Generalkapitel beendet: Klare Haltung für Demokratie und Menschenwürde

Die Beteiligten des Generalkapitels 2025: Neben den delegierten Oberzeller Schwestern unterstützten Verwaltungsleiter und Ökonom sowie Missionsprokuratorin, Moderator:innen, Übersetzer:innen und Protokollant:innen die Gemeinschaft bei dieser wichtigen Versammlung.

In einer Zeit globaler Krisen und gesellschaftlicher Spannungen beziehen die Oberzeller Franziskanerinnen klar Stellung: Für Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit und Demokratie. In einem beim Generalkapitel 2025 verabschiedeten Positionspapier heißt es, man stehe „in franziskanischer und ökumenischer Tradition an der Seite von benachteiligten und bedrohten Menschen – seien es Geflüchtete, Queere, Menschen mit Behinderung oder alle, die von Rassismus betroffen sind“. Der Sendungsauftrag der Gemeinschaft bleibe aktuell: „Wir geben Menschen, besonders Frauen, eine Stimme.“

Das Generalkapitel – die höchste beschlussfassende Versammlung der internationalen Kongregation – tagte im Mai und Juni im Kloster Oberzell bei Würzburg. Delegierte aus Deutschland, Südafrika und den USA wählten dabei die künftige Generalleitung (wir berichteten) und berieten gemeinsam über Zukunftsfragen der Gemeinschaft. Sie formulierten Perspektiven für ein franziskanisches Leben in der Gegenwart.

Ein konkreter Beschluss: Es soll für Einrichtungen der Kongregation künftig ein Schwestern-Patinnenamt eingeführt werden. Diese begleitet Mitarbeitende und Bewohner:innen, so kann sie zum Beispiel zu Festen eingeladen werden. Die Schwestern wollen so eine neue Form der Präsenz schaffen, gerade dort, wo keine Schwestern mehr direkt mitarbeiten können. Wo es personell möglich und sinnvoll erscheint, soll die Generalleitung zudem darauf achten, Konvente in unmittelbarer Nachbarschaft zu Einrichtungen wie St. Ludwig, dem Wohnverbund Berscheba in Würzburg oder den Häusern in Südafrika zu erhalten oder wieder zu ermöglichen. Auch die internationale Vernetzung soll intensiviert werden. Digitale Formate werden künftig gezielter genutzt, um Austausch und Zusammengehörigkeit zwischen den Schwestern in Deutschland, den USA und Südafrika zu ermöglichen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Thema Schöpfungsverantwortung. Der Weg hin zu CO₂-Neutralität wird nun kongregationsweit vorangetrieben. Außerdem setzen sich die Schwestern dafür ein, die Artenvielfalt auf eigenen Flächen zu schützen.

Sensibilität für Macht und Missbrauch

Im Bewusstsein der eigenen Verantwortung und mit Blick auf die angestoßene unabhängige Studie zu sexualisierter Gewalt im Ordenskontext, bekräftigten die Schwestern ihr Engagement für Aufarbeitung und Prävention. Die Sensibilisierung gelte dabei nicht nur für sexualisierte Gewalt, sondern auch für spirituellen und strukturellen Machtmissbrauch.

Gerade in einer Zeit, in der demokratische Werte unter Druck geraten und viele Menschen Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren, sehen die Oberzeller Franziskanerinnen ihren Auftrag darin, Haltung zu zeigen. In der franziskanischen Tradition und im Geist von Ordensgründerin Antonia Werr bekennen sie sich klar zu Gerechtigkeit, Frieden und zur Bewahrung der Schöpfung – und stellen sich solidarisch an die Seite benachteiligter und bedrohter Menschen.

 

Hintergrund: Die Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu, so der offizielle Name der Oberzeller Franziskanerinnen, zählt aktuell 87 Mitglieder. 69 Schwestern leben in Deutschland, 13 in Südafrika und fünf in den USA. Das Generalkapitel ist die höchste Beschluss fassende Versammlung der Schwestern und findet alle sechs Jahre statt. Es legt Schwerpunkte fest und wählt demokratisch und auf Zeit die Leitungsgremien der Gemeinschaft.