Zusammenstehen und Bleiben – auch in schnelllebigen Zeiten

Professjubiläen – Fünf Schwestern haben am Samstag, 5. Mai, im Kloster Oberzell ihr gnadenvolles beziehungsweise eisernes Professjubiläum gefeiert.

Ihr Versprechen, nach den Evangelischen Räten zu leben, legten 1953 die Oberzeller Schwestern Lanthilde Weiß, Ragenfrieda Körber, Sighilde Probst und Walgunde Dorsch ab. Schwester Aveline Zehner hatte 1948 ihre Erstprofess abgelegt und feierte das gnadenvolle Jubiläum.

Generaloberin Schwester Katharina Ganz begrüßte in der Klosterkirche Sankt Michael die Jubilarinnen mit ihren Angehörigen und Gästen sowie die gesamte Gottesdienstgemeinde. Sie schilderte den Lebensweg jeder Jubilarin. Schwester Aveline Zehner (93) stammt aus Ebertshausen im Landkreis Schweinfurt. Von Kindheit an stand sie in Verbindung mit dem Schwesternhaus. Beim Straßenkehren von der Oberin angesprochen, trat sie wenige Monate nach Kriegsende in Oberzell ein und wirkte als Handarbeitslehrerin und Organistin 44 Jahre lang in Oberschwarzach (Landkreis Schweinfurt). Schwester Lanthilde Weiß (88) wuchs in unmittelbarer Nähe zur Niederlassung der Oberzeller Franziskanerinnen in Kirchschönbach im Landkreis Kitzingen auf. Als Krankenschwester war sie 57 Jahre lang im Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg bei Bamberg eingesetzt. Schwester Ragenfrieda Körber (90), die in Ottmachau in Oberschlesien zur Welt kam, wirkte nach verschiedenen Stationen ab 1978 bis 2017 als Erzieherin und im hauswirtschaftlichen Bereich in Kirchschönbach. Schwester Sighilde Probst (84) stammt aus Sulzdorf im Landkreis Donau-Ries und war ebenfalls als Wirtschaftsschwester in Bad Brückenau, St. Ludwig und Würzburg eingesetzt. Schwester Walgunde Dorsch (85) aus Unterbrunn in Oberfranken war zunächst als Wäscheschneiderin tätig. 1956 reiste sie nach New Jersey in die USA aus. Nach dem Besuch der Krankenpflegeschule in Trenton pflegte sie Säuglinge, arbeitete mit Frauen, die geistig beeinträchtigt waren und pflegte Bewohnerinnen eines Altenheims. Seit 2009 verbringt sie ihren Lebensabend im Kloster Oberzell.

Hauptzelebrant und Festprediger war der Hausgeistliche, Oberstudienrat Achim Wenzel. Ausgehend vom Tagesevangelium griff der Hausgeistliche das Bild vom Weinstock mit den Reben auf, wo sich alles auf die Frage zuspitzt: „Bleiben – oder gehen?“ Die Jubilarinnen seien seit 70 und 65 Jahren ihrer Berufung und damit sich selbst treu geblieben. In der schnelllebigen Zeit sei es heute nicht mehr selbstverständlich zu bleiben. Die Schwestern durften in ihrem langen Ordensleben die Erfahrung machen, dass ihr Leben im Lauf der Jahre fruchtbar geworden ist für die Menschen, die ihnen anvertraut waren. Sie durften dabei erleben, dass Jesus der wahre Weinstock sei, der seine Reben mit seiner Lebenskraft erfülle. Darüber hinaus hätten sie in der klösterlichen Gemeinschaft in den verschiedenen Konventen der Oberzeller Franziskanerinnen erfahren: „Wir gehören zusammen – bei aller Unterschiedlichkeit der Charaktere. Wir bleiben zusammen. Wir stehen zusammen – gerade auch in schwierigen und unruhigen Zeiten.“ Das habe Bleiben ermöglicht.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Professor Norbert Düchtel (Regensburg) an der Orgel.