Bescheidene Köchin mit viel Gespür für die Mädchen im Heim

„Gott lässt sich auch zwischen den Kochtöpfen finden“ hat die große Mystikerin Teresa von Avila gesagt und damit nicht nur das Gebet, das Schweigen und die Kontemplation wert geschätzt, sondern auch die alltägliche Arbeit als Lob Gottes angesehen und zum Ort erklärt, an dem sich Gott im Alltag finden lässt. Zwischen den Kochtöpfen hat Sr. Nicetas Griebel die längste Zeit ihres Ordenslebens verbracht und dabei innere Tiefe erlangt und inneren Reichtum gewonnen.

Schwester Nicetas wurde am 29. November 1929 in Schönau an der Brend im Landkreis Bad Neustadt/Saale geboren und auf den Namen Elfriede getauft. Sie wuchs in einer kinderreichen Familie als fünftes Kind mit weiteren sieben Geschwistern auf. Mit Sr. Nicetas wählten noch zwei Schwestern und ein Bruder das Leben im Ordensstand: nämlich ihr Bruder Bernhard, der bei den Missionaren der Hl. Familie in Lebenhan eintrat, und ihre beiden Schwestern Berta und Waltraud, die ebenfalls zu unserer Gemeinschaft der Dienerinnen der hl. Kindheit Jesu zählen.

Die Eltern lebten von der Landwirtschaft und die Kinder wurden frühzeitig bei den anfallenden Arbeiten in Haus, Garten, Stall und Feld entsprechend ihrem Alter und ihren Fähigkeiten eingebunden. Elfriede besuchte von 1936 bis 1944 die Volksschule und anschließend zwei Jahre die landwirtschaftliche Schule in Schönau. Nach Beendigung der Schulzeit arbeitete sie weiter auf dem elterlichen Hof mit.

Elfriede, Berta und Waltraud kannten Schwestern unserer Gemeinschaft durch die Niederlassung, die wir in Schönau hatten. Alle drei traten in Oberzell ein, zunächst 1949 Elfriede gemeinsam mit Berta und 1953 Waltraud. Und doch hatte jede ihren eigenen Berufungsweg, auf dem sie unseren Sendungsauftrag verwirklichten.

Sehr gute Beziehungen zu den Mädchen im Heim

Am 3. Oktober 1950 wurde Elfriede ins Noviziat aufgenommen und erhielt den Ordensnamen Schwester Maria Nicetas. Ein Jahr später, am 4. Oktober 1951, legte sie die zeitliche Profess und 1954 die Profess auf Lebenszeit ab. Nach der Erstprofess wurde Sr. Nicetas 1951 nach Tandern in das Fürsorgeheim für Mädchen versetzt und in der Küche angelernt. Zu ihren täglichen Aufgaben gehörte nicht nur, zusammen mit den Küchenschwestern für die täglichen Mahlzeiten zu sorgen, sondern auch Mädchen aus dem Heim bei Arbeiten in der Küche anzuleiten.

Obwohl Sr. Nicetas keine pädagogische Ausbildung erhalten hatte gelang es ihr, zu den Mädchen und jungen Frauen eine sehr gute Beziehung aufzubauen, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie zur Arbeit zu motivieren. Daran hatte ihre Persönlichkeit, die sich durch ein ruhiges, freundliches Wesen auszeichnete, sicher einen wichtigen Anteil. Sr. Nicetas hatte eine positive Ausstrahlung, flößte niemanden Angst ein, lobte viel und kritisierte wenig bzw. fast gar nicht und war ausgesprochen dankbar.

Einmal erzählte sie mir eine Erinnerung aus dieser Zeit, die ich berührend fand: Sr. Nicetas arbeitete mit einem Mädchen zusammen, von dem sie berichtete, dass es fleißig war und seine Sache gut machte. Als Sr. Nicetas Tandern verlassen musste, wurde ihr später erzählt, dass die Motivation des Mädchens deutlich nachgelassen hätte und sie nicht mehr gern in die Küche kam. Ich deute dies so, dass dieses Kind die vertraute Person, die sie in Sr. Nicetas gefunden hatte und die ihr Halt und Sicherheit gab, sehr vermisste.

Immer im Einsatz

Nach 18 Jahren wurde Sr. Nicetas 1969 in die Mutterhausküche nach Oberzell versetzt. Der Konvent zählte damals an die 80 Schwestern, dazu Priester, Gäste, unangemeldeter Besuch und Arme, die um eine warme Mahlzeit baten. Die Küche war immer besetzt und entsprechend lang waren die Dienstzeiten. Alle Gerichte wurden selbst hergestellt, Fertigprodukte waren damals noch nicht üblich. Dazu kam die Verarbeitung von Obst und Gemüse als Vorrat für den Winter. Die Küchenschwestern waren immer im Einsatz, egal ob Werktag, Sonn- oder Feiertag. Sr. Nicetas war unter anderem für das Fertigstellen der Suppen verantwortlich. Die von ihr sehr gut abgeschmeckten Suppen werden noch heute gelobt.

Sr. Nicetas konnte sich auf Menschen einstellen und hat mit charakterlich sehr unterschiedlichen Schwestern in der Küche gut zusammen gearbeitet. Ihre Arbeit hat sie auch als ihren Dienst für die Menschen und als Lob Gottes verstanden. Aufgrund des zunehmenden Alters wurde 2012 das Schwesternteam der Küche durch Angestellte verstärkt und die Küchenleitung einer Angestellten übertragen. Auch in dieser neuen Zusammensetzung fand Sr. Nicetas ihren Platz und fühlte sich wohl. Aufgrund des Alters wurde sie zusammen mit drei weiteren Mitschwestern 2018 aus der Küche in den Ruhestand verabschiedet.

Sr. Nicetas war eine Mitschwester, die sich durch große Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft auszeichnete. Sie war im Alltag zurückhaltend und bescheiden und dennoch sehr aufmerksam. Sie konnte sich herzlich freuen, auch mit anderen und war sehr dankbar. Sie schenkte anderen Menschen Anerkennung für ihre Talente, hatte Humor und lachte gerne. Sr. Nicetas war sehr musikalisch, wie ihre ganze Familie und sang gerne. Sie war ein innerlich aufrechter Mensch, was sich bis ins hohe Alter auch in ihrer aufrechten Haltung ausdrückte.

Sie liebte die Gemeinschaft und pflegte ein intensives Gebetsleben. Oft war sie am Abend, bevor sie sich in ihr Zimmer zurück zog, noch in der Kapelle anzutreffen. Ihrer Familie war sie zeitlebens sehr verbunden. Eine besondere Freude war es ihr, als zuerst ihre beiden leiblichen Schwestern, Sr. Ingrid und Sr. Elkana von ihren Einsatzorten nach Oberzell zurück kehrten. Mit Sr. Elkana lebte sie ab 2019 wieder im Mutterhauskonvent zusammen. Im November 2020 zog Sr. Nicetas zusammen mit Sr. Elkana in den Konvent Padua, im März 2022 folgte die Verlegung auf die Pflegestation des Antoniushauses.

Sr. Rut Gerlach