
Sie haben Kinder betreut, Kranke gepflegt, gekocht, gewaschen, unterrichtet und organisiert: Die Oberzeller Franziskanerinnen, die am 3. Mai in der Klosterkirche St. Michael ihr Professjubiläum feierten, blicken auf viele Jahrzehnte im Dienst am Menschen zurück. Schwester Edgardis Kreß legte ihre Gelübde vor 70 Jahren ab und beging damit ihr Gnadenvolles Jubiläum. Die Schwestern Blanka Hornung, Eumenia Lunz, Eusigna Schultes, Reinulfa Eubel und Rosula Vollkommer feierten nach 65 Jahren ihre Eiserne Profess und die Schwestern Erentrud Iselt, Irmgard König, Luitgard Omert und Reinhild Waldau blicken auf 60 Jahre Ordensleben zurück (Diamantene Profess). Zahlreiche Verwandte und Wegbegleiter:innen waren vor Ort, um das Wirken der Schwestern zu würdigen. Zu den Professjahrgängen gehören noch Sr. Fidelis Schramm, die in Südafrika lebt, und Sr. Joseph Burghduff in Amerika.
Hauptzelebrant und Festprediger war der Ordensreferent des Bistums Würzburg, Paul Weismantel, unterstützt vom Oberzeller Hausgeistlichen Achim Wenzel und Monsignore Gerold Postler. Ein Streichquartett bestehend aus Katharina Leniger, Mechthild und Agnes Binzenhöfer und Claudia Dunkelberg sowie Thomas Labert an der Orgel sorgten für festliche Musik im Gottesdienst. Generaloberin Sr. Katharina Ganz schilderte in ihrer Begrüßung den Lebensweg jeder Jubilarin und betonte dabei, wie unterschiedlich diese seien. Manche hätten ihre Berufung entdeckt, weil Eltern oder Mitschwestern den Glauben vorlebten. Eine habe sich nach der Flucht in der Diaspora oder in einem atheistischen Umfeld behaupten müssen und deshalb schon als Kind fleißig die Bibel studiert. Eine andere sei als gläubige Christin in der Schule verspottet worden und fand Halt im Elternhaus. Bei manchen sei die Entscheidung für das Ordensleben fast selbstverständlich gewesen, einige mussten sich gegen den Widerstand der Eltern durchsetzen.
Schwester Edgardis Kreß (89) wuchs in Mömbris im Landkreis Aschaffenburg auf und wählte mit 17 Jahren das Leben bei den Oberzeller Schwestern. Als Erzieherin hatte sie verschiedene Einsatzorte in Schnaittach, Hof und Hirschaid. 1986 wechselte sie ins Haus Klara und übernahm als Wirtschaftsschwester 20 Jahre lang Verantwortung im Tagungshaus. Nach Stationen im Konvent Nazareth und im Raphaelsheim zog sie 2018 in den Konvent Padua und übernimmt bis heute Dienste an der Pforte im Antoniushaus.
Schwester Blanka Hornung (88) stammt aus Unterleiterbach im Landkreis Bamberg. Mit 18 Jahren kam sie nach Oberzell und wirkte als Erzieherin in Schimborn, Hirschaid und in Hof. Seit 2017 lebt sie im Mutterhaus und hilft seither in der Sakristei.
Schwester Eumenia Lunz (90) ist in Förtschwind im Landkreis Erlangen-Höchstadt groß geworden und mit 22 Jahren ins Kloster eingetreten. Die gelernte Köchin versorgte Menschen in Schnaittach, Brückenau und Würzburg bevor sie 1992 ins Haus Klara versetzt wurde und dort fast 20 Jahre lang leckere Gerichte für die Hausgäste zauberte. Noch bis 2018 packte sie auch in der Küche im Mutterhaus mit an.
Schwester Eusigna Schultes (86) aus Würzburg kam mit 18 Jahren ins Kloster Oberzell. Sie wirkte zunächst als Erzieherin in St. Hildegard in Würzburg und übernahm 1989 die Kindergartenleitung in Ebensfeld. 2006 wechselte sie ins Haus Klara und arbeitete hier noch weitere 13 Jahre als Wirtschaftsschwester. Bis heute hilft sie im Refektor im Mutterhaus mit.
