Oberzeller Franziskanerinnen feiern Goldene und Gnadenvolle Profess

Drei Schwestern legten ihr Gelübde vor 50 Jahren ab, zwei schon vor 70 Jahren

Fünf Ordensfrauen der Oberzeller Franziskanerinnen haben am Samstag, 1. Mai, in der Klosterkirche St. Michael ihre Profess-Jubiläen gefeiert. Die Schwestern Anna Bernhart, Eusebia Goderbauer und Margot Schmitt legten ihr Gelübde vor 50 Jahren ab, die Schwestern Christine Heinlein und Nicetas Griebel schon vor 70 Jahren. Normalerweise werden diese Jubiläen mit vielen Gästen aus den Heimat- und Wirkungsorten der Frauen begangen. Pandemiebedingt blieb es in diesem Jahr bei einer kleinen, internen Feier.

Generaloberin Schwester Katharina Ganz schilderte im Gottesdienst den Lebensweg jeder Jubilarin. Christine Heinlein (92) stammt aus Ottelmannshausen im Landkreis Königshofen und legte im Mai 1951 ihre Erstprofess ab. Sie war Handarbeitslehrerin im Mutterhaus und im St. Antoniusheim in Nürnberg, bevor sie 1955 als Missionarin nach Südafrika ausreiste. Dort lebte und diente sie fünf Jahre in Eshowe und 50 Jahre in Mbongolwane. Seit 2010 lebt sie nun im Franziskushaus.

Schwester Nicetas Griebel (91) ist in Schönau a. d. Brend im Landkreis Rhön-Grabfeld groß geworden. Auch sie feiert nach 70 Jahren ihr Gnadenvolles Professjubiläum. Als Köchin arbeitete sie von 1951 bis 1969 in Tandern, dann war sie über 50 Jahre in der Mutterhausküche tätig.

Schwester Anna Bernhart (98) wuchs in Werlsberg, St. Joachimstal im Landkreis Karlsbad im Sudetenland auf und erinnert sich noch sehr schmerzhaft an die Vertreibung aus der Heimat nach Kriegsende. Ihre Familie wurde schließlich in Rothenfels zusammengeführt. 1968 ging sie ins Kloster, legte 1971 ihre Erstprofess ab und war nach der klösterlichen Ausbildung als Altenpflegerin im Juliusspital (1971 bis 1978) und Antoniushaus (1978 bis 1999) tätig. Sie verbrachte ihren Ruhestand im Konvent Padua, bis sie 2015 auf die Pflegestation des Antoniushauses umzog.

Schwester Eusebia Goderbauer (89) wurde in München geboren. Auch sie feiert nach 50 Jahren ihr Goldenes Profess-Jubiläum. Die Bäckerei und der Stall im Antoniushaus waren Orte, an denen sie gerne wirkte. Von 1996 bis 2012 diente sie im St. Raphaelsheim in Würzburg, seit 2012 lebt sie im Antoniushaus.

Schwester Margot Schmitt (74) wuchs in Müdesheim bei Arnstein im Landkreis Main-Spessart auf. 1964 trat sie in Oberzell ein, legte 1971 ihre Erstprofess ab. Sie wurde zur Damenschneiderin, Hauswirtschafts- und Kinderpflegerin ausgebildet und half zuerst ein Jahr lang auf der Säuglingsstation in Mannheim. Von 1974 bis 1981 arbeitete sie als Kinderpflegerin in Rannungen und bis 1990 in St. Hildegard in Würzburg. Nach einem Sabbatjahr in Hofstetten bei den Pallottinern kam sie nach Niedernberg im Landkreis Miltenberg, wo sie 20 Jahre lang im Kindergarten die Kleinen begleitete. Seit ihrer Versetzung 2012 ins St. Raphaelsheim hilft sie auch im Antoniushaus. Seit 2018 lebt sie im Mutterhaus in Oberzell.

Oberstudienrat Achim Wenzel lenkte den Blick in seiner Festpredigt auf die Wasserkrüge, die stilvoll im Altarraum aufgebaut waren. „Welches Wasser bringen Sie heute zu Ihrem Professjubiläum mit?“, fragte er die Ordensfrauen. Im Laufe ihres langen Ordenslebens seien die Frauen mit verschiedenen Arten von Wasser in Berührung gekommen: mit dem Quellwasser des Klostereintritts – jung, frisch und voller Begeisterung für Antonia Werr, mit dem Trink- und Heilwasser ihrer Tätigkeiten, mit dem stillen Wasser ihres Gebets, aber auch mit dem Salzwasser ihrer persönlichen Enttäuschungen und Verwundungen sowie dem ungenießbaren Abwasser – ihren negativen Gedanken und Gefühlen, denn auch die würden dazu gehören, betonte Achim Wenzel. „So dürfen Sie heute dankbar zurückblicken auf das viele Wasser in ihrem Ordensleben, das zu Wein geworden ist, überall dort, wo der Herr ihnen durch Menschen seine Liebe geschenkt hat.“

Christian Stegmann an der Orgel sowie Schwester Regina Grehl und Katrin Pfeuffer (beide Gesang) begleiteten den Gottesdienst musikalisch.

Anja Meyer