Gärtnerin mit unerschütterlichem Vertrauen in Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit

„Das Reich Gottes ist wie ein Senfkorn, das ein Mensch in seinem Garten in die Erde steckt; es wächst und wird zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisten in seinen Zweigen.“ Mit diesem Gleichnis beschreibt das Lukasevangelium (13,18f) das Himmelreich.

Dieses Bild passt auf das Leben von Schwester M. Rosa Drescher. Als Gärtnerin kannte sie die Gesetze des Wachstums. Sie wusste, welche Arbeit wir selbst tun können und müssen, damit etwas gedeihen kann und wir Früchte ernten können. Gleichzeitig war sie sich bewusst, dass das Wachsen von selbst geschieht und ein Wunder der Schöpfung ist.

Mit Gott, dem Urheber allen Lebens, stand sie immer in Verbindung. Ihm, der ihr den Lebensatem verliehen hat, gab sie ihr Leben am Abend des 10. Oktober auch wieder zurück. Ihren ersten Atemzug machte Schwester Rosa am 23. Oktober 1934. Sie war das jüngste Kind ihrer Eltern Emil und Anna Drescher. Sie wurde auf den Namen Theresia Eugenia getauft. Mit ihren drei Geschwistern wuchs sie in Schleerieth im Landkreis Schweinfurt auf. Ihre Schwester Rosa starb schon mit 15 Jahren. Theresia besuchte von 1941-49 die Volksschule in Schleerieth und anschließend die Fortbildungsschule in Vasbühl.

Als 16-Jährige trat sie 1951 ins Kloster Oberzell ein. Da sie noch sehr jung war und gern im Garten arbeitete, machte sie zunächst eine dreijährige Ausbildung zur Gärtnerin. 1955 wurde Theresia ins Noviziat aufgenommen und erhielt als Ordensnamen den Namen ihrer verstorbenen leiblichen Schwester, Schwester M. Rosa. Ein Jahr später legte sie zunächst für drei Jahre Gelübde ab und 1959 die Profess auf Lebenszeit.

Ruf in die Mission

Bis 1960 war Schwester Rosa im Mutterhausgarten eingesetzt. Aber sie spürte den Ruf in die Mission zu gehen. Sie hatte immer den Wunsch gehabt in eine Ordensgemeinschaft einzutreten, die auch eine Mission in Afrika hatte. Zusammen mit Schwester Elkana Griebel und Schwester Lucella Anderer trat Schwester Rosa am 18. Januar 1961 die Reise ins Zululand an. Drei Wochen später kamen sie in Eshowe an. Neben Englisch lernte sie bei den Benediktinerinnen von Twasana Zulu. So konnte sie sich mit den Menschen in ihrer Sprache verständigen. In den ersten vier Jahren kümmerte sie sich um den Garten in Eshowe. Sie bot der Bevölkerung an, kleine Parzellen selbst zu bewirtschaften und ihre Erträge zu verkaufen.

1965 zog Schwester Rosa von Eshowe nach Mbongolwane um. Hier war sie für die Wäscherei, das Nähzimmer und die Angestellten der Hauswirtschaft im Krankenhaus zuständig. Zu dieser Zeit wurde das Krankenhaus noch von Schwestern geführt. Im September 1978 übernahm der Staat die Trägerschaft. Schwester Rosa war aber noch einige Jahre weiter dort beschäftigt.

Nach ihrem Ausscheiden besuchte sie einen Nähkurs in Nkandla und gründete 1985 das Nähzentrum in Mbongolwane, das sie zehn Jahre lang leitete. Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten war ihr ein großes Anliegen. Schwester Rosa gab ihr Wissen weiter und traute Menschen etwas zu. Außerdem übernahm sie von den Benediktinern die Maismühle und bestellte das Zuckerrohrfeld. 1994 wurde Schwester Rosa in den Formationskonvent nach Eshowe versetzt. Schwester Martina Wörner war damals Noviziatsleiterin. Schwester Rosa brachte den Novizinnen das Nähen bei. Ihr lagen die jüngeren Mitschwestern sehr am Herzen.

