Umweltschutz trifft Gesundheitsförderung

Schöpfungsverantwortung – Nicht mehr gebrauchte Fahrräder wurden repariert und nun wieder neuem Nutzen zugeführt. Im Team fahren wir gemeinsam für Umwelt, Klima und Gesundheit.

Ab und zu lohnt es sich, zu entrümpeln. Das ist im Kloster nicht anders als anderswo. Aus Auflösungen von Niederlassungen oder durch das Älterwerden oder den Tod von Schwestern fällt so manches an, was nicht mehr in Gebrauch ist. Gerade Fahrräder sind viel zu schade, um in Ecken zu verstauben. Sie sind dazu da, gefahren zu werden – heute noch wie vor 200 Jahren, als die erste Laufmaschine von Karl Freiherr von Drais erfunden wurde. Also startete die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit die Initiative „Aktion Fahrradkeller“: Alle Schwestern waren aufgerufen, nicht mehr benutzte Räder zur Verfügung zu stellen. Mieter, Mieterinnen und Mitarbeitende, die ihre Fahrräder in den allgemeinen Räumen abstellen, wurden gebeten, diese zu identifizieren, damit sie nicht aus Versehen „aussortiert“ wurden. So kamen elf Fahrräder zusammen, die von den Oberzeller Handwerkern überprüft und soweit möglich repariert wurden. Räder, die nicht intern repariert werden konnten, kamen in die Fahrradwerkstatt des Erthal Sozialwerkes in der Würzburger Innenstadt. Dort arbeiten psychisch kranke und behinderte Menschen und reparieren und verkaufen Fahrräder. Drei der Fahrräder wurden dort wieder hergerichtet und zum Verkauf angeboten. Drei weitere Fahrräder wurden zu Geschenken für geflüchtete Menschen aus dem Bekanntenkreis. Die restlichen fünf Fahrräder stehen seit September den Gästen im Haus Klara oder in den Konventen sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Ausleihen zur Verfügung. Die Resonanz auf diese Aktion war durchweg positiv. Gäste wie Mitarbeitende greifen gerne auf dieses Angebot zurück. Darüber hinaus hat es Verbindungen geschaffen und Menschen miteinander ins Gespräch gebracht, die sonst vielleicht wenig miteinander zu tun haben.

Die Motivation

Als Christinnen und franziskanische Gemeinschaft sehen die Oberzeller Franziskanerinnen sich besonders in der Verantwortung für die Bewahrung von Gottes Schöpfung, als deren Teil sie sich – neben allen Mitgeschöpfen – verstehen. Im April 2017 haben die Oberzeller Franziskanerinnen ihre Schöpfungsleitlinien verabschiedet. Der erste Punkt lautet: „Wir gehen sorgsam mit den zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen um.“ Wer das Fahrrad statt des Autos nimmt, spart Benzin, Diesel oder Erdgas, alles Kraftstoffe, die aus natürlichen, endlichen Ressourcen erzeugt werden. Deshalb stehen als eine Maßnahme die Fahrräder zur Nutzung zur Verfügung – ein Beitrag zum Klimaschutz.

Radfahren ist nicht nur für die Umwelt nachhaltig sondern auch für die Gesundheit. Nach einer fünfjährigen Studie der Universität Glasgow besteht für Menschen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, ein ca. 50 Prozent geringeres Risiko für eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems. Das Krebsrisiko ist um 40-45 Prozent gesenkt. Andere Studien berichten von einer höheren Lebenserwartung und positiven Auswirkungen auf die Psyche.

Bei der Betrachtung des wirtschaftlichen Aspekts „überholt“ das Fahrrad den motorisierten Verkehr und zwar sowohl bei den BesitzerInnen als auch gesamtwirtschaftlich. Die Anschaffungs- und Unterhaltskosten eines Fahrrads sind im Vergleich zum Auto fast vernachlässigbar. Die oben angesprochenen gesundheitlichen Vorteile ersparen dem Gesundheitssystem laut einer finnischen Studie 1.200 Euro pro Fahrrad fahrender Person und Jahr. Nicht zu vergessen sind die Einsparungen durch weniger beanspruchte Straßen.

Gerade jetzt im Sommer kann man zudem die schöne Landschaft und die frische Luft genießen.

Mehr Spaß im Team

Wie vieles andere bereitet auch Fahrrad fahren gemeinsam mehr Freude. Deshalb beteiligen sich Teams aus Mitarbeitenden, Schwestern und FreundInnen der Gemeinschaft an zwei Initiativen, die das Radfahren fördern und somit gut für Umwelt, Klima und Gesundheit sind. Die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ ist vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.) und der Gesundheitskasse AOK organisiert und die Aktion „Stadtradeln“ von den Kommunen. Bei beiden Initiativen steht der Spaß am Radfahren im Mittelpunkt und es geht darum, möglichst viele Teilnehmende dauerhaft für den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad im Alltag zu gewinnen. Dies kommt der Umwelt, dem Klima und der Gesundheit zu Gute.

Letztes Jahr konnten die 19 Teilnehmenden im Team der Oberzeller Franziskanerinnen etwa eine Tonne Kohlendioxid (CO2) einsparen und sind insgesamt ca. 7.500 km geradelt. Das ist weiter als die Luftlinie von Oberzell zu Würzburgs Partnerdiözese Mbinga in Tansania. Gespannt ist abzuwarten, ob dieses Ergebnis in 2018 übertroffen wird.

Man sieht, es gibt viele gute Gründe, auf das Fahrrad umzusteigen. Also nichts wie los aufs Rad!

Sr. Beate Krug