Zuhause für Wildbienen

Blühflächen selbst im eigenen Garten anlegen – Samenkugeln einfach herstellen oder ein Insektenhotel als Unterschlupf basteln – Engagement für Flora und Fauna beginnt vor der Haustür.

Artenvielfalt und Klimaschutz sind derzeit bestimmende Themen in der Umweltpolitik. In Bayern war das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ Anfang dieses Jahres so erfolgreich, dass die Bayerische Staatsregierung den vorgeschlagenen Gesetzesentwurf wortgetreu übernehmen und ergänzen möchte. Eine 16-jährige Schülerin aus Schweden mobilisiert weltweit Hunderttausende von hauptsächlich jungen Menschen, immer freitags für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Ziel dieser Demonstrationen ist die Erhöhung des Druckes auf Politikerinnen und Politiker, Entscheidungen zum Schutz des Klimas zu treffen. Diese Themen scheinen aktuell den Nerv der Bevölkerung zu treffen und die genannten Beispiele zeigen, dass es lohnt, sich mutig für politische Veränderungen einzusetzen. Darüber hinaus sollte man natürlich auch selbst aktiv werden. Es geht um die Verantwortung für die Schöpfung in Wort und Tat. Daher werden in diesem Artikel Tipps zur Verfügung gestellt, wie jede und jeder ganz konkret im Alltag etwas zum Erhalt der Artenvielfalt tun kann.

Nahrung für Wildbienen
Gerade im Sommer genießen wir die Blütenfülle in der Natur und auch das Schwirren der Insekten. Auf dem Klostergelände Oberzell werden Jahr fürJahr weitere Rasenflächen zu Blühflächen umgestaltet, damit Insekten wie z.B. Wildbienen mehr Nahrung finden. Solche Blühflächen können relativ einfach selbst im eigenen Garten angelegt werden.

Zur Vorbereitung ist es hilfreich, den Boden bereits im Herbst zu lockern. Die Saatmischung, nach Möglichkeit aus heimischen Arten zusammengestellt, sollte dem Standort angepasst sein. Es gibt Mischungen für eher schattige und welche für sonnige Flächen. Damit die Flächen bereits im ersten Jahr schön aussehen und mehrere Jahre lang das Auge erfreuen, bieten sich Mischungen aus ein- und mehrjährigen Pflanzen an. Die Blühflächen benötigen wenig Pflege und sollten nicht komplett gemäht oder gemulcht werden, damit kleine Säugetiere und Vögel auch im Winter noch Samen als Nahrung finden.

Samenkugeln selbstgemacht
Als weitere Möglichkeit können Samenkugeln ausgebracht werden – natürlich im eigenen Garten. Auch diese Kugeln sind leicht selbst herzustellen und eignen sich gut zum Basteln mit Kindern. Dazu werden die Samen, Erde und Tonpulver benötigt. Tonpulver ist in Apotheken erhältlich. Eine Alternative ist Katzenstreu aus Bentonit ohne Duftstoffe, wobei dieses erst mit dem Mörser etwas zerkleinert werden muss. Auch für das Herstellen von Saatkugeln bietet sich regionales, ökologisches Saatgut an. Vielleicht finden sich Samen aus dem eigenen Garten oder beim Spaziergang durch Wiesen? Es können die Samen von Ringelblume, Klatschmohn, Sonnenblume, Löwenzahn und vielen anderen heimischen Arten verwendet werden. Als Erde eignet sich einfache Garten- oder Komposterde. Gekaufte Erde sollte frei von Torf sein, da durch den Abbau von Torf wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere zerstört werden. Nun werden Erde und Tonpulver zu gleichen Teilen gemischt. Für fünf Esslöffel Erde und fünf Esslöffel Tonpulver benötigt man einen Teelöffel Samen. Diese Menge ist ausreichend für etwa sechs Saatkugeln. Zur Mischung wird etwas Wasser hinzugegeben, bis die Masse geschmeidig, jedoch noch immer fest ist. Daraus werden walnussgroße Kugeln geformt, die anschließend noch für ein paar Tage in leeren Eierkartons oder auf Küchenpapier getrocknet werden.

Nach dem Trocknen können die Saatkugeln am gewünschten Ort ausgelegt oder, falls dieser schlecht zugänglich ist, auch ausgeworfen werden. Schnell verwandelt sich die Stelle in ein blühendes Paradies. Saatkugeln sind hübsch verpackt auch ein kreatives Geschenk.

Heimat für Insekten
Insekten benötigen nicht nur Nahrung, sondern auch ein Quartier. Um den Insekten Unterschlupf und Nisthilfen zu gewähren, finden sich an verschiedenen Orten im Oberzeller Gelände Insektenhotels. Diese können ebenfalls leicht selbst gebaut werden. Anleitungen finden sich im Internet zum Beispiel auf der Seite des Naturschutzbundes (NABU). Eine einfache Anleitung, die sich ebenso für das Basteln mit Kindern eignet, wird hier vorgestellt.

Aus einer leeren Konservendose und ein paar Bambusrohren oder Holunderstängeln lässt sich schnell ein Wohnort für Insekten herstellen. Dazu müssen gegebenenfalls scharfe Kanten der sauberen Konservendose zur Vorbeugung von Verletzungen nach innen gebogen werden. Die Röhrchen werden mit einer Gartenschere oder einer Handsäge etwa auf die Länge der Konservendose geschnitten. Dabei ist wichtig, die Kanten abzuschmirgeln, falls sie recht rau sind, damit die Insekten ihre Flügel nicht verletzen. Die Bambusrohre oder Holunderstängel werden dann, sofern sie nicht bereits hohl sind, innen mit einem Handbohrer ausgebohrt. Die Löcher können fast so tief wie die Länge der Konservendose gebohrt werden, wobei wichtig ist, dass die Rohre an einer Seite geschlossen sind. Dem kann man mit etwas Baumwolle oder Watte nachhelfen. Sowohl Holunder- als auch andere Stängel müssten vorab ein paar Monate getrocknet werden, damit beim Entfernen des Markes saubere Löcher entstehen. Die Röhrchen werden dann mit der Öffnung nach vorne in die Dose gesteckt, wobei dies sehr dicht erfolgen sollte, damit Vögel sie nicht herausziehen. Die Konservendose kann nun noch bunt bemalt werden und wird entweder mit Draht oder Bindfaden an einem sonnigen Platz aufgehängt oder einfach an einen geeigneten Platz gelegt.

Artenschutz im Haushalt
Im Garten gibt es viele weitere Möglichkeiten, etwas zum Artenschutz beizutragen. Doch auch im Haus lässt sich im alltäglichen Leben etwas für den Erhalt der Artenvielfalt tun. Mit dem Kauf und Genuss von Säften aus heimischen Streuobstwiesen werden wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschützt. Auf Streuobstwiesen wachsen eine Vielzahl von oft sehr alten, heimischen Obstbäumen. Die Wiese um die Obstbäume herum wird nur zwei Mal pro Jahr gemäht und kann als Weide genutzt werden. Die Flächen werden kaum gedüngt und nach Möglichkeit nicht mit Pestiziden behandelt. Somit fühlen sich eine Vielzahl von unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten auf diesen Flächen wohl und es können bis zu 5.000 verschiedene Arten auf einer Streuobstwiese vorkommen. Erfreuen wir uns an der Vielfalt unserer Natur und handeln wir nach dem Motto Erich Kästners: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Schwester Beate Krug

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