Konvent Padua

Sie empfangen Gäste des Hauses an der Pforte, begleiten sterbende Mitschwestern, bereiten Liturgien vor, besuchen die Frauen auf der Pflegestation, beteiligen sich an Aktionen, singen, beten und feiern mit der Hausgemeinschaft: Der Konvent Padua ist eine Bereicherung für das Antoniushaus, das Alten- und Pflegeheim der Oberzeller Franziskanerinnen. Die Schwestern Margit Herold (70), Reginarda Holzer (82), Edgardis Kreß (90), Ignatiana Eck (90), Sixta Zirkelbach (85) und Venantia Maier (92) leben aktuell im obersten Stockwerk des Hauses, haben hier ihre eigenen Schlafräume, Gemeinschaftsküche, Meditationsraum, Dachterrasse und Balkon sowie ein großes Wohn- und Esszimmer.

Hier treffen sich die Schwestern täglich zum Gebet.
Hier treffen sich die Schwestern täglich zum Gebet.

Um ihren Konvent in der Lupe vorzustellen, nehmen sich alle sechs Schwestern Zeit für das Gespräch. Sie sitzen in der Sofa-Ecke, auf dem Wohnzimmer-Tisch brennt eine Kerze. Sie wissen viel voneinander, kennen und verstehen sich gut – es herrscht eine sehr wertschätzende Atmosphäre, in der man sich auch als Gast sofort wohl fühlt. Davon profitiert auch Pfarrer i.R. Gerold Postler. Er nimmt am täglichen Mittagessen mit den Schwestern teil und genießt – nach eigenen Worten – die Gemeinschaft. Gastfreundschaft ist eines der Apostolate des Konventes, das immer wieder gerne von Übernachtungs- oder Kurzurlaubsgästen angenommen wird.

Es ist ein geschichtsträchtiges Haus: 1855 kaufte Ordensgründerin Antonia Werr das ehemalige Wirtshaus „Zu den zwei guten Greifen“ oberhalb des Klosters am Fuß der Hettstadter Steige. Aus dem Tanzsaal wurde eine Hauskapelle, das Gasthaus diente künftig als Erziehungsheim und bis 1923 als Mutterhaus der Gemeinschaft. Doch der Platz wurde immer enger und die Fürsorgeanstalt sollte vergrößert werden. Deshalb verlegte die Kongregation ihr Mutterhaus im November 1923 in den barocken Klosterbau, der ehemaligen Abtei und später Maschinenfabrik, auf die anderen Straßenseite, von Würzburg nach Zell. Ein Teil der Räume im Antoniushaus wurde für die Frauen und Mädchenfürsorge, der andere für die Land- und Hauswirtschaft und auch Bäckerei genutzt. Ältere und kranke Schwestern lebten betreut in einem eigenen Bereich. Damit war der Grundstein für den heutigen Zweck des Hauses gelegt.

In den 1990er Jahren, zeichneten sich gravierende Veränderung ab. Die Anforderungen an die Alten- und Krankenpflege stiegen an, Landwirtschaft und Gartenbau rechneten sich nicht mehr, Gebäude standen leer. So entschloss sich die Schwesterngemeinschaft 1995, das gesamte Areal Antoniushaus grundlegend zu sanieren. Häuser wurden abgerissen, neue gebaut, eine Scheune wurde zur Durchfahrtsstraße, eine andere zu einem Mehrzweckhaus mit Wohnungen und Werkstätten. Ein Teil des Altbaues mit Kapelle wurde saniert, ein sehr stilvoll gestaltetes Alten- und Pflegeheim mit tollen Außenanlagen entstand.

Bis 1999 gehörten alle Schwestern im Haus zu einem Konvent, dann wurden die Pflegestationen eingerichtet und im obersten Stock ein neuer Konvent geschaffen. Hier, unter dem Dach des Hauses, wohnten vor allem die Schwestern, die in der Kranken- und Altenpflege im Antoniushaus arbeiteten. Die Schwestern Reginarda, Venantia und Ignatiana erinnern sich noch gut an diese Zeiten: Bis zu 17 Schwestern lebten hier oben. „Wir waren zusammengewachsen. Es ist schade, dass es immer weniger wird“, blickt Sr. Venantia zurück. Die Zeiten haben sich geändert. Heute pflegen und versorgen weltliche Angestellte die Frauen auf den Stationen. Die Nähe zu den Schwestern und Bewohnerinnen im unteren Pflegebereich, haben die Schwestern des Konvents Padua trotzdem nie verloren.

Der Alltag im Konvent ist gut strukturiert. Mit einem Frühstück starten die sechs Schwestern um 7.30 Uhr zusammen in den Tag. Laudes und Gottesdienst (9.30 Uhr) sowie das Abendgebet (16.30 Uhr) feiern sie gemeinsam mit allen Schwestern des Antoniushauses in der Hauskapelle. Zum Mittag- und Abendessen treffen sie sich wieder in ihrem eigenen Wohn- bzw. Esszimmer. Dazwischen geht jede ihren Aufgaben oder Hobbies nach.