Im Februar 2007 kam sie in den Holy-Childhood-Konvent in Eshowe. Neben ihrer Arbeit im Garten und war sie auch zuständig für die Mitarbeiter. Sie hat für sie gesorgt, gewaschen und geflickt. Jede Tafel Schokolade aus der Heimat hat sie mit ihren Männern geteilt. Die Arbeit im Garten und die Bewegung an der frischen Luft hielten sie gesund. Erst als ihre Hüfte ihr Probleme bereitete, musste sie 2018 die Arbeit reduzieren.

Große Unterstützung aus dem Heimatdorf

Aus ihrem Heimatdorf Schleerieth erfuhr Schwester Rosa große Unterstützung. 1993 veranstaltete die Dorfjugend erstmals das Schwester-Rosa-Fest. Seitdem fanden regelmäßig solche Dorffeste statt, bei denen für Jung und Alt etwas geboten war. Der Erlös floss immer in die Tätigkeiten unserer Schwestern in Südafrika. Zuletzt fand das Schwester-Rosa-Fest 2019 statt. Vor einigen Wochen war ihre Nichte, Frau Kamm, nochmal in Kürnach und von dort aus besuchten sie auch den Friedhof in Schleerieth. Darüber hatte Schwester Rosa sich sehr gefreut.

Mit 86 Jahren hatte Schwester Rosa den Wunsch geäußert, nach Deutschland zurückzukehren. Sie wollte ihre Verwandten noch einmal sehen, und wollte, dass ihre Angehörigen später ihr Grab besuchen könnten. So wurde Schwester Rosa in einem bewegenden Gottesdienst im Juni 2021 für ihren 60-jährigen Einsatz im Bistum Eshowe gedankt. Ihre ehemaligen Nähschülerinnen reisten aus Mbongolwane an, um sich von ihrer „Mutter“ zu verabschieden. Auch die Schüler*innen der Holy-Childhood-Schule sangen für sie und gaben ihr Segenswünsche mit.

Unsere Schwestern aus den Konventen in Eshowe und Mbongolwane betonen, wie wertschätzend Schwester Rosa war. Offenherzig, wohlwollend und unvoreingenommen begegnete sie allen Menschen. Immer hatte sie ein ermutigendes Wort, eine Aufmerksamkeit oder versprach das Gebet. Sie konnte sich an Kleinigkeiten erfreuen. Dabei hatte sie ein unerschütterliches Vertrauen in Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit. Sie betete für ihre ehemaligen Mitarbeiter und ihre Familien, für ihre eigenen Angehörigen und besonders für die jungen Schwestern oder um Berufungen.

Zufrieden, fröhlich und gesellig

Ihre letzten 15 Monate verbrachte Schwester Rosa in unserem Pflegeheim im Antoniushaus. Sie fühlte sich dort sehr wohl. Auch war sie wieder mit Schwester Lucella, Schwester Christine und Schwester Elkana zusammen, mit denen sie jahrzehntelang in der Region der hl. Clara gelebt und gewirkt hatte. Bei Besuchen in ihrem Zimmer oder auf Spaziergängen erzählte sie von ihren Erlebnissen in Südafrika. Klopfte man an ihre Tür, erklang ein freundliches „Come in!“ – „Ich bin froh, dass du da bist!“, war ein Satz, den jeder Besucher, jede Schwester oder Mitarbeiterin zu hören bekam.

Gern trug sie ihr helles Ordenskleid und ihre bunte Schürze. „Ich mag das Dunkle nicht!“ Deshalb wollte sie auf ihrem Sterbebildchen ein Foto, auf dem sie ihren weißen Habit anhat. Auch den gütigen Blick der Mutter Gottes auf dem Bild in ihrem Zimmer hat sie sehr geliebt. Sie staunte über die Wunder der Schöpfung, freute sich im letzten Frühjahr besonders über die Schneeglöckchen, die sie so lange nicht mehr gesehen hatte. Schwester Rosa war mit allem zufrieden, fröhlich und gesellig.

Aus dem kleinen Senfkorn Glauben, Hoffnung und Liebe, das bei der Taufe in sie gesät worden war, ist ein großer Baum geworden. In ihren Zweigen konnten sehr viele Menschen nisten. Und sie war selbst eine Rose, an deren Duft sich viele erfreuten. Wir danken Gott und Schwester Rosa für alles Gute, das sie in ihrem Leben weiter geschenkt hat.

Sr. Katharina Ganz