Vertrauensperson und Begleiterin in allen Lebenslagen

Ganz überraschend rief Gott am Samstag, den 26. Februar 2022 unsere Mitschwester M. Linhildis Metz in seinen ewigen Frieden. Sr. Linhildis wurde am 2. Dezember 1933 in Katzenbach, Gemeinde Burkardroth/Rhön, geboren und auf den Namen Erna getauft. Sie wuchs mit vier Geschwistern auf einem Bauernhof in einem religiösen Elternhaus auf.

Von 1940 bis 1948 besuchte Erna die Volksschule in Katzenbach und anschließend bis 1950 die Berufsschule in Poppenroth. Schon als Mädchen war sie in ihrer Pfarrei aktiv. Sie betätigte sich eifrig als Sammlerin für caritative Zwecke und trug verschiedene religiöse Zeitschriften in ihrem Heimatort aus.

Seit ihrer Kindheit hatte Erna den Wunsch, Ordensschwester zu werden. Nach ihrer Schulzeit trat sie im Oktober 1951 in unsere Gemeinschaft in Oberzell ein. Als Kandidatin besuchte sie noch im selben Jahr das Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen, das in der Nachkriegszeit zunächst im Kloster Oberzell untergebracht war.

Nach ihrer beruflichen folgte die klösterliche Ausbildung. Im Mai 1954 wurde Erna in das damals einjährige Noviziat aufgenommen und erhielt den Namen Schwester Maria Linhildis. 1955, im 100. Jubiläumsjahr der Kongregation, legte sie die Erstprofess und 1958 die Profess auf Lebenszeit ab. Der erste Einsatz von Sr. Linhildis als Erzieherin war von 1955 bis 1965 in Hirschaid. Anschließend wurde sie nach Rechtenbach versetzt, wo sie bis 2011 mit den Mitschwestern lebte und wirkte. Von 1976 bis 1997 war Sr. Linhildis auch Konventsoberin.

Nach ihrem 65. Geburtstag wurde Sr. Linhildis am 25.Juli 1999 offiziell aus dem Kindergarten verabschiedet, den sie 34 Jahre geleitet und geprägt hatte. Bis zur Auflösung des Konvents pflegte Sr. Linhildis vielfältige Kontakte zu den Menschen in Rechtenbach und besuchte gerne die Kranken in der Gemeinde. Im Oktober 2011 musste die damalige Generalleitung den Rechtenbacher Konvent nach 54 Jahren schweren Herzens schließen und Sr. Linhildis kehrte, als Rechtenbacher Ehrenbürgerin, zusammen mit Sr. Herildis nach Oberzell zurück.

Sie liebte ihren Beruf als Erzieherin

Sr. Linhildis liebte ihren Beruf als Erzieherin und setzte sich mit ganzer Kraft für die Arbeit im Kindergarten ein. Generationen von Rechtenbachern hat sie geprägt und gefördert. Sie hatte ein gutes Gespür für die Anlagen und Begabungen der Kinder und wünschte, dass aus jedem „etwas werden würde“. In der erzieherischen Arbeit konnte sie deshalb auch hin und wieder eine überraschende Strenge an den Tag legen, wie mir eine Mitschwester berichtete. Gleichzeitig hatte sie Humor und konnte auch sehr unkonventionell sein. So nähte sie sich blaue Kleider für die Arbeit mit der Begründung, dass sie schließlich nicht immer als graue Maus vor den Kindern erscheinen könne. Auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Kindergartendienst besuchte sie den Kindergarten gern, wohnte sie dort ja Tür an Tür mit den Kindern.

In der Pfarrgemeinde engagierte sie sich auf vielfältige Weise. Sie war Lektorin, Kommunionhelferin, machte Krankenbesuche, brachte die Krankenkommunion und organisierte den Kirchenschmuck. Eine Zeit lang war sie als Sakristanin tätig und führte ihre Nachfolger in die anfallenden Aufgaben ein.

Herzlich und hilfsbereit

Sr. Linhildis war eine herzliche, hilfsbereite und an den Sorgen der Menschen Anteil nehmende Frau. Für viele Rechtenbacher, aber auch für Mitschwestern und für die eigene Familie war sie Vertrauensperson und Begleiterin in allen Lebenslagen. Ihre innere Freude, ihre positive Lebenseinstellung und ihr tiefer Glaube machten sie zu einer überzeugenden Persönlichkeit.

Von Antoine de Saint-Exupery gibt es das schöne Wort „du bist ein Leben lang für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“. In Rechtenbach hat Sr. Linhildis die längste Zeit ihres Lebens und Ordenslebens verbracht. So blieb sie den Rechtenbachern auch nach der Rückkehr nach Oberzell sehr verbunden. Sie pflegte vielfältige Kontakte und besuchte die Gemeinde gern. Zurück im Mutterhaus arbeitete Sr. Linhildis zunächst in der Sakristei mit, später im Speisesaal, dem sogenannten Refektor des Konvents. Mit besonderer Liebe bereitete sie für jede Schwester zum Namenstag und Geburtstag ein Blumensträußchen vor und sorgte auch im Haus für den Blumenschmuck.

Sr. Linhildis liebte die Natur, hatte Freude daran, mit einer Schwesterngruppe aufs Erdbeerfeld zu fahren und las im Herbst die Äpfel auf. Bis ins hohe Alter war sie unternehmungslustig und ließ keinen Ausflug aus. In den vergangenen Monaten nahmen zwar ihre Kräfte merklich ab, nicht aber ihre Lebensfreude und ihre Hingabe an die Menschen und an Gott, dem sie ihr Leben verdankte. Wir sind dankbar, dass wir sie in unserer Mitte haben durften und hoffen, dass sie im Haus Gottes ihren Platz erhalten hat.

Sr. Rut Gerlach, Konventsoberin