60 Jahre Ministrant: Waldemar Schneider aus Zell feiert Jubiläumsgottesdienst

Jubilar Waldemar Schneider (zweiter von rechts) erhält Glückwünsche von Sr. Rut Gerlach, Hausgeistlichem Achim Wenzel und Generaloberin Sr. Katharina Ganz (von links). Foto: Sr. Beatrix Barth

Waldemar Schneider aus Zell am Main übernimmt viele Dienste bei den Gottesdiensten im Kloster Oberzell: Der 68-Jährige ist Lektor, Kommunionhelfer und Zeremonienmeister, vor allem aber Ministrant – und das seit 60 Jahren. Dieses außergewöhnliche Jubiläum haben die Oberzeller Franziskanerinnen gemeinsam mit Waldemar Schneider am Pfingstmontag in der Klosterkirche gefeiert.

60 Jahre Ministrantendienst würden nur wenige erreichen, betonte Sr. Rut Gerlach in ihrer Begrüßung. Waldemar Schneider sei mit der Liturgie und den Besonderheiten der verschiedenen Festtage vertraut. „Sollte einmal etwas übersehen oder vergessen werden, machen Sie diskret darauf aufmerksam oder holen es mit solcher Ruhe herbei, dass es für die Gemeinde wie geplant wirkt.“ Außerdem führe er die jüngeren Ministrantinnen und Ministranten mit Umsicht, Freundlichkeit und viel Herzblut in ihren Dienst ein und vermittele ihnen Sicherheit.

Stufengebet noch in Latein auswendig gelernt

Waldemar Schneider selbst nutzte den Gottesdienst, um einige Erinnerungen an diese 60 Jahre mit den Schwestern zu teilen. Von seinen insgesamt 60 Jahren als Ministrant habe er 46 Jahre im Kloster Oberzell gedient. 1964 sei er wie viele andere nach der Erstkommunion gefragt worden, ob er nicht Ministrant werden wolle. Mit der großen Gruppe, die sich damals bereit erklärte, habe er das Stufengebet in lateinischer Sprache auswendig gelernt. Die Priester zelebrierten zu der Zeit noch mit dem Rücken zum Volk. Die Ministranten mussten das große, schwere Messbuch von der einen auf die andere Altarseite, um den Priester herum tragen und wieder auf den hohen Altar stellen. „Dabei ist es mir auch mal vom Pult und die Altarstufen hinunter gefallen“, erzählte der Jubilar.

Schon damals sei er in der Zeller Pfarrkirche mit Oberzeller Schwestern in Berührung gekommen, da sie in der Sakristei tätig waren: zunächst Sr. Bonaventura, danach Sr. Timothea. Mit ihr habe er sogar viele Stunden beim Leuchterputzen oder sonstigen nötigen Arbeiten in der Pfarrkirche verbracht. „Sie hat mir auf ihre einfache, zurückhaltende, feine Art das Rüstzeug für meine ehrenamtliche Tätigkeit im Mesnerteam mitgegeben. Und ich versuche, den Sakristeidienst in ihrem Sinne auszuführen.“

Erinnerungen an viele Oberzeller Schwestern

Es dauerte aber noch bis Lichtmess 1978, bis er auf Nachfrage des damaligen Ministranten Klaus Werner seinen ersten Einsatz in der Oberzeller Klosterkirche hatte. Sr. Clementine habe ihn dann gefragt, ob er nicht öfter kommen würde. „Daraus sind mittlerweile 46 gemeinsame Jahre geworden.“ Mit vielen Schwestern hat Waldemar Schneider in diesen über vier Jahrzehnten in der Sakristei zusammengearbeitet, die meisten sind inzwischen verstorben. Außerdem habe er vier Generaloberinnen und über 14 Priester in Oberzell erlebt. In Erinnerung sei ihm vor allem die ruhige, zurückhaltende Art von Spiritual Anton Heßler, der zuschlagende Türen nicht vertragen konnte. Da ein Priester nicht schimpfen oder fluchen sollte, sei dem Spiritual nur ein „Herr erbarme Dich!“ über die Lippen gekommen. Als 2009 Oberstudienrat Achim Wenzel seinen Dienst als Hausgeistlicher antrat, habe ihn das erst einmal geschockt, verriet Waldemar Schneider und ergänzte mit einem Lächeln: „Mit ihm kam der erste Priester, der in meiner Laufbahn als Ministrant jünger war als ich.“

Sein Dank gelte allen Ministranten und Ministrantinnen, die ihn über diese vielen Jahre hinweg begleitet haben. Stellvertretend nannte er Klaus Rind, Burkhard Fuchs und Günter Fasel als den „letzten der alten Garde der Zeller Ministranten“. Zu seinem Jubiläumsgottesdienst waren auch die drei Ministranten gekommen, die Waldemar Schneider seit 2010 in den Dienst eingeführt hat.

Besonderen Dank sprach der 68-Jährige seiner Frau Marianne aus, die es ihm immer zugestanden habe, diesen Dienst zu verrichten und entsprechend familiäre Pläne wie die Bescherung an Weihnachten hintenan stellte. Wie lange er diesen Dienst noch ausüben wird? „Das wird sich danach richten, wie mir meine Gesundheit mit Gottes Hilfe noch erhalten bleibt.“