Nachtwächterin mit reinem Herzen

„Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.“ (Mt 5,8) Dieser Vers passt zum Wesen von Sr. Veronica. Sie hatte ein reines Herz. Sie war ein warmherziger, gütiger Mensch und hatte ein durch und durch freundliches Wesen. Oder anders ausgedrückt: Sie hatte das Herz am rechten Fleck, war einfühlsam und mit ganzem Herzen den Menschen zugewandt.

Schwester Veronica wurde am 23. September 1940 in Belford, New Jersey geboren und auf den Namen Barbara Ann getauft worden. Sie trat 1966 in die Gemeinschaft ein, legte 1969 ihre zeitliche Profess und 1974 ihre ewige Profess ab. Ab ihrer zeitlichen Profess war sie zunächst sechs Jahre lang als Wirtschaftsschwester im Regionalhaus in North Plainfield tätig. Ab 1975 half sie als Nachtwache in der Altenpflege mit. Dieser Tätigkeit ging sie drei Jahrzehnte lang nach. Sr. Veronica hatte ein sehr gutes Gespür für die Bedürfnisse von Patientinnen. Mit großer Liebe hielt sie Sitzwachen bei Sterbenden und vermittelte durch ihre Ruhe und Präsenz, dass niemand Angst haben müsse vor dem Tod.

In Plainfield lebte sie in drei verschiedenen Konventen: bis 1991 gehörte sie zum Konvent im Regionalhaus, ab 1997 zum Konvent San Damiano, und lebte  anschließend bis 2006 im Konvent St. Francis. Nach dem Verkauf von North Plainfield zog sie mit den Schwestern nach Yardville um. Wenn sie von dort aus Sr. Anita im städtischen Pflegeheim Morris Hall besuchte, knüpfte sie auch gute Kontakte zu anderen Bewohnerinnen und Pflegekräften. Sie war dort eine gern gesehene Besucherin.

Als auch der Konvent in Yardville im Mai 2016 geschlossen wurde, entschied sie sich, ins Alten- und Pflegeheim der Barmherzigen Schwestern nach McAuley Hall zu gehen. Dort lebte sie zusammen mit Sr. Anthony, Sr. Francis, Sr. Elisabeth und Sr. Theresa, bis eine nach der anderen sich verabschiedete und vor ihr verstarb. Sr. Veronica erfasste auch die emotionale Komponente von den einschneidenden Entscheidungen und Veränderungen in der Region und zeigte offen ihre Gefühle. Aber auch dann knüpfte sie Freundschaften mit Barmherzigen Schwestern. Sie nahm gerne an gemeinschaftlichen Aktivitäten teil und spielte zum Beispiel sie vor wenigen Jahren den hl. Josef bei einem Krippenspiel.

Gebet und Rosenkranz gaben ihr Halt und Kraft

Es tat ihr leid, dass die Gemeinschaft durch den Umzug nach Seabrook und McAuley Hall auseinander gerissen wurde. Denn sie liebte es mit den Schwestern zusammen zu sein. Der Gottesdienst, das Stundengebet und der Rosenkranz gaben ihr Halt und Kraft.

Eine innige Beziehung hatte Sr. Veronica zu ihrer Nichte, für die sie Mutterersatz gewesen war. Es war schön für sie, vor drei Jahren im Kreis ihrer Angehörigen ihr goldenes Professjubiläum feiern zu können. Die Isolation und Abgeschnittenheit im Pflegeheim während der Corona-Pandemie haben ihr sehr zugesetzt. Wochen- und monatelang alleine auf dem Zimmer zu sitzen und keinen Besuch empfangen zu können, machte ihr viel aus. Umso mehr freute sie sich immer über Aufmerksamkeiten und war für alles dankbar. Sie hatte einen hintergründigen Humor und konnte herzhaft lachen.

Am 27. Juni haben die Schwestern der Region der hl. Familie in der Kapelle von Mc Auley Hall das Requiem für Sr. Veronica gefeiert und sie auf dem Friedhof in South Plainfield beigesetzt. Nun darf sie Gott schauen und ist wieder mit den über 80 Schwestern vereint, die in der Region der hl. Familie zu unserer Kongregation gezählt haben und ihr Leben bereits vollendet haben. Möge sie ruhen in Frieden.

Sr. Katharina Ganz