Ein T-Shirt aus Bangladesch, eine Banane aus Ecuador, ein Smartphone aus China – unser Alltag ist voller Produkte, die aus aller Welt stammen. Doch wer stellt sie her, unter welchen Bedingungen, und welche Auswirkungen hat unser Konsum auf Mensch und Umwelt?
Mit diesen Fragen beschäftigten sich Schwestern und Mitarbeitende im Kloster Oberzell in einem Workshop mit Lea Pfeifer vom Weltladen Würzburg. Mit interaktiven Methoden, spannenden Erkenntnissen und lebhaften Diskussionen öffnete sich der Blick auf die globale Vernetzung und die Verantwortung, die wir als Konsument:innen tragen.
Bildungsreferentin Lea Pfeifer führte ins Thema ein, indem sie zunächst Begriffe wie „Nachhaltigkeit“, „Konsum“ und „fair“ erklärte. Sie hatte verschiedene Produkte dabei, die viele im Alltag nutzen oder konsumieren. Nach kurzem Austausch legte sie diese auf einer Weltkarte auf das Land, aus dem das Produkt oder Lebensmittel kommt oder in dem es hauptsächlich gefertigt wird. So lag das T-Shirt auf auf Bangladesch, der Tee auf Indien, der Kaffee auf Äthiopien, das Smartphone auf China und die Banane auf Ecuador. Auf einen Blick konnten die Workshop-Teilnehmer:innen erkennen, wie vernetzt alles ist und wie wir im Alltag angewiesen sind auf weltweite Zusammenarbeit. Gleichzeitig verdeutlichte das aber auch, wie abhängig wir von Rohstoffen oder Arbeiten in anderen Ländern sind.
Lea Pfeifer stellte die zehn Grundsätze des fairen Handels vor:
- Chancen für benachteiligte Produzentinnen und Produzenten
- Transparenz und Rechenschaftspflicht
- Faire Handelspraktiken
- Faire Bezahlung
- Keine Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit
- Geschlechtergerechtigkeit, Versammlungsfreiheit, keine Diskriminierung
- Gute Arbeitsbedingungen
- Aus- und Weiterbildung
- Förderung des Fairen Handels
- Umweltschutz und Einsatz gegen den Klimawandel
Im Weltladen zum Beispiel werden nur Produkte verkauft, die diesen Kriterien entsprechen.
Am Beispiel einer Jeanshose versuchte die Gruppe gemeinsam herauszufinden, wie viel vom Kaufpreis wer bekommt. Einfach war das bei der Mehrwertsteuer, die 19 Prozent beträgt und die der Staat erhält. Einig waren sich alle auch, dass die Näherinnen am wenigsten bekommen, nämlich nur ein Prozent des Kaufpreises. Wenn die Hose 50 Euro kostet, bekommt die Näherin also nur 50 Cent davon. Schwieriger war es bei den Themen Einzelhandel, Werbung und Markenname, Transport und Zölle oder Materialkosten und Gewinn der Firma in Bangladesch. Am meisten bekommt der Einzelhandel mit 31 Prozent und 25 Prozent fallen für Werbung und Markenname an.
Danach vertieften die Teilnehmer:innen in Kleingruppen die Themen Ernährung und Wasser. So erfuhren sie unter anderem, dass im Regenwald im Amazonasgebiet pro Tag eine Fläche von mehreren Hundert Fußballfeldern abgeholzt wird. Insgesamt entsprach das im Jahr 2023 der Fläche von Baden-Württemberg. Das liegt vor allem daran, dass dort Soja und anderes Futter für die Tierindustrie in Deutschland und anderen Ländern angepflanzt wird. Die Massentierhaltung widerspricht nicht nur der Würde des Tieres, sondern erzeugt auch in großer Menge schädliche Treibhausgase, die die Erderhitzung fördern.
Beim Thema Wasser wurde die Trockenheit am Beispiel des Aralsees an der Grenze zwischen Kasachstan und Usbekistan dargestellt. Dieser See war einst der viertgrößte Binnensee der Welt und besaß in den 1960er Jahren etwa die Fläche Bayerns. Heute ist der See nahezu ausgetrocknet und es entstand die große Aralkum-Wüste. Hintergrund: Zuflüsse zum See wurden abgezweigt, da das Wasser unter anderem zur Bewässerung von Baumwollplantagen genutzt wurde. Baumwolle benötigt sehr viel Wasser bei der Herstellung. Lea Pfeifer erklärte, dass Wasser, das verwendet wird, bis ein Produkt oder Lebensmittel verkauft und verwendet wird, als „virtuelles Wasser“ bezeichnet wird. Bei einem T-Shirt sind das etwa 2500 Liter Wasser, also fast 17 Badewannen voll, und bei einem Kilo Rindfleisch sind es über 15.000 Liter, also 100 Badewannen voll. Das Konzept des virtuellen Wassers war für viele neu und regte zum Nachdenken an.
Die Gruppe lernte an diesem interaktiven und lebendigen Nachmittag sehr viel darüber, welche Auswirkungen unsere Alltagsentscheidungen auf Menschen und Ökosystemen haben. Jede Entscheidung zählt: Ein bewusster Einkauf, ein fair gehandeltes Produkt oder eine nachhaltige Gewohnheit kann dazu beitragen, die Welt gerechter zu gestalten. Vielleicht ist die Fastenzeit ein guter Moment, um neue Wege auszuprobieren?
Sr. Beate Krug