Gegen manch Sommerwehwehchen ist ein Kraut gewachsen

Kräuter, die gut durch den Sommer bringen

Führung durch den Kräutergarten im Kloster Oberzell mit Apothekerin Katharina Mantel

Gegen viele Sommer-Beschwerden ist ein Kraut gewachsen – das weiß Apothekerin Katharina Mantel, die sich hauptverantwortlich um den Kräutergarten im Kloster Oberzell kümmert. Im Lehr-, Nutz- und Meditationsgarten des Klosters finden sich kühlende Heilkräuter für heiße Sommertage und erfrischende Begleiter für die Zeit im Freien. Kopfschmerzen durch die schwüle Hitze und juckende Insektenstiche sind typische Wehwechen in den Sommermonaten. Viele fühlen sich so schlapp, dass sie kaum das Haus verlassen möchten. Apothekerin Mantel hat daher ein paar Tipps, die sie kürzlich auch bei einer Führung durch den Kräutergarten verraten hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Katharina Mantel erklärt die verschiedenen Minzarten.

Kühlende Minzen

Bereits im „Lorscher Arzneibuch“ aus der Zeit Karls des Großen beschrieb ein Mönch, dass Kränze aus Minze gegen die Sommerhitze und insbesondere bei Kopfschmerzen helfen können. Er schreibt über ihre wohltuenden Eigenschaften: „Durch die Wirksamkeit ihres Duftes richtet sie das niedergeschlagene Gemüt wieder auf, sie nimmt einem Magen, der nichts begehrt, den Widerwillen, bei Kopfweh streicht man sie zerstoßen auf die Schläfen.“

Es gibt zahlreiche Minzarten – auch im Kräutergarten der Oberzeller Franziskannerinnen. Bei der Führung verteilte Katharina Mantel einige Minzzweige. Die Teilnehmenden rieben die Blätter zwischen den Fingern und verglichen die verschiedenen Gerüche. Drei große Gruppen können bei den Minzen unterschieden werden, so Mantel: Die Fruchtminzen, die Spearmint-Minzen mit hohem Anteil an Winde lösendem Carvon im ätherischen Öl sowie die mentholreichen Minzen. Im Sommer sind die letzteren besonders erfrischend, da das im ätherischen Öl enthaltene Menthol von innen kühlt. Der Tipp der Apothekerin: Hier können sich Jugendliche und Erwachsenen, die ätherische Öle im allgemeinen gut vertragen, in der Sprühfalsche eine stark verdünnte Lösung mit Minz-Öl und Ethanol selbst ansetzen und sich so Abkühlung verschaffen.

Die Minzen werden auch gerne in der Aromatherapie eingesetzt, da diese durch die Riechzellen der Nase sofort wirken. Ein Tee mit frischer Minze kühlt auch von innen. Hierfür die Blätter sehr klein schneiden, damit möglichst viele Wirkstoffe gelöst werden, dann heißes Wasser drüber gießen und einen Deckel auf die Tasse legen, damit die ätherischen Öle nicht entweichen, noch etwa zehn Minuten ziehen lassen, ab und zu schwenken und dann lauwarm genießen. Das erfrischende Aroma der Minzen wird im Kloster auch gerne in Getränken genutzt, zum Beispiel „frische Minzblätter im Mineralwasser zum Mittagessen“ wie Schwester Reingard Memmel erzählt, die sich ebenfalls um den Kräutergarten kümmert. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Minzen mögen es nicht zu warm: Unter dem Halbschatten eines Baumes gibt es für die Minze ein eigenes Beet im Klostergarten. Auch Quendel fühlt sich hier wohl.

 

Kräuter zum Zellschutz

Der Frauenmantel, dessen halbrunde, gefächerten Blätter ihm diesen Namen verliehen, enthalten Gerbstoffe, die zellschützend sind und freie Radikale aufnehmen. Gerade bei der starken Sonneneinstrahlung im Sommer eine gute Vorbeugung für die Haut und den ganzen Körper. Aber auch Blüten, der Mauretanischen Malve oder Perilla, auch bekannt unter Shiso, schützen die Haut von innen vor Schäden durch Sonnenstrahlen.

