Krankenschwester mit Liebe zu Musik und Gesang

„Alsdann werden alle Dinge in die Ewigkeit hinübergehen, herausgehoben aus der Unbeständigkeit und Gebrechlichkeit, unter denen die Welt jetzt noch leidet. Sie werden hinübergeführt in eine unerschöpfliche Verwandlung.“ Diese Worte stammen von Hildegard von Bingen.

Und so glauben wir, dass Gott unsere Mitschwester M. Edelinde Defland am Nachmittag des 22. September 2023 auch in seinen ewigen Frieden gerufen hat.

Schwester Edelinde wurde am 22. Dezember 1930, kurz vor Weihnachten, in Brücken im Landkreis Kusel geboren. Am Fest der Unschuldigen Kinder, dem 28. Dezember, wurde sie auf den Namen Renate Rosa getauft. Sie wuchs mit zwei Brüdern und bei ihren Eltern Martha und Eduard Defland auf. Ihr Vater war von Beruf Diamantenschleifer, fiel aber 1945 in Ostpreußen.

Renates Schulzeit fiel in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Nach der Schulentlassung half Renate einige Jahre im Elternhaus. Ab 1950 besuchte Renate einen dreijährigen Krankenpflegekurs im Marienkrankenhaus in Ludwigshafen und arbeitete nach ihrer Ausbildung noch im Krankenhaus.

Von 1927-1972 hatte unsere Kongregation eine Niederlassung in Brücken. So kannte Renate aus ihrem Heimatdorf Schwestern unserer Gemeinschaft. Außerdem war eine ihrer Tanten, Schwester Helenanda Lang (+ 1985), in unserem Kloster. Ab dem 16. Lebensjahr hegte Renate den Wunsch, selbst Ordensschwester zu werden.

Ziemlich genau vor 70 Jahren trat sie am 23. September 1953 in unsere Gemeinschaft ein. Nach der Kandidatur und dem Postulat wurde sie am 4. Mai 1955 ins Noviziat aufgenommen und erhielt den ihren Ordensnamen Schwester M. Edelinde. Ein Jahr später legte sie die zeitliche und am 5. Mai 1959 die Profess auf Lebenszeit ab.

Als Krankenschwester im Einsatz

Nach der Erstprofess wurde Sr. Edelinde 1956 bis 1972 als Krankenschwester in Kutzenberg mit Unterbrechungen eingesetzt. Ein halbes Jahr war sie im Juliusspital auf der Strahlenabteilung tätig. Nach dem Neubau im Bezirksklinikum Obermain war sie auch Stationsleiterin in Kutzenberg. Von 1972 bis 1987 arbeitete sie im Krankenhaus in Monheim auf der Entbindungsstation und im Operationssaal. Anschließend wirkte sie bis 1996 im Antoniushaus. Als das Antoniushaus neu gebaut wurde, lebte Sr. Edelinde im Konvent St. Raphaelsheim. Viele Jahre lang übernahm sie in den von uns geführten Altenheimen St. Annaheim, St. Raphaelsheim, im Franziskushaus und Antoniushaus bei den älteren Schwestern die Fußpflege.

Im St. Raphaelsheim haben die Schwestern Sr. Edelinde als lebensfrohe Schwester erfahren, die gern lachte und meistens mit einem Lied auf den Lippen unterwegs war. Sie feierte gern die Feste in der Gemeinschaft und überrasche oft mit einer außergewöhnlichen Nummer. Im Fasching schlüpfte sie gerne in die Rolle des Prinzen. Musik und Gesang prägten ihr Leben. Selbst im Alter war ihr kein Dienst als Krankenschwester zu viel. Ihre eigenen gesundheitlichen Schwächen trug sie tapfer.

Glühende Verehrerin der Mutter Gottes

Sr. Edelinde nahm das Leben in Gemeinschaft sehr ernst. Ihre Anwesenheit beim gemeinsamen Gebet war ihr sehr wichtig. Einerseits ordnete sie sich in der Gemeinschaft ein. Andererseits bewahrte sie ihre Eigenständigkeit und setzte ihre eigene Note. Gute Kontakte zu ihrer Familie waren ihr sehr wichtig. So pflegte sie ihre kranke Mutter bis zum Tod 1997. Die Botschaft von der Menschwerdung Christi hat ihr Leben und Wirken geprägt. Und sie war eine glühende Verehrerin der Mutter Gottes.

2008 kehrte Sr. Edelinde wieder ins Antoniushaus zurück, wo sie nun ihren Ruhestand verbrachte. Zunächst wohnte sie im zweiten Stock. Täglich spielte sie auf ihrer Melodika, strich den Psalter oder sang in den höchsten Tönen. Wer sie besuchte, musste ein wenig Zeit mitbringen, weil Sr. Edelinde viel zu erzählen hatte. Ihre vornehme und vielleicht bisweilen etwas extravagante Art blieben ihr bis zuletzt erhalten. Auch im Antoniushaus verkleidete sie sich noch gerne an Fasching als Inderin mit Sari oder trug ihre blonde Zopfperücke. Großen Wert legte sie auf ihre eigene gepflegte Frisur. Als Markenzeichen trug sie oft einen weißen Schal oder hübsche Tücher auf ihrem Habit.

Als Sr. Edelinde körperlich abbaute, zog sie in den ersten Stock. Sie war dann viel in den Fluren unterwegs, zuerst zu Fuß, später dann in ihrem Rollstuhl. Als ihre Demenz fortschritt, zog sie sich zunehmend in ihre eigene Welt zurück, herzte und wiegte stundenlang ihre Puppe. Sicher erinnerte sie sich hierbei an ihre Zeit auf der Entbindungsstation und ihren vertrauten Umgang mit den Säuglingen. Manchmal teilte sie Erinnerungen aus der Vergangenheit mit. Mit Gestik und Mimik oder ganzem Körpereinsatz äußerte sie Gefühle und Wünsche oder tat klar kund, was ihr passte und was nicht. So gebrechlich sie körperlich erschien, so stark und zäh war ihr Lebenswille.

Ich danke an dieser Stelle besonders unseren Pflegekräften im Antoniushaus für ihre liebevolle Geduld, herzliche Zuwendung und ausdauernde Fürsorge für Sr. Edelinde und alle Bewohnerinnen, gerade diejenigen, die sich nur schwer verständlich machen können. Meine Anerkennung gilt den Mitarbeiterinnen in der Betreuung und den Schwestern, die ganz gezielt die Schwestern besuchen, die nur noch wenig am aktiven Gemeinschaftsleben teilnehmen können.

Gestärkt mit der Krankensalbung und im Beisein von Mitschwestern und Pflegepersonal schlief Sr. Edelinde am Nachmittag des 22. September friedlich ein.

Ich schließe mit den Worten von Edith Stein: „Wohin das Kind in der Krippe uns auf dieser Erde führen will, das wissen wir nicht und sollen wir nicht vor der Zeit fragen. Nur das wissen wir, dass denen, die den Herrn lieben, alle Dinge zum Guten gereichen. Und ferner, dass die Wege, die der Herr führt, über diese Erde hinausgehen.“

Sr. Katharina Ganz