Sensible Ordensfrau mit pädagogischem Geschick

Mitten in der Osterzeit, am 4. Mai 2021, erlöste Gott unsere Mitschwester Maria Theodulfa Engelhaupt aus der Vergänglichkeit ihres Leibes und führte sie heim in die ewige Osterfreude. Schw. Theodulfa wurde am 23. November 1924 in Mittelsinn, im Landkreis Main-Spessart, geboren und zwei Tage später auf den Namen Anna getauft. Sie wuchs mit zwei weiteren Geschwistern auf. Ihre Eltern betrieben eine Landwirtschaft und waren fest im christlichen Glauben verwurzelt.

Von 1931 bis 1938 besuchte Anna die Volksschule und von 1938 bis 1940 die landwirtschaftliche Berufsschule in Mittelsinn. Nach der Beendigung ihrer Schulpflicht arbeitete sie auf dem elterlichen Hof und besuchte im Winterhalbjahr die Handarbeitsschule.

1947 trat Anna Engelhaupt in unsere Gemeinschaft ein. Aufgrund ihrer Begabung und ihrer Freude am Nähen und Handarbeiten, besuchte sie als Kandidatin von Sept. 1947 bis Sept. 1948 den „Staatlichen Sonderlehrgang zur Ausbildung für Handarbeitslehrerinnen“ im Kloster Oberzell und schloss ihn erfolgreich ab. Am 3. Oktober 1949 wurde Anna in das Noviziat aufgenommen und erhielt den Namen Schwester Maria Theodulfa. Nach dem einjährigen Noviziat legte sie im Oktober 1950 zeitliche Profess und 1953 die Profess auf Lebenszeit ab.

Nach der Erstprofess 1950 wurde Schw. Theodulfa in das Fürsorgeheim in Tandern versetzt, wo sie 20 Jahre als Handarbeitslehrerin tätig war. Im Rahmen einer beruflichen Weiterbildung besuchte sie 1958 das einjährige „Heimpädagogische Aufbauseminar für Bayern“, in München und qualifizierte zur Heimerzieherin.

Nach 20 Jahren in Tandern wurde Schw. Theodulfa 1970 als Gruppenerzieherin in das Fürsorgeheim Gauting versetzt. Nach weiteren sechs Jahren wurde sie 1976 in unser Mädchenheim in Kirchschönbach, versetzt, wo Sr. Theodulfa ebenfalls als Gruppenerzieherin arbeitete. 1980 wechselte sie erneut ihren Arbeits- und Aufenthaltsort und kam in das Mädchenheim München-Thalkirchen. Hier wirkte sie 10 Jahre als Gruppenerzieherin und war anschließend als Arbeitserzieherin beschäftigt. Zusammen mit den Mädchen und jungen Frauen fertigte sie alle Näharbeiten für das ganze Haus.

Pfortendienst mit großer Liebe und Zuverlässigkeit

Nach dem Abzug unserer Schwestern aus München-Thalkirchen zog Schw. Theodulfa 1996 nach Würzburg, in das Haus Antonia Werr. Von ihrem Wohnort in der Sanderau fuhr sie zwölf Jahre  täglich mit Bus und Straßenbahn in das Antoniushaus, unser Alten- und Pflegeheim, wo sie den Pfortendienst mit großer Liebe und Zuverlässigkeit übernahm.

Sr. Theodulfa wirkte ihr ganzes Ordensleben in unserem Sendungsauftrag. Sie begleitete Mädchen und junge Frauen in schwierigen Lebensumständen und war dabei umsichtig und sensibel. Sie leitete ihre Gruppe mit pädagogischem Geschick, stellte sich Konflikten und Herausforderungen in der Erziehungsarbeit und wollte den einzelnen Mädchen mit ihren Bedürfnissen gerecht werden. Besonders begeisterte sie die Mädchen durch Basteln und Handarbeiten und gestaltete mit ihnen gern die Feste im Jahreskreis. Sie war humorvoll und beteiligte sich mit den Mädchen auch gern an Spielen und Theaterstücken, die sie mit ihnen für verschiedene Gelegenheiten probte. An beruflichen Weiterbildungen und Besprechungen im pädagogischen Team nahm sie sehr gern teil und reflektierte ihre Arbeit.

Ihre Kraft für den Alltag schöpfte Sr. Theodulfa aus dem täglichen Gebet und dem Betrachten der Heiligen Schrift. Vom Haus Antonie Werr aus, pilgerte sie auch gern auf das Käppelle, um dort in den Anliegen unserer Gemeinschaft, der Frauen aus und Mädchen und ihren ganz persönlichen zu beten. Nach einer Erkrankung 2008 und dem anschließenden Genesungsaufenthalt im Antoniushaus äußerte Sr. Theodulfa den Wunsch, dort zu bleiben. Daraufhin wurde sie in unser Alten- und Pflegeheim versetzt.

Auch im Alter hatte Sr. Theodulfa große Freude an Hand- und Bastelarbeiten. Im Haus Antonie Werr erhielten die Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen jeweils einen gehäckelten Stern zu Weihnachten. Im Antoniushaus bastelte sie mit Vorliebe Fröbelsterne, mit denen das Haus in der Advents- und Weihnachtszeit geschmückt wird. Immer war Sr. Theodulfa mit einer kleinen Tasche unterwegs, in der sie Bastelmaterial oder Strickzeug dabei hatte. Sobald sie sich gesetzt hatte, widmete sie sich emsig einer Tätigkeit.

Nach einem langen und erfüllten Ordensleben und der langen Zeit, in der ihr Leib immer hinfälliger wurde, durfte Sr. Theodulfa ihr Leben in Gottes Hände zurückgeben. Aus Wasser und Geist wurde sie am Anfang ihres Lebens neu geboren. Mit Christus, so glauben wir, wurde sie im Tod auferweckt zu ewigem Leben. Möge der barmherzige Gott ihr alles vergelten und sie teilhaben lassen an seiner Herrlichkeit. Amen.