Bangladesch und ich

Um das Thema „Recht“ und „Umwelt“ im Sozialkundeunterricht praktisch zu beleuchten machten sich die Schülerinnen der Berufsschule auf eine Gedankenreise.

Da eine echte Reise weder zeitlich noch finanziell machbar war, wählte Christine Tremer, Berufsschullehrerin an der Von-Pelkhoven- Berufsschule, für den Einstieg einen Film als Methode. Die Bilder der Dokumentation waren sehr ergreifend und alle Schülerinnen – ohne Ausnahme – ließen sich auf die visuelle und auditive Reise nach Bangladesch ein. Auf diese Weise schauten sie über den eigenen Tellerrand hinein in fernes Land, in dem ein anderes Bild von Recht und Umwelt vorherrscht. Unterwegs zu sein bedeutet in Bangladesch: einer anderen sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit zu begegnen. Kinderarbeit, menschenunwürdige Lebensverhältnisse, Gefahr für Leib und Leben der Kinder durch die Arbeit in einem so genannten Müllsee oder auf verdreckten Bahngleisen, stimmten nicht nur nachdenklich – sie machten die AWZ-Schülerinnen traurig und wütend.

Doch was ist der eigentliche Zweck einer solchen gedanklichen Reise? Jede der Schülerinnen konnte nachspüren, was die Bilder und Texte bei ihr bewirkten. Anschließend tauschten sich die Jugendlichen über das Erlebte aus und besprachen aus ihrer Sicht Möglichkeiten der Hilfe. Schnell kam die Frage auf: Was braucht die Welt für Veränderung? Die Antworten waren Anteilnahme, Mitgefühl, Mut und Kraft. Man kam überein, dass alleine die Möglichkeiten begrenzt sind. Die Menschen können die Fotos oder den Film ansehen und gemeinsam etwas für die Kinder in Bangladesch tun. Die Schülerinnen erkannten für sich, dass das Kinderhilfswerk UNICEF eine gute Einrichtung ist, um Kindern in solchen Situationen und Ländern zu helfen.

Vor der Haustür
Doch damit war die Gedankenreise noch nicht zu Ende. Lehrerin Elisabeth Stahl lenkte die Aufmerksamkeit der Berufsschülerinnen von der Diskussion weg, hin auf die Tafelanschrift: „Unsere Bundeskanzlerin, Angela Merkel, hat entschieden, 1000 unbegleitete Kinder aus Kriegsgebieten und Notsituationen in Deutschland aufzunehmen.“ Je mehr Schülerinnen die Tafelanschrift lasen, desto mehr Stille trat im Klassenzimmer ein. Schließlich war es eine Weile ganz still – und dann brachen persönliche Meinungen zu diesen Kindern und Jugendlichen los. Diese Überlegungen führten von der Frage, ob „die“ nicht doch in ihren Ländern bleiben und sich irgendwie über Wasser halten sollten. Sie gediehen weiter dahin, dass es in den Ländern, aus denen sie kommen, es aber so gut wie keine Chance für sie gibt. Man kam schließlich überein, dass da Kinder und Jugendliche unterwegs sind – auf dem Weg in Länder, wo sie es besser haben…und es gut ist, wenn Deutschland sie aufnimmt. Andererseits fragten die Schülerinnen, ob man nicht schon genug Flüchtlinge habe…So kam erneut die Frage: Was braucht die Welt für Veränderung? Die Antworten waren die gleichen wie für den ersten Unterrichtsteil: Anteilnahme, Mitgefühl, Mut und Kraft. Man kam überein, dass auch hier alleine die Möglichkeiten begrenzt sind, aber: hinzu kam die Erkenntnis, dass ALLEN Kindern in solchen Situationen und Ländern gleichermaßen unbedingt zu helfen sei.

Jede Einzelne von uns ist auf ihrem Lebensweg – mit ihren eigenen gemachten Erfahrungen und vorangegangenen Erlebnissen. Die eigenen Lebenswege haben unsere Meinungen geformt. Jede Schülerin durfte ihre eigene Meinung haben.

Gemeinsam gewannen die Schülerinnen die Erkenntnis: Notleidende Kinder in Bangladesch – unbegleitete Kinder und Jugendliche als Flüchtlinge – das hat auch mit mir und unserem Sozialkundethema „Recht“ und „Umwelt“ zu tun. Die Dokumentation dazu kann man sich auf Netflix ansehen. Sie gehört zur Foto-Dokumentationsreihe „Bildschöne Welt“.

Elisabeth Stahl
Heilpädagogische Förderlehrerin, Von-Pelkhoven-Schule

Christine Tremer
Studienrätin, Von-Pelkhoven-Schule