Eine gute Köchin mit viel Geduld

Die Coronapandemie in den vergangenen zwei Jahren, aber auch Krieg, Gewalt, Migration, die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und vieles mehr führt uns täglich vor Augen, wie verwundbar und sterblich wir Menschen sind und wie gefährdet die gesamte Schöpfung ist. Manche Menschen sind sich dessen mehr als andere bewusst, weil sie selbst eine schwache Gesundheit haben oder schon im besten Lebensalter mit dem Tod konfrontiert waren.

Schwester Hippolyta gehörte zu diesen Menschen und Mitschwestern. Körperliche Gebrechen und Krankheiten lehrten sie Demut und Ergebenheit in Gottes Willen. Sie lebte ganz aus der Dankbarkeit für jeden neuen geschenkten Tag. Nun hat sie ihr Leben am Vortag des dritten Ostersonntags in die Hände ihres Schöpfers zurückgegeben. Am 30. April starb sie im Würzburger Juliusspital in ihrem 95. Lebensjahr.

Geboren wurde Schwester Hippolyta am 3. Oktober 1927 als erstes Kind von Adam und Anna Stütz. Sie stammt aus Seinsheim im Landkreis Kitzingen und wurde am 9. Oktober auf den Namen Anna getauft. Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder wuchs sie in einer religiösen Familie auf. Von 1934 bis 1942 besuchte sie die Volksschule und anschließend die landwirtschaftli­che Berufsschule in Seinsheim. Während dieser Zeit besuchte sie auch einen Kurs für Köchinnen auf Schloss Kirchheim in Schwaben. Von der Erstkommunion an hatte sie den Wunsch, ins Kloster zu gehen. Dieser Berufung konnte sie zunächst krankheitsbedingt nicht folgen. So half sie weiter ihren Eltern im Haushalt und der Landwirtschaft.

Einsatz für alte und pflegebedürftige Menschen

Im Dezember 1950 trat Anna eine Stelle als Hausgehilfin in Nürnberg an. Ihre Sehnsucht nach einem klösterlichen Leben drängte sie, die Stelle wieder zu verlassen. 1951 kam sie als Hausgehilfin in das Bürgerspital Würzburg. Hier wollte sie ihre Kräfte in den Dienst der alten und pflegebedürftigen Menschen stellen. Im Bürgerspital lernte sie schließlich unsere Schwestern kennen. Sr. Rustica hat sie direkt angesprochen.

So griff Anna Stütz 1958 ihren lang gehegten Wunsch wieder auf, bat um Aufnahme im Kloster Oberzell und trat im Februar 1958 mit 30 Jahren in die Gemeinschaft ein. Bei der Einkleidung erhielt sie im Mai 1959 den Namen Schwester M. Hippolyta. 1961 legte sie die zeitliche Profess und im Mai 1964 die Profess auf Lebenszeit ab.

Nach ihrer Erstprofess 1961 kam Schwester Hippolyta als Hausschwester nach Bamberg. Krankheitsbedingt war sie von Dezember 1966 bis April 1967 im Antoniushaus und kam anschließend sechs Jahre nach Wolferstadt. Nach weiteren gesundheitlichen Auszeiten wurde Sr. Hippolyta 1973 ins St. Raphaelsheim nach Würzburg versetzt, und anschließend 1983 ins St. Annaheim in Würzburg. 1985 kam Schwester Hippolyta als Köchin nach Kirchschönbach. Aufgrund eines Unfalls konnte sie ihre Tätigkeit als Köchin in Kirchschönbach nicht mehr ausüben und zog im Januar 2000 in das Franziskushaus nach Oberzell um. Hier durfte sie ihren Lebensabend verbringen und zog schließlich vor drei Jahren ins Antoniushaus.

Mit vielen Menschen und Orten verbunden

Schwester Hippolyta war eine ruhige, freundliche und gute Köchin, umsichtig, organisiert und selbstständig. Neuen Mitarbeiterinnen gab sie Tipps und Hinweise, damit sie sich gut einarbeiten konnten. So lange sie konnte, kümmerte sie sich um hilfsbedürftige Schwestern im Konvent. Sie war in allen Konventen beliebt. Sie konnte gut auf Menschen zugehen und nahm regen Anteil an dem, was andere bewegte. Eine enge Verbindung hielt sie zu ihren Angehörigen. Trotz körperlicher Schwächen war sie geistig ungemein rege und hatte bis zuletzt ihren klaren Verstand. Sie lebte ganz aus dem Gebet und war mit vielen Menschen und Orten verbunden, an denen sie einmal tätig war.

2021 feierte Sr. Hippolyta ihr diamantenes Professjubiläum. Bei dem Treffen zur Vorbereitung auf ihren Ehrentag sagte sie: „Wenn man rückwärts blickt, kann man nur danken, weil man erkennt, wie man geführt worden ist in guten und schweren Tagen.“ Für dieses Vermächtnis danken wir Dir, liebe Schwester Hippolyta.

Sr. Katharina Ganz