Oberzeller Franziskanerinnen unterstützen bundesweiten Klima-Appell

Über 80 katholische Führungspersonen fordern konsequenten Klimaschutz – Generaloberin Sr. Dr. Katharina Ganz unter den Erst-Unterzeichner*innen

 

Berlin/Zell a. Main. Die Oberzeller Franziskanerinnen unterstützen den bundesweiten Klima-Appell unter dem Titel „Wir sind bereit“. In dem gemeinsamen, eindringlichen Appell an die Politik fordern 80 Entscheidungsträger*innen der katholischen Kirche, „endlich die Klimaschutzbremsen zu lockern“ sowie „verlässliche Rahmenbedingungen und langfristige Zeitpläne“, die sie dabei unterstützen, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern.

Generaloberin Sr. Dr. Katharina Ganz gehört zu den Erst-Unterzeichner*innen des Briefes: „Wir sehen es als Christinnen als unsere Pflicht an, unsere Verantwortung für die Schöpfung und für unser Klima wahrzunehmen.“ Die politischen Weichenstellungen in Deutschland seien aktuell nicht ausreichend, um die selbst gesteckten Klimaziele zu schaffen, so die Ordensfrau. Unter anderem sei auch das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens nicht mehr erreichbar.

Die Oberzeller Schwestern setzen sich seit 1855 für Frauen und Mädchen in Not ein. „Gerade Frauen und Mädchen leiden besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels“, betont Sr. Katharina. In den Ländern der Subsahara wie Libyen, Algerien oder Sudan seien oft Frauen für die Versorgung der Familie mit Lebensmitteln zuständig. Mädchen müssen immer weitere Wege gehen, um Wasser für die Familie zu holen, weshalb sie meist keine Zeit für den Schulbesuch haben.

Papst Franziskus betont in seiner bereits veröffentlichten Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung am 1. September, dass „nur ein unverzügliches Handeln zugunsten des Klimas gewährleisten kann, dass wir weiterhin die Möglichkeit haben, eine nachhaltigere und gerechtere Welt zu schaffen“. Er zitierte dabei den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen der Vereinten Nationen (IPPC).

Die Oberzeller Franziskanerinnen setzen sich seit einigen Jahren mit diesem wichtigen Thema auseinander. Für die eigene Gemeinschaft haben sie sich das Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein, wie Nachhaltigkeitsbeauftragte Sr. Beate Krug erklärt. „Dieses Ziel setzen wir konsequent um durch die Sanierung von Gebäuden, die Umstellung auf LED-Beleuchtung und den Austausch von veralteten Pumpen im Heizkreislauf. Wir wollen als Franziskanerinnen daran mitwirken, dass unsere Mutter Erde, unser blauer Planet, auch für zukünftige Generationen und unsere Mit-Welt lebenswert ist.“ Und für Sr. Katharina ist klar:

„Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die den Umstieg auf erneuerbare Energien und öffentliche Mobilität attraktiv und bezahlbar machen.“

 

So lautet auch der gemeinsame Appell an die Bundes- und Landesregierung: „Wir sind bereit, Klimaschutz konkret umzusetzen, die notwendigen Veränderungen anzugehen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Doch noch existieren zu viele hemmende Rahmenbedingungen und Unklarheiten, die einen effektiven Klimaschutz massiv ausbremsen.“ Die Bischöfe aus Limburg, Köln und Eichstätt, Verantwortliche von insgesamt 34 Caritasverbänden – darunter der Deutsche Caritasverband, die Diözesancaritasverbände in den Bistümern Köln, Rottenburg-Stuttgart, Dresden-Meißen – und fünf Fachverbände der Caritas, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, 14 Ordensober*innen sowie zahlreiche andere katholische Persönlichkeiten haben den Text unterzeichnet. Viele dieser Organisationen haben ihre Treibhausgasemissionen selbst bereits substantiell gemindert oder befinden sich auf dem Weg dahin. Auch der Deutsche Caritasverband etwa hat sich selbst verpflichtet, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden.

Politik handelt so, als hätte die Klimakatastrophe nicht längst begonnen

„Eine Politik, die unvermindert handelt, als ob die Klimakatastrophe nicht längst begonnen hätte und nicht schon jetzt jährlich Tausende an Toten durch Hitze, Dürren oder Überschwemmungen sowie volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe erzeugt, suggeriert der Bevölkerung, die Lage sei keinesfalls so ernst, wie die Wissenschaft anmahnt. Deshalb: Sorgen Sie dafür, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Klimakatastrophe im Zentrum der Debatte stehen“, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: „Die Ereignisse der vergangenen Wochen zeigen: Die gesellschaftspolitische Diskussion geht in eine völlig falsche Richtung.“

Konkret fordern die Unterzeichner*innen unter anderem eine Sanierungsoffensive von Gebäuden – Wohnraum, aber auch andere Gebäude wie soziale Einrichtungen und öffentliche Gebäude. Gerade gemeinnützige Träger von sozialen Einrichtungen und Diensten verfügen nicht über ausreichend finanzielle Mittel, um diese Sanierung allein zu stemmen.

Auch eine Beschleunigung der Mobilitätswende und die stärkere Berücksichtigung von sozialer Gerechtigkeit bei der Transformation in Richtung Klimaneutralität gehören zu den Forderungen der Unterzeichner*innen.

 

Den vollständigen Appell-Text finden Sie hier: KLIMASCHUTZ – STARTSEITE (WIRSINDBEREIT.NET)