Schluss mit der Lebensmittelverschwendung: Oberzeller Franziskanerinnen solidarisieren sich mit Ordensmann, der beim Containern „erwischt“ wurde

Wir Oberzeller Franziskanerinnen erklären uns solidarisch mit dem Jesuitenpater Dr. Jörg Alt und seinen Mitstreiter*innen, die an Lebensmittelmärkten „containern“ und damit noch genießbare Lebensmittel vor dem Wegwerfen retten. Mit dieser Aktion des zivilen Ungehorsams, die von der Gruppierung „Aufstand der Letzten Generation“ initiiert wurde, wollen die Akteur*innen auf die drastische Lebensmittelverschwendung in unserem Land aufmerksam machen.

Laut einer vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Auftrag gegebenen Studie landen in Deutschland etwa 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Mit 52% wird der größte Teil davon in Privathaushalten weggeworfen, etwa 75 kg pro Person und Jahr – das entspricht in etwa zwei Einkaufswägen voll bzw. einem Warenwert von 235 €. Doch auch im Groß- und Einzelhandel werden noch 0,5 Millionen Tonnen genießbarer Lebensmittel weggeworfen.[1]

Die Aktion, die Pater Jörg Alt in Nürnberg und viele andere in weiteren deutschen Städten durchführen, will Menschen diese unglaubliche Verschwendung ins Bewusstsein bringen. Containern, also das Herausnehmen von weggeworfenen, noch genießbaren Lebensmitteln aus Abfallcontainern an Supermärkten etc., ist in Deutschland strafbar.

In ihrem Koalitionsvertrag legten SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP fest: „Wir werden gemeinsam mit allen Beteiligten die Lebensmittelverschwendung verbindlich branchenspezifisch reduzieren, haftungsrechtliche Fragen klären und steuerrechtliche Erleichterung für Spenden ermöglichen.“[2] Wir fordern von den Regierungsparteien, möglichst schnell Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles festzulegen. Dazu gehört unter anderem, die rechtlichen Rahmenbedingungen gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln zu schaffen. Frankreich kann hier als Vorbild dienen. Dort ist es dem Einzelhandel, der Gastronomie und weiteren Branchen ab einer gewissen Größe verboten, Lebensmittel, die nicht verkauft wurden, unbrauchbar zu machen, sie müssen diese im Gegenteil gemeinnützigen Organisationen spenden.[3]

Im Hinblick darauf, dass weltweit etwa 800 Millionen Menschen Hunger leiden und die Lebensmittelverschwendung unsere Umwelt belastet – global mehr als 38 Millionen Tonnen Treibhausgase, dazu Wasser- und Flächenverbrauch sowie der Einsatz von Herbiziden und Düngern – [4] erheben wir als Franziskanerinnen unsere Stimme gegen diese Ungerechtigkeit.

„Wir müssen der Wegwerfmentalität ein Ende setzen, wir, die wir den Herrn um das tägliche Brot bitten. Die Verschwendung der Lebensmittel ist mit schuld am Hunger und am Klimawandel.“[5] schreibt Papst Franziskus auf seinem Twitter-Account. Dem schließen wir uns an und hoffen, dass die Aktion aufrüttelt, ein Umdenken in Privathaushalten und beim Handel anregt sowie die politisch Verantwortlichen zu den nötigen Schritten veranlasst.

 Weitere Infos: https://letztegeneration.de/

 „Wir sind die erste Generation, die vom Klimawandel betroffen ist, und die letzte Generation,
die noch in der Lage ist, ihn aufzuhalten.“ (Barack Obama)

[1]Johann Heinrich von Thünen-Institut (TI), Universität Stuttgart: Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015, https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/studie-lebensmittelabfaelle-deutschland.html

[2]Mehr Fortschritt wagen, Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP, 2021, S. 45

[3]https://www.cec-zev.eu/de/themen/umwelt/lebensmittelverschwendung-in-frankreich/

[4]https://www.umweltbundesamt.de/themen/wider-die-verschwendung

[5]https://twitter.com/Pontifex_de/status/1193838277490462720