Sr. Margit ist vor rund zwei Jahren in den Konvent gezogen und wurde 2023 zur Oberin ernannt. Die 70-Jährige fühlt sich für die Kapelle und für die Liturgie verantwortlich, bereitet Gottesdienste und Andachten vor. Auch um den Blumenschmuck in der Kapelle, den sie je nach Kirchenfest schmückt, kümmert sie sich. Ihre guten Beziehungen zu Priestern und Ordensleuten der Diözese erleichtern es, Urlaubsvertretungen für den Hausgeisltichen Pfarrer Gerold Postler zu finden.
Seit 2021 ist Sr. Margit die geistliche Beirätin des Frauenbundes der Diözese Würzburg, daneben hilft sie aus in der Krankenseelsorge im Altenheim am Hubland. „Es ist wichtig, dass wir unsere Werte und unsere Spiritualität nach außen tragen“, sagt sie. Sie werde oft gefragt, ob sie für jemanden beten würde. „Das Gebet von uns Ordensleuten ist wie das pochende Herz der Gesellschaft, es sorgt für die gute Durchblutung. Nur nimmt die Gesellschaft das zur Zeit nicht mehr so wahr.“ Ihre Mitschwestern nicken zustimmend, Schwester Venantia ergänzt: „Mein Arzt bittet mich auch oft für ihn und seine Familie zu beten.“

Sr. Venantia, leider sehbehindert, ist ausgebildete Erzieherin und Altenpflegerin, sie arbeitete in der Pflege. Auf die Frage, ob sie jetzt noch feste Aufgaben habe, antwortet die 92-Jährige bescheiden: „Ich versuche das zu machen, was anfällt.“ Geschirr spülen zum Beispiel und das „sehr gründlich“, wie Schwester Margit mit einem Augenzwinkern ergänzt. Eine besondere Liebe hat sie zu den Topfpflanzen in ihrer Umgebung.

Sr. Ignatiana gehört auch seit über 20 Jahren zum Konvent Padua. Die 90-Jährige sitzt in weißem Kleid und Schleier mit in der Runde, weil sie nachher noch auf Station geht. Sie begleitet Sterbende, trägt die Krankenkommunion zu den Mitschwestern und macht sich sonst im Hause nützlich. Sie ist durch ihre große Hilfsbereitschaft geschätzt – sowohl bei den Schwestern als auch bei den Angestellten im Haus.

Seit fast zehn Jahren wohnt Sr. Sixta, gelernte Krankenschwester, im Antoniushaus. Über 50 Jahre lebte und wirkte sie im Bezirkskrankenhaus Kutzenberg (Diözese Bamberg). Sie kümmert sich um das leibliche Wohl des Konventes. Das Frühstück holt sie morgens in der Zentralküche des Hauses ab und richtet oben den Tisch für sich und ihre Mitbewohnerinnen. Mittag- und Abendessen werden nach oben gebracht, wo Schwester Sixta es in Empfang nimmt. Mit viel Liebe zum Detail geht die 85-Jährige ihrem Lieblingshobby nach und häkelt wunderschöne Sterne und Deckchen.

Sr. Edgardis ist mehrmals wöchentlich an der Pforte anzutreffen, empfängt Gäste, weist ihnen den Weg und ist oft erste Kontaktperson am Telefon. „Wenn Schwestern mal eine Briefmarke brauchen, kommen sie auch zu mir“, erzählt die 90-Jährige und lächelt. Die ausgebildete Erzieherin wirkte in verschiedenen Kindergärten, war 20 Jahre im Haus St. Klara bei den Gästen. Sie lebte auch im Konvent im Haus St. Hildegard Würzburg. Den großen Brand 2011 musste sie nicht erleben, sie war damals in Urlaub. Als sie zurück kam, war der Urlaubskoffer alles was ihr geblieben war. Seit 2018 ist der Konvent Padua ihr Zuhause. Sie genießt die Stille und die Zeit für das Gebet. Sie organisiert den Lektorinnendienst im Gottesdienst, kümmert sich um das gemeinsame, regelmäßige Stundengebet in der Kapelle und steht als Choristin zur Verfügung.

Mit Sr. Reginarda haben die Frauen eine berühmte Persönlichkeit in ihrer Runde. Die 82-Jährige hat die Kongregation über viele Jahre entscheidend geprägt. Sie leitete als Sozialpädagogin das Mädchenheim in St. Ludwig und wirkte 18 Jahre lang (von 1983 bis 2001) als Generaloberin der Gemeinschaft. In dieser Zeit gab es zahlreiche Neuaufbrüche im Gemeinschaftsleben. Sie verantwortete viele große Bauprojekte und stellte auch für Einrichtungen wichtige Weichenstellungen in die Zukunft. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt steuerte sie die große Generalsanierung des Klostergeländes. Weitere fünf Jahre leitete sie das Alten- und Pflegeheim und war bis 2023 Oberin im Konvent Padua. Seit einem Schlaganfall fällt ihr das Sprechen leider schwer, bestätigt aber mit einem klaren „Ja“, dass sie sich wohl fühlt in der Runde.

Die sechs Frauen genießen ihre Selbstständigkeit, sind aber gleichzeitig dankbar, dass sie „von unten“ wenn nötig immer Hilfe bekommen. Sie schätzen diese „Rundum-Versorgung“ sehr. „Wir sind hier abgesichert – gesundheitlich und finanziell – und können recht sorglos leben“, betont Schwester Margit. Von unten kommt ab und an eine Schwester zu Besuch. Auf den Pflegestationen wiederum sind sie willkommene Gäste, werden zu Aktionen und Festen eingeladen und packen mit an, wenn sie helfen können. „Wir sind eine Gemeinschaft und gehören zusammen“, betont Schwester Margit und ergänzt, dass dies auch für die Mitarbeitenden der Kongregation gelte. Der Umgang miteinander sei sehr harmonisch. Spontan fällt ihr ein bereicherndes Aufzuggespräch ein, das sie erst kürzlich mit einer Mitarbeiterin führte. „Diese kleinen Begegnungen sind es, die das Leben hier im Haus bunt gestalten.“

(Stand: Sommer 2024)