die Leitung des Bereichs Flexible Hilfen für Mädchen und junge Frauen. 2013 wurde Schwester Rut erstmals als Rätin in die Generalleitung gewählt.
Schwester Teresa Weimert (68) ist in Großrinderfeld (Main-Tauber-Kreis) groß geworden und absolvierte ebenfalls die Fachakademie St. Hildegard. Sie arbeitete zunächst als Erzieherin in der Jugendhilfeeinrichtung in St. Ludwig. Ins Kloster Oberzell trat sie 1979 ein und legte 1982 die erste und 1985 die ewige Profess ab. Nach ihrem Studium der Sozialpädagogik in Benediktbeuern von 1985 bis 1989 arbeitete sie als Sozialpädagogin im Haus Antonia Werr im Bereich Frauen in Krisen. In den 1990er Jahren ließ sie sich berufsbegleitend zur systemischen Familientherapeutin ausbilden. Sr. Teresa arbeitete von 2001 bis 2005 im Frauenmissionswerk Koblenz und wechselte 2006 ins Würzburger Juliusspital, wo sie bis 2022 in der Krankenhausseelsorge und im Sozialdienst tätig war. Sie wurde nun zum ersten Mal in die Generalleitung gewählt.
Die Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu, so der offizielle Name der Oberzeller Franziskanerinnen, hat aktuell 87 Mitglieder. 69 Schwestern leben in Deutschland, fünf in den USA und 13 in Südafrika. Das Generalkapitel ist die höchste Beschluss fassende Versammlung der Schwestern und findet alle sechs Jahre statt. In zwei Teilen ziehen sich die insgesamt 19 gewählten Vertreterinnen vom 25. bis 31. Mai sowie vom 10. bis 18. Juni ins Haus Klara im Kloster Oberzell zurück, um gemeinsam die Zukunft der Kongregation in den Blick zu nehmen. Die Leitungspositionen werden bei den Oberzeller Franziskanerinnen demokratisch und auf Zeit vergeben. Während im ersten Teil des Kapitels der Rückblick und die Entlastung der bisherigen Leitung im Vordergrund standen, befassen sich die Schwestern im zweiten Teil vor allem mit der Zukunft der Gemeinschaft.