Schwester Reinulfa Eubel (90) wuchs in Nürnberg auf. Sie war 20 Jahre alt als sie sich für den Klostereintritt entschied. Die ausgebildete Krankenschwester kümmerte sich im Würzburger Juliusspital und in Rosenheim um Patienten. Ab 1970 war sie über 30 Jahre lang im St. Annaheim in Würzburg im Einsatz und half danach weitere 20 Jahre im Refektor im Mutterhaus mit.
Schwester Rosula Vollkommer (86) ist in Unterpreppach im Landkreis Haßberge groß geworden und schloss sich den Oberzeller Franziskanerinnen mit 17 Jahren an. Als Erzieherin kümmerte sie sich um die Kleinsten in Frickenhausen und Eßfeld. Fünf Jahre lang war sie ab 1999 Oberin im Konvent Nazareth und ab 2001 für zwölf Jahre auch Generalrätin der Gemeinschaft. Ab 2014 lebte sie sieben Jahre im Konvent Hannah, der inzwischen aufgelöst wurde.
Schwester Erentrud Iselt (85) stammt aus Striegau in Schlesien. Im Alter von 22 Jahren trat sie bei den Oberzeller Franziskanerinnen ein. Sie ist gelernte Industriekauffrau und Erzieherin. Bereits ab 1965 arbeitete sie im Sekretariat, ab 1989 war sie offiziell Generalsekretärin und übernahm zusätzlich Verantwortung für das Archiv des Klosters. Bis heute ist sie in diesen beiden Bereichen eine wichtige Stütze.
Schwester Irmgard König (87) aus Deinshof in Kastl im Landkreis Amberg-Sulzbach entschied sich mit 18 Jahren für das Leben bei den Oberzeller Franziskanerinnen. Als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin unterrichtete sie in der Jugendhilfeeinrichtung in St. Ludwig, war dort über zehn Jahre lang Junioratsleiterin und betreute auch in ihrem Ruhestand noch die Auszubildenden in der Hauswirtschaft. Sie lebt inzwischen seit 60 Jahren in St. Ludwig, hält Kontakt zu den Mädchen in der Einrichtung und hilft im hauswirtschaftlichen Bereich im Konvent.
Schwester Luitgard Omert (86) stammt aus Köln und trat mit 21 Jahren bei den Oberzeller Franziskanerinnen ein. Als Erzieherin wirkte sie in Zell am Main, Niedernberg, Giebelstadt sowie in St. Hildegard und St. Burkard in Würzburg. Seit 1993 lebt sie ebenfalls in St. Ludwig, begleitete dort als Gruppenerzieherin die Mädchen der Einrichtung. Sie bringt sich im Konvent bis heute mit Fahrdiensten ein und kümmert sich um den Kirchenschmuck.
Schwester Reinhild Waldau (86) ist in Oberbeuren im Landkreis Kaufbeuren (Allgäu) groß geworden und kam im Alter von 17 Jahren zu den Oberzeller Schwestern. Sie arbeitete zunächst als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin in St. Hildegard in Würzburg, wechselte 1970 nach Himmelspforten, um dort als Wirtschaftsschwester den Betrieb zu unterstützen. Weitere Einsatzorte waren Münsterschwarzach, wo sie zur Oberin gewählt wurde, und Kirchschönbach, wo sie als Köchin tätig war. Ab 1986 lebte und wirkte sie über 30 Jahre lang im St. Raphaelsheim vor allem als Köchin. Schon während dieser Zeit und auch danach im Mutterhaus kümmerte sie sich viele Jahre um den Versand des Klostermagazins.
In seiner Predigt würdigte Paul Weismantel die Jubilarinnen als Frauen, die vor Jahrzehnten eine bewusste Lebenswahl getroffen haben – eine „erste Wahl“ für ein Leben in der Nachfolge Christi. Mit 635 Jahren gemeinsamer Professzeit seien sie zum Segen für viele geworden: durch ihre kostbaren und unbezahlbaren Dienste und ihr Dasein für Fremde und Bedürftige, für Menschen am Rand oder auf der Schattenseite des Lebens. Sie hätten die Worte Jesu mit ihrem Herzblut gefüllt und in ihrem Alltag erfüllt – und so reife und reiche Früchte gebracht. Er verglich das Professjubiläum mit einem geistlichen Erntedankfest, bei dem „diese gelebte Nachfolge und in Liebe und aus Liebe durchgehaltene Treue“ gefeiert werde.