Zehn Jahre Migrantenmedizin an der Missioklinik

Seit 2008 sind Ärzte und Pflegekräfte der KWM-Missioklinik in Würzburg in Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber (kurz GUs) tätig. Im Auftrag der Regierung von Unterfranken übernehmen sie die medizinische Versorgung der dort lebenden Menschen.

Das „Würzburger Modell“ ist außergewöhnlich, aber ein Erfolg: Ohne Terminvereinbarung, Behandlungsschein und bürokratische Hürden können die Geflüchteten in die Sprechstunden in den GUs kommen. Ein niedrigschwelliges Angebot sagt man auch dazu.

Humanitäre Lücke geschlossen

Geflüchtete in Deutschland erhalten nur Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Dies sieht nur die nötigste Versorgung vor. Krankheiten und Beschwerden vieler Menschen werden dann nicht adäquat behandelt. Dies führt zu einem schlechteren Zugang zu Gesundheit. Das medizinische Team versucht, diese Lücke zu schließen – mit Erfolg. Die anderswo üblichen und teuren Notarzt-Einsätze sind seit der Einführung der Sprechstunde für die Bewohner der Würzburger GUs um zwei Drittel zurückgegangen. Neben der allgemein- und fachärztlichen Betreuung werden, zusammen mit dem Missionsärztlichen Institut Würzburg, auch Präventionsprogramme und Gesundheitskurse für die Bewohner angeboten.

Die wertvollen Erfahrungen mit einer ganz speziellen und manchmal schwierigen Patientengruppe macht das medizinische Team zu einem gefragten Ansprechpartner für andere Ärzte. „Unsere Erfahrung in der Migranten-Medizin ist bundesweit gefragt – wir bekommen immer wieder Anfragen von Kollegen, die um Rat bitten“, so Tropenmediziner Prof. Dr. med. August Stich (KWM-Missioklinik).

Feierstunde zum Jubiläum

Ohne das Engagement der vielen haupt- oder ehrenamtlichen Mitarbeiter und Interessierten, aber auch ohne die ausdrückliche Unterstützung durch die Klinikumsleitung des Klinikum Würzburg Mitte (KWM) wäre die Arbeit in der GU nicht möglich. Mit einem Gottesdienst und anschließender Feierstunde dankte das Missionsärztliche Institut Würzburg und das KWM all jenen, die seit zehn Jahren ihren ganz persönlichen Beitrag leisten, um den kranken Menschen in der GU eine adäquate Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.

Ein Beitrag, für den die Helfer in der GU nicht nur Zuspruch erfahren. „In den letzten zehn Jahren ist viel Gutes gewachsen, aber es gibt auch schmerzhafte Erfahrungen“, so Hochschulpfarrer Burkhard Hose, beim Gottesdienst in der Kapelle der Missioklinik. Etwa wenn die tägliche Arbeit zum politischen Statement wird und ins Kreuzfeuer gerät. Anhaltendes Engagement und die damit verbundene Empathie sind keine Selbstverständlichkeit, prägen aber seit 10 Jahren die Arbeit an der Missioklinik.

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