Professjubiläum in den USA: Überraschungsfeier für Sr. Dominic Ritter

Krankenschwester, Ökonomin und ausgefuchste Pokerspielerin

Die Schwestern des Konvents der Heiligen Familie in den U.S.A. haben den Besuch der Generaloberin Sr. Katharina Ganz im Juni genutzt, um Sr. Dominic Ritter (75) mit einer Feier zu ihrem 40-jährigen Professjubiläum zu überraschen. Üblicherweise werden bei den Oberzeller Franziskanerinnen das silberne Professjubiläum (25 Jahre) und dann wieder das goldene Jubiläum (50 Jahre) gefeiert. Erst ab einer 60-jährigen Zugehörigkeit wird alle fünf Jahre ein Fest ausgerichtet.

Die Generalleitung war sich aber schnell einig, dass unbedingt auch das 40-jährige Jubiläum von Sr. Dominic gefeiert werden sollte. In den vergangenen Jahren gab es einfach zu viele traurige Anlässe bei den Mitschwestern in den USA. Das Loslassen und Kleinerwerden sei das Eine, so Sr. Katharina. „Das Leben zu feiern und dankbar zu sein füreinander und für das, was uns geschenkt ist, ist das Andere. Heute sind wir glücklich und dankbar, weil es Dich, Sr. Dominic gibt und Du seit über vier Jahrzehnten das Leben unserer Gemeinschaft in der Region der heiligen Familie mitprägst“, wandte sich die Generaloberin an die Jubilarin.

Eine Tür als Visitenkarte

Türen können wie Visitenkarten sein. Das gilt ganz besonders für die Tür von Appartement Nr. 416 im Beacon Landing Gebäude in Seabrook (New Hampshire, USA), der Seniorenresidenz, in der Schwester Dominic Ritter lebt. An der Wand hängt ein Kreuz. Darunter auf dem Sims steht eine Darstellung der heiligen Familie: Maria, Josef mit dem Jesuskind und gleich daneben sitzt eine lustige, etwas untersetzte Nonne mit einem kleinen Hund. Irgendwie scheinen diese Figuren alle zusammen zu gehören. An der Tür selbst befindet sich eine Zeichnung des Heiligen Franz von Assisi, der eine Friedenstaube hält und mit ihr spricht. Darüber stehen die Worte: „Oh Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“.

Doch damit nicht genug. Ein Spruchband, das wie eine Aids-Schleife gestaltet ist, bittet: „Make U.S. an Instrument of Peace.“ Weiter befindet sich darauf das Logo der franziskanischen Familie in den USA und eine weitere Taube. Außerdem verrät die Tür, dass die Bewohnerin dieses Jahr schon den Scholars Fund von Seabrook unterstützt hat. Sie scheint also ein großzügiger Mensch zu sein und nicht nur an sich selbst zu denken. Dass sie scheinbar auch Humor hat, verkündet eine an einem Seil hängende Katze: „God is everywhere even at your wits end.“ („Gott ist überall, auch am Ende deiner Tage.“) Was natürlich auch nicht fehlen darf: Ein Foto von Mitbewohnerin Sassy. Damit alle, die anklopfen, sich darauf einstellen können, dass nicht nur eine menschliche Stimme sie willkommen heißt, sondern gegebenenfalls auch ein freundliches Hundegebell.

Schon erstaunlich, wie viel diese Tür über die Frau verrät, die hier zu Hause ist: Sie ist eine Ordensfrau, liebt Hunde, hat Humor und setzt sich im Geist des heiligen Franz von Assisi für Frieden und für andere Menschen ein.

Drei Jahre bei der Navy

Gladys E. Ritter wurde in New York am 7. Juli 1947 als erste von drei Kindern geboren und ist in Long Island aufgewachsen. Sie besuchte die High School und ein Nursing College (Krankenpflegeschule). Drei Jahre war sie anschließend bei der Navy – vielleicht wurde hier schon ihr Wunsch nach Frieden verankert. Fünf Jahre arbeitete sie als Krankenschwester in einer Dialyseeinrichtung, zeitweise auch als Pflegedienstleiterin.

Am 27. Juli 1980 trat Gladys Ritter in die Gemeinschaft der Franciscan Servants ein, so nennen sich die Oberzeller Franziskanerinnen in der USA. Ein Jahr später wurde sie ins Noviziat aufgenommen und eingekleidet. In Anlehnung an den Gründer des Predigerordens und eines Zeitgenossen des hl. Franziskus erhielt sie als Ordensnamen Sr. Dominic.

1983 legte sie ihre Gelübde ab, zunächst auf drei Jahre. Ihre Profess auf Lebenszeit folgte im August 1986. Sr. Dominic arbeitete im „Covenant House“ in New York mit jungen erwachsenen Männern und hatte jahrzehntelang verantwortliche Positionen in der Villa Maria in North Plainfield als Personalverantwortliche und Verwaltungsleiterin, war Hausoberin, Regionalrätin und von 1996 bis 2008 Regionaloberin. Seit den 1990er Jahren verwaltet sie mit großer Leidenschaft und erfolgreich die Finanzen der Region.

Nachdem die Villa Maria 2006 schließen musste und das Anwesen verkauft wurde, zog sie mit den Schwestern nach Yardville um und kümmerte sich auch dort um die Schwestern und mitlebenden Frauen, um Personal, Finanzen, Haus und Hof. Im Mai 2016 folgte nach einer langen Suche nach einem geeigneten Ort schließlich der Umzug mit Sr. Mary Jo, Sr. Sabina, Sr. Lucia und Sr. Theresa nach Seabrook. In der Erickson-Senior-Living-Community sind die Schwestern integriert, allseits beliebt und gern gesehen.

Sr. Katharina würdigte den Einsatz und die Hingabe von Sr. Dominic. Sie sei nicht abgehoben fromm, sondern anpackend gläubig. „Du bist kritisch katholisch, feministisch und weltzugewandt“, richtete sich die Generaloberin an die Jubilarin und ergänzte:

„Du bist ein politischer Mensch, eine Führungspersönlichkeit und eine ausgefuchste Pokerspielerin. Du hast ein mitfühlendes Herz und einen weiten Verstand.“

Knapp zwei Dutzend Gäste hatten sich am 12. Juni im Speisesaal von Seabrook eingefunden, um mit Sr. Dominic zu feiern. Darunter alle Schwestern, ehemalige Mitarbeiter*innen, Freundinnen und Mitglieder der Hausgemeinschaft. Zuerst gab es eine Wortgottesfeier, in der Sr. Dominic ihre Profess erneuerte. Sr. Lucia begleitete die Lieder auf ihrem Keyboard. Nach der Begrüßung durch Regionaloberin Sr. Antonia Cooper und der Würdigung durch Sr. Katharina waren alle Mitfeiernden eingeladen, ihre Verbindung mit Sr. Dominic zu beschreiben und eine Blüte in eine Schale mit Wasser zu legen mit ihren guten Wünschen. Die größte Freude für die Schwestern war, dass im Vorfeld alle dicht gehalten hatten und Sr. Dominic zwar durch diverse Andeutungen geahnt hatte, dass möglicherweise etwas geplant war, aber weder wusste, was genau wann stattfindet, geschweige denn, wer an der Feier teilnimmt. Dass der geliebte Kartoffelbrei beim Buffet nicht fehlte, machte ihren Festtag zu einer runden Sache.