Franziskanische Gemeinschaften unterstützen den synodalen Weg in der katholischen Kirche und setzen sich ein für Gerechtigkeit und Klimaschutz.
Kloster Reute/Bad Waldsee – Die Zeit ist Jetzt! Unter diesem Leitmotiv haben sich Vertreterinnen und Vertreter aus 58 franziskanischen Ordensgemeinschaften aus dem deutschsprachigen Raum vom 22. bis 26. September 2019 im Kloster Reute bei Bad Waldsee (Oberschwaben) getroffen.
Von Franziskus und Klara von Assisi inspiriert stellen sie sich ihrer Verantwortung für Kirche, Gesellschaft und Bewahrung der Schöpfung. Daher begrüßen und unterstützen sie den von den Deutschen Bischöfen (DBK) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) initiierten synodalen Weg. Sie sind überzeugt, dass sich alles kirchliche Handeln, insbesondere der Umgang mit Macht, radikal an Jesus Christus und dem Evangelium orientieren muss.
Sie setzen sich ein für eine geschwisterliche Kirche, in der Männer und Frauen auf allen Ebenen ihre Charismen einbringen und Verantwortung übernehmen.
Entsetzt über zunehmende populistische und fundamentalistische Tendenzen in Kirche und Gesellschaft treten sie ein für ein Miteinander, das nicht ausgrenzt.
Überzeugt, dass alle Menschen Ebenbild Gottes sind, fordern die Franziskanerinnen und Franziskaner Ehrfurcht und Respekt gegenüber jedem Einzelnen. Sie wehren sich gegen die Diskriminierung von Menschen, die anders leben, lieben oder glauben. Dabei sind sie sich durchaus bewusst, dass sie mit dieser Haltung in Spannung stehen zur kirchlichen Morallehre. Sie erklären sich bereit, Wege zu suchen, die daraus resultierenden Widersprüche in ihren eigenen Zuständigkeitsbereichen im Sinne evangeliumsgemäßer Glaubwürdigkeit zu überwinden.
Im Kontakt mit Schwestern und Brüdern in aller Welt erfahren sie, welche verheerenden Auswirkungen unser Lebensstil schon heute besonders für die ärmeren Menschen der Erde hat. Vor diesem Hintergrund werden sie in den nächsten Jahren verstärkt Maßnahmen ergreifen, ihre Klöster und Einrichtungen klimaneutral zu bewirtschaften.
Bei der Mitgliederversammlung wurde der neue Vorstand der Interfranziskanischen Arbeitsgemeinschaft (INFAG) gewählt. Zur INFAG gehören 58 Mitgliedsgemeinschaften mit rund 6.500 Mitgliedern. Gegründet wurde die INFAG 1982 mit dem Zweck, das franziskanische Erbe in Kirche und Gesellschaft zu erhalten und wirksam zu machen. Die Geschäftsstelle mit Sitz in Würzburg koordiniert Bildungsangebote zu franzikanischer Spiritualität und vernetzt die Gemeinschaften untereinander. Dem Vorstand wurde erstmals das Mandat erteilt, sich zukünftig zu gesellschaftlich und kirchlich relevanten Themen öffentlich zu positionieren.