Denkmalgeschütztes Areal geht an Unternehmerin aus der Region – Unternehmerin will es im Sinne der Schwestern weiterführen und in eine gemeinnützige Stiftung bringen.
Zell a. Main – Kloster Oberzell/Kirchschönbach: Die Dienerinnen der hl. Kindheit Jesu haben ihr über 4,5 Hektar großes Areal in Kirchschönbach im Landkreis Kitzingen verkauft. Neue Eigentümerin ist Frau Doris Schlereth. Die gebürtige Kirchschönbacherin hat das denkmalgeschützte Schloss, das Marienhaus sowie den Park erworben.
Kontinuität für das Dorf
Schwester Dr. Katharina Ganz, Generaloberin der Kongregation, zeigt sich erleichtert: „Unser größter Wunsch war es, Käufer zu finden, die ein Herz haben für das Areal, das uns vor fast hundert Jahren anvertraut worden ist.” Nach dreieinhalb Jahren intensiver Suche sei diese Übergabe nun geglückt. „Wir sind überzeugt davon, dass diese Lösung zukunftsfähig ist und so die besondere Atmosphäre des Ortes erhalten bleibt.“ Besonders freut die Franziskanerin, dass Doris Schlereth die christliche Glaubensüberzeugung der Schwestern teilt und die soziale Nutzung ebenso in den Vordergrund stellen möchte, wie die Verbindung zum Dorf Kirchschönbach. Das Areal soll für die Ortschaft weiterhin offenbleiben und für Veranstaltungen des Dorfes und der Kirchengemeinde zur Verfügung stehen. So dürfte die Nachricht über den Eigentümerwechsel auch für die Bevölkerung von Kirchschönbach ein Grund zum Aufatmen sein. Immer wieder hätten viele Kirchschönbacher der Generaloberin anvertraut, dass sie um eine gute Entscheidung beten, so Schwester Katharina.
Ganzheitlicher Ansatz
„Von Schloss Kirchschönbach mit dem Anwesen soll eine nachhaltige soziale, geistliche und wirtschaftliche Entwicklung für die Menschen in der Region ausgehen“, erläutert Doris Schlereth ihr Vorhaben. Ziel sei es, das Gelände im Sinne der Schwestern weiterzuentwickeln. Die Unternehmerin kennt das soziale Wirken der Oberzeller Schwestern von Kindesbeinen an und ist davon wesentlich geprägt worden. Sie ist auch stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Faktor c, einer Vereinigung von Christen in der Wirtschaft. Ihr Anliegen ist, einen sozialen Träger zu finden, der das Marienhaus mietet. Die bestehenden Beschäftigungsverhältnisse sollen übernommen werden und neue Arbeitsplätze entstehen. Als erfahrene Managerin und Arbeitgeberin ist sich Doris Schlereth der hohen Verantwortung bewusst, die die Übernahme des Areals bedeutet. Gleichzeitig wünscht sie sich, die Liegenschaft und Häuser organisch weiterzuentwickeln und ist froh, dass die Schwestern diesen Prozess weiterhin begleiten.
Kompetente Unterstützung
Bei einem Pressetermin dankte Generaloberin Schwester Dr. Katharina Ganz besonders dem früheren Generalbevollmächtigten der Fürsten Castell, Herrn Dr. Roland Horster (Randersacker): „Er hat uns in allen rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Angelegenheiten in den letzten drei Jahren sachkundig und mit großem persönlichem Einsatz ehrenamtlich beraten.“ Die letzten Schwestern hatten Kirchschönbach im März 2017 verlassen.
Wirken der Schwestern in Kirchschönbach
Bei der Verabschiedung im Jahre 2017 dankten die Kirchschönbacher den Ordensschwestern, dass sie fast 95 Jahre segensreich in der Pfarrei gewirkt haben. Neben der Ausbildung und Erziehung von jungen Frauen waren die Franziskanerinnen im Kindergarten, in der Krankenpflege und in der Kirche tätig. Jahrzehntelang hatten Schwestern die Leitung des Kindergartens inne. Auch in der ambulanten Krankenpflege halfen die Schwestern Tag und Nacht, wo immer sie gebraucht wurden und hielten Nachtwachen bei unzähligen Sterbenden. Daneben hatten sie immer ein offenes Ohr für die Freuden und Nöte der Menschen und wurden von Jung und Alt sehr geschätzt.
Besitzübergang an die Kongregation
Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Eigentümer mehrmals. Im Jahr 1874 kaufte Graf Friedrich Karl von Schönborn das Schloss. Die Ehe zwischen ihm und Gräfin Julie von Schönborn blieb kinderlos. Kurz nach dem Tod ihres Gatten bestimmte die Gräfin Ende 1913 in ihrem Testament, dass Schloss und Park an die Kongregation der Dienerinnen der hl. Kindheit Jesu übergehen sollten.
Am 19. Oktober 1922 wurde die offizielle Schenkungsurkunde unterzeichnet und das Areal ging unter Auflagen in das Eigentum der Oberzeller Franziskanerinnen über.
Die Schwestern bauten einen Kindergarten und waren in der Krankenpflege im Dorf Kirchschönbach tätig. Von 1926 bis 1992 betrieben sie ein Fürsorgeheim für Mädchen aus benachteiligenden Lebenssituationen. Nach der Auflösung des Mädchenheimes zogen die Schwestern selbst aus dem Schloss in das generalsanierte Marienhaus, um dort ihren Lebensabend zu verbringen.
kg/ds
Hier klicken für mehr Infos (Artikel von Ralf Dieter in der Kitzinger Zeitung)
{rsmediagallery tags=”SchlossKirchschönbach”}