Erzieherin mit wunderbarem Sinn für Humor

Nach längerer Krankheit und doch überraschend starb in einer Herzklinik in unserer Region Südafrika Schwester M. Birgitt Loch. Schwester Birgitt wurde am 26. Februar 1939 in Neudorf im Landkreis Bamberg geboren und am 28. Februar 1939 auf den Namen Anna Maria, Annemarie, getauft. Das Ehepaar Stefan und Anna Loch hatte elf Kinder. So wuchs Annemarie mit zehn Geschwistern auf. Ihr Vater starb bereits 1954. Die Brüder und Schwestern mussten der Mutter im Haushalt und in der Landwirtschaft beistehen.

Von 1945 bis 1953 besuchte Annemarie die Volksschule in Ludwag. Annemarie wollte nach dem Schulabschluss etwas lernen, aber nach dem Krieg war es schwer, eine Lehrstelle zu bekommen. Nachdem ihre Schwester M. Adelmaris bereits 1952 in unser Kloster eingetreten war, folgte sie ihr 1953 ins Kloster nach. Sie trat mit 14 Jahren in die Gemeinschaft ein.

Da sie noch sehr jung war, kam sie mit anderen Kandidatinnen, die ebenfalls in jungen Jahren ein­getreten waren, in die Klosterschule und wurde für die Berufsausbildung vorbereitet. Von 1954 bis 1956 besuchte Annemarie das Kindergärtnerinnenseminar St. Hildegard in Würzburg, das sie mit sehr gutem Erfolg abschloss. Nach der beruflichen Ausbildung wurde sie am 3. Oktober 1957 ins Noviziat aufgenommen und ins klösterliche Leben eingeführt. Sie erhielt den Ordensnamen Sr. M. Birgitt. 1959 legte sie die Profess für drei Jahre ab und 1962 auf Lebenszeit.

Ihr erster beruflicher Einsatz war nach der Erstprofess im Kindergarten in Rechtenbach. Nach drei Jahren wurde sie 1962 als Kindergärtnerin nach Wiesenfeld versetzt. Hier nahm sie während dieser Zeit von Januar bis März 1967 an Samstagen an dem Fortbildungs­kurs für nebenamtliche Organistinnen in Würzburg teil.

Schwester M. Birgitt spürte den Ruf, sich in der Mission einzusetzen. Im Oktober 1970 kam sie von Wiesenfeld ins Mutterhaus, um sich für den Einsatz in Südafrika vorzubereiten. Im Mai 1971 reiste sie schließlich mit dem Flugzeug nach Durban, wo sie in Eshowe freudig empfangen wurde. Mit Schwester Carina arbeitete sie in dem eingruppigen Kindergarten  mit Vorschule der Holy Childhood Convent School. Es dauerte nicht lange, bis eine zweite Kindergartengruppe unter  Sr. Birgitts Leitung eröffnet wurde.

Kindergarten in Südafrika mit Liebe geführt

Schwester Birgitt war maßgeblich an der Entwicklung des Kindergartens in Eshowe beteiligt. Viele der pädagogischen Maßnahmen, die bis heute angewandt werden, wurden von ihr mit eingeführt. Nach der krankheitsbedingten Rückkehr von Sr. Carina nach Deutschland, übernahm Sr. Birgit die Leitung des Kindergartens mit Vorschule und führte die Einrichtung mit voller Hingabe, Effizienz und Liebe bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2012.

Daneben spielte sie die Orgel in der Kirche. Zuletzt noch einmal am Pfingstfest. Doch leider ist die Orgel nun wieder verstummt. Im Konvent kümmerte sie sich um alle Reparaturen und technischen Geräte, sorgte für die Einkäufe und hatte die Wäscherei unter sich. Schwester Birgitt schonte sich nie, sondern war von früh bis spät auf den Beinen, solange es ihre Gesundheit zuließ. Nach einer Herzoperation und einer schweren Erschütterung ihrer Wirbelsäule musste sie sich zunehmend schonen, was ihr allerdings nicht leicht fiel.

Trotz der Entfernung über zwei Kontinente hinweg, blieb Sr. Birgitt ihrer Familie eng verbunden und stand mit ihren Geschwistern und Verwandten in regelmäßigem Kontakt. Sowohl die Familie als auch gute Freunde und Bekannte unterstützten ihre Tätigkeit in der Mission durch Anteilnahme, Gebet, Hilfspakete und finanzielle Zuwendungen.

„Herz aus purem Gold“

Auf der Facebook-Seite der Holy-Childhood-Schule heißt es im Nachruf der Schule: „Alle, die Schwester Birgitt kannten, können ihren unglaublichen Willen und ihre Charakterstärke bezeugen. Sie gab niemals auf. Wenn man ihr sagte, dass etwas nicht möglich sei, bewies sie das Gegenteil, indem sie es einfach selbst tat. Schwester Birgitt war nie untätig und man sah sie immer in den Gärten, in der Wäscherei und in ihrem roten VW bei der Erledigung von Hausarbeiten in der Stadt herumfahren. Sie ließ sich nie von einer Krankheit aus der Bahn werfen. Hinter ihrer harten Schale verbarg sich ein Herz aus purem Gold und ein wunderbarer Sinn für Humor. Leider hat sich Schwester Birgitts Wunsch, im Juli nach Deutschland zu kommen, um ihre Familie zu sehen, nicht mehr erfüllt. Durch die Gnade Gottes starb sie friedlich an der Seite ihrer treuen Gefährtin Schwester Liboria. Sr. Birgitt wird durch die vielen Leben, die sie berührt hat, und in den Herzen aller, die sie kannten, weiterleben.“

Dutzende ehemalige Kindergartenkinder, Familien und Weggefährtinnen drücken im virtuellen Kondolenzbuch ihre tiefe Anteilnahme aus. Einige wenige Einträge stehen für viele:

  • Tracy Tombe Brookes schreibt: „Was für ein großer Verlust für die Menschheit. So ein wunderbarer Mensch, der in aller Ruhe und Zuversicht Freundlichkeit und Liebe vermittelte. Ich hätte keinen besseren Kindergarten haben können, vor allem dank Schwester Birgitt. Unser aufrichtiges Beileid an ihre Familie und ihre andere Familie und Freunde im Konvent.“
  • Phillipa Verbaan schreibt: „Schwester Birgitt war meine absolute Lieblingslehrerin! Ihr herrlicher deutscher Akzent, ihr liebenswerter Sinn für Humor und ihr Lächeln, das ihr weiches Herz aus Gold verriet. Wir waren sicherlich die glücklichste Gemeinde, weil sie so viele Jahre hier in Eshowe leben durfte.“
  • Ingrid Palmer schreibt: „Mein Herz ist gebrochen! Ich habe Sr. Birgitt sehr geliebt und hatte eine sehr enge Beziehung zu ihr während meiner Jahre im Holy Childhood Convent. Mir fehlen die Worte! Möge ihre Seele in Frieden ruhen, sicher in den Armen von Jesus. Mein Beileid an alle Schwestern und die Holy Childhood Gemeinschaft. Fortgegangen, aber nie vergessen! Du hast den guten Kampf gekämpft, Sr. Birgitt, und hast das Rennen gewonnen! Ruhe dich jetzt aus, gute und treue Dienerin Gottes.“

Mit den Schwestern in Südafrika sind wir dankbar für Sr. Birgitts Leben und trauern mit ihnen um die starke Stütze, die Sr. Birgitt gewesen ist. Möge Gott ihr alles vergelten, was sie an Hingabe gelebt hat und sie aufnehmen in sein Reich.

Sr. Katharina Ganz