Im Kräutergarten vom Kloster Oberzell wachsen etliche Salbeiarten aus der ganzen Welt. Viele dienen als Arzneipflanzen, für Tees oder Aromatherapeutika, aber auch als Superfood.
Heimisch ist der Salbei in vielen tropischen und subtropischen Klimagebieten der Erde wie Mexiko, Kroatien, Spanien. Die meist kräftig duftenden und prächtig blühenden Salbeiarten faszinierten offenbar die reisenden Pflanzenliebhaber derart, dass sie Stecklinge als bleibende Erinnerung mit nach Hause nahmen und die Pflanze so nach Westeuropa brachten.
Der großblättrige oder -blütige Salbei (lateinisch Salvia grandiflora) ist häufig in einheimischen Gärten anzutreffen. Zwei üppige, kriechende Exemplare wachsen im Kloster Oberzell. Der großblütige Salbei trägt, seinem natürlichen Vorkommen entsprechend, den Namen Dalmatinischer Salbei. Ebenfalls aus dem Mittelmeerraum stammt der Gartensalbei (lateinisch Salvia officinalis). Der Gartensalbei im Oberzeller Kräutergarten ist mit seinen über 30 Jahren die älteste Pflanze und somit für die Kräutergärtnerinnen ein Herzstück des Gartens, dem sie immer besondere Aufmerksamkeit schenken. Im Mai leuchtet er von Weitem sichtbar prächtig und erscheint als wunderschönes violettes Blütenmeer.
Salbeiblüten-Tee
Neben den Blättern liefern die Blüten den typischen Salbeigeschmack. Sie sind um einiges milder als die Blätter, abgerundet durch eine süße, honigartige Blütennote. Sie können frisch oder getrocknet verwendet werden. Getrocknet eignen sie sich auch für Duftpotpourris, beispielsweise zusammen mit Rosenblüten. Gerade an heißen Sommertagen erfrischt ein Salbeiblütentee. Für die Zubereitung werden Salbeiblüten mit Frauenmantelkraut, etwas Zitronenmelisse, Lavendelblättern und Pfefferminze vermischt. Die frischen Kräuter hierzu fein schneiden und vier bis sechs Teelöffel davon mit einem halben Liter Wasser übergießen und etwa fünf Minuten ziehen lassen. Die Blätter des Garten- und Dalmatinischen Salbeis sind medizinisch sehr wichtig und werden wegen ihrer entzündungshemmenden, antimikrobiellen Wirkstoffe bei Entzündungen des Mund- und Rachenraumes verwendet. Es gibt auch Zubereitungen, die übermäßiges Schwitzen oder Lippenherpes zu lindern versprechen.
Salbei aus aller Welt
Spanien ist die Heimat des Lavendelblättrigen Salbeis, (lateinisch Salvia lavendulifolia), auch Spanischer Salbei genannt. Er wird seit einigen Jahren nicht mehr arzneilich verwendet, da sich die Zusammensetzung seines ätherischen Öls sehr von den eigentlichen Arzneisalbeiarten unterscheidet. Er ist milder in Geruch und Geschmack und kann aber gut in Erkältungstees verwendet werden.
In den montanen Regionen Österreichs und auch in den heimischen Bergen ist der Klebrige Salbei (lateinisch Salvia glutinosa) anzutreffen. Er gedeiht wunderbar im Kräutergarten, ist jedoch als Salbei nicht leicht zu erkennen: Seine Blätter sind zart grün und fühlen sich dünn und fein an. Die Stängel sind sehr klebrig, ebenso wie die gelben Blüten.
Der Muskatellersalbei (lateinisch Salvia sclarea) wurde aus den arabischen Regionen Vorderasiens wie Türkei, Iran, Irak eingeführt und ist inzwischen in den Gärten warmer Weinbaugebiete häufig anzutreffen. Die blütentragenden Sprosse sind von beeindruckender Schönheit, da sich nicht nur ihre Blüten lila bis hellblau entfalten, sondern auch deren Tragblätter lilarot gefärbt sind. Die blühenden Sprosse hat Schwester Leandra Ulsamer als Ölauszug zusammen mit Lavendel angesetzt und empfiehlt ihn zur Fußpflege. In der Aromatherapie wird sein Duft bei Konfliktsituationen eingesetzt.
Neuzugang im Oberzeller Kräutergarten ist der Mexikanische Salbei (lateinisch Salvia hispanica), dessen Samen, die Chia-Samen, wegen ihres hohen Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren inzwischen sehr bekannt sind als sogenanntes Superfood. Bester Zeitpunkt der Aussaat ist im zeitigen Frühjahr in warmen Regionen wie am Main direkt an Ort und Stelle.
Katharina Mantel
Apothekerin