Thymian wirkt unterstützend

Schon im alten Griechenland wurde Thymian zur Stärkung eingesetzt. Es gibt den Gartenthymian aus dem Mittelmeerraum, den Spanischen Thymian, der etwas heller ist sowie den einheimischen Feldthymian, auch Quendel genannt. Hildegard von Bingen schrieb „Wenn das Gehirn krank und wie leer ist, dann pulverisiere er Quendel, und diese Pulver vermische er mit Semmelmehl in Wasser; und so mache er Törtchen; und er esse sie oft, und sein Gehirn wird sich besser befinden.“ Ob der Quendel gegen die Hitze und bei Mattheit wirklich hilft, dazu gibt es allerdings keine validen Studien. Pulverisiert auf einem Butterbrot mit Honig schmeckt er aber sehr gut und wird von vielen für seine kräftigende Wirkung geschätzt. Zudem wirkt v.a. der Gartenthymian antibiotisch und antiseptisch und kann daher bei der Einnahme von Antibiotika unterstützend wirken.

Beruhigender Lavendel

Der Lavendel kann in schwülen Nächten dabei unterstützen, in den Schlaf zu kommen. Als frisch zubereiteter Tee, in einem Bad oder zum Schnuppern – die ätherischen Öle wirken! Zudem soll der Geruch auf der Haut vor Mücken schützen. Bei Stichen kann man Lavendel zerreiben und auf die Stichstelle verteilen. Gleiches gilt übrigens auch für die Blätter des Spitzwegerichs.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Lavendel wirkt nicht nur beruhigend, sondern ist auch eine beliebte Bienenweide.

 

Salbei gegen Schweiß

Der Echte Salbei (Salvia officinalis) ist vom lateinischen Wort salvare abgeleitet, was „heilen“ bedeutet. Diese Heilpflanze hat in Klostergärten schon lange einen festen Platz, denn Echter Salbei hat eine lindernde Wirkung bei Halsschmerzen und hilft bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Er enthält neben ätherischen Ölen Gerb- und Bitterstoffe. Es gibt etwa 900 Salbei-Arten. Der Echte Salbei ist für seine antibakterielle und schweißhemmende Wirkung bekannt. Salbeitee in Maßen kann also Schwitzen mindern.

Sr. Leandra Ulsamer, die den Kräutergarten vor ca. 30 Jahren anlegte, startete mit einem Salbeistock sowie mit Minze und Zitronenmelisse. Angefangen hatte alles mit dem Auftrag, Pflanzen für den Abendtee der Mitschwestern zu kultivieren. Noch heute steht dieser erste Salbeistock stolz und knorrig in der Mitte des Kräutergartens.

 

 

 

 

 

 

 

 

Sr. Reingard Memmel schneidet den blühenden Salbei, der seit Tausenden von Jahren eines der wichtigsten Heilkräuter ist. Schon Kaiser Karl der Große empfahl den Anbau von Salbei.

Hintergrundinfos Kräutergarten im Kloster Oberzell

Was 1989 mit einer kleinen Ecke im Garten begann, ist heute mit rund 100 verschiedenen Heilkräutern und ca. 200 qm Fläche einer der größten und bekanntesten Kräutergärten in Deutschland. Und jedes Jahr kommen neue Pflanzen hinzu. Hier werden für den Eigenbedarf Pflanzen für Kräutertees, Salben und für Festtage wie Maria Himmelfahrt liebevoll gepflegt. Es finden sich hier Johanniskraut, Pfefferminze, Wermut, Schafgarbe, Beinwell sowie Ringelblumen und Kapuzinerkresse und weitere Heil- und Nutzpflanzen. Im Gegensatz zu den mittelalterlichen Klostergärten gibt es keine rechteckigen Beete und die einzelnen Pflanzenarten stehen auch nicht wohlgeordnet beieinander. Geschwungene Wege, die mit Schieferplatten belegt sind, ziehen sich durch die Anlage – ohne gerade Linien. Dadurch entsteht ein lebendiges, organisches Gesamtbild. Die Pflanzen sind nach ästhetischem Gefühl über den Garten verteilt, so dass von Frühling bis zum Spätherbst in jeder Ecke etwas blüht. So können Besucher immer wieder etwas Neues entdecken.