Am 23. Juni fand der erste Diözesane Nachhaltigkeitstag der Erzdiözese München und Freising im Erzbischöflichen Ordinariat München (EOM) statt, zu dem auch OrdenschristInnen des Ökumenischen Umweltforums aus ganz Bayern eingeladen waren. Über 100 Interessierte aus Verbänden, Pfarreien, Orden und Bildungseinrichtungen besuchten die Veranstaltung, die in Kooperation der Stiftung Bildungszentrum der Erzdiözese, der Abteilung Umwelt im EOM, der Katholischen Erwachsenenbildung und des Diözesanrats der Katholiken organisiert wurde.
Ordinariatsdirektorin Dr. Gabriele Rüttiger vom EOM eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die Teilnehmenden mit Leitgedanken aus der Enzyklika Laudato Si’ „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ von Papst Franziskus. Kompetent führte Dr. Claudia Pfrang, Direktorin der Stiftung Bildungszentrum, durch das Programm.
Der erste Impulsvortrag von Pater Dr. Andreas Gösele SJ, Dozent für Sozialethik, Logik und Grundlagen der Sozialwissenschaften an der Hochschule für Philosophie in München befasste sich mit dem Thema „Last der Verantwortung – Freude des schöpferischen Wirkens – Hoffnung auf Vollendung“. Anhand der biblischen Schöpfungsberichte und anderer biblischer Texte stellte er die Würde jedes Menschen dar sowie die Verantwortung des Menschen für seine Mitwelt (die Schöpfung), die sich daraus ergäbe, dass wir Menschen als StellvertreterInnen Gottes gedacht sind und unser Handeln davon bestimmt sein sollte. Im Bezug auf nachhaltige Entwicklung hätten wir eine unermessliche Vielfalt an Möglichkeiten, da wir als Einzelne nicht die Welt retten müssten, sondern entscheiden könnten, welches der vielen Themen uns besonders am Herzen liegt bzw. welche Schritte hin zu einem achtsameren Umgang mit der Schöpfung wir konkret machen wollen. Ein wichtiger Aspekt hierbei sei, dass wir als Einzelne eine Verantwortung für das, was vor unserer Haustüre passiert, also in unserem Verantwortungsbereich liegt, hätten, und als Weltgemeinschaft eine Verantwortung für unseren Planeten und alle Lebewesen.
Am Nachmittag sprach Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umweltorganisation Germanwatch e.V. zum Thema: „Einen Unterschied machen, den andere nicht machen können – die Rolle der Kirche bei der notwendigen Veränderung“. Damit stellte der Diplom-Theologe und Volkswirt sozusagen eine Außenansicht auf die Kirche dar. Sein Vortrag orientierte sich stark an der Enzyklika Laudato Si’, die in der Gesellschaft außerhalb der Kirche (fast) größere Beachtung fand als innerhalb. Ausgangspunkt von Laudato Si’ seien planetare Krisen, auf die es keine einfachen Antworten gebe. Laudato Si’ sei ein Aufruf zum Dialog, einem der Leitbegriffe der Enzyklika, womit unter anderem universale Geschwisterlichkeit, Solidarität aller Völker und die Betrachtung der Erde als „gemeinsames Haus“ gemeint sei. Christoph Bals betonte unter Verweis auf die Enzyklika die Einzigartigkeit und den Eigenwert jedes Menschen und Lebewesens. Als eine Konsequenz daraus ergebe sich, Naturressourcen und Klima als Gemeineigentum zu betrachten.
Als positive Beispiele für eine Einmischung der Kirchen nannte Christoph Bals das Pariser Klimaabkommen, vor dessen Zustandekommen vor allem Kirchen den kleinen, von der Erhöhung des Meeresspiegels bedrohten Inselstaaten immer wieder eine Stimme gegeben hätten. Er würde sich von Kirchen weiterhin erhoffen, denen eine Stimme zu geben, die sonst nicht gehört werden, und wichtige Themen wie zum Beispiel Klimawandel und Nachhaltigkeit wieder auf die politische Agenda zu bringen.
Sowohl am Vor- als auch am Nachmittag wurden Workshops angeboten, deren Themen von „Naturnahe Spielräume im Kindergarten“ über „Energieeinsparungen in Kirchenstiftungen: Wie geht’s?“ zu „Divestment – Finanzanlagen und unsere Verantwortung für das Klima“ reichten. Daneben gab es die Möglichkeit, die Impulsvorträge im Gespräch mit dem jeweiligen Referenten zu vertiefen.
Mattias Kiefer, Umweltbeauftragter des Erzbistums München und Freising, dankte nach einem kurzweiligen Tag im Namen aller KooperationspartnerInnen den Referenten und WorkshopleiterInnen, seinem Team in der Abteilung Umwelt des EOM und all denen, die im Hintergrund dafür gesorgt hatten, dass die Veranstaltung so erfolgreich verlief. Den spirituellen Abschluss bildete eine Gebetszeit im Freien mit Generalvikar Peter Beer, bei der das Lob auf die Schöpfung und den Schöpfer nochmals zum Ausdruck kam.
Sr. Beate Krug