Dir sing ich mein Lied

Wohnverbund Berscheba – Ein Lied singen, da wo Worte fehlen – das tun die Frauen, die im sozialtherapeutischen Wohnverbund Berscheba leben und arbeiten, oft und bei vielen Anlässen.

Eine besondere Bedeutung gewann das gemeinsame Singen nach dem Brand in der Einrichtung (2011), der so viele andere Möglichkeiten zunichte gemacht hatte. Eine Gitarre hatte standgehalten, im Kloster gab es die Liederbücher „Troubadour“, die Stimme hatte es uns nicht ganz verschlagen und es gab wahre Schatzkammern an Liedgut in den Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen zu entdecken.

Lieder, Töne, Melodien, Rhythmen berühren. Sie bewegen die Seele, können Erstarrtes ins Fließen bringen. Es tut gut, sich im Singen zu verbinden. Singen ist eine Möglichkeit, sich Stimme zu geben, sich mit anderen zu verbinden und Gesang in der Welt zu werden. Es entsteht etwas, was viel mehr ist als die Summe all der einzelnen Stimmen. 

Und so hat das gemeinsame Singen seinen festen Platz im Berscheba-Alltag. Es ist eine gute Möglichkeit, zu lernen sich zu trauen, die eigene Stimme zu gebrauchen, die eigene Stimme zu erheben, sich zu zeigen, sich hören zu lassen…. und in der Regel macht es einfach Freude.

So traf die Einladung, bei einem Projektchor anlässlich des 150. Todestages von Antonia Werr mitzuwirken, auf offene Ohren und Herzen bei Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen. Das hatte nochmal eine andere Dimension – mit anderen Teams aus allen möglichen Einrichtungen der Kongregation einen Chor zu bilden und unter fachlicher Leitung von Schwester Regina Grehl im Festgottesdienst zu singen. Es fanden sich so viele, dass das Dienstauto gebraucht wurde, um die Sängerinnen an vier Abenden ins Kloster zu bringen. 

Stimmen aus dem Projektchor:

Was hat uns bewogen mitzumachen?

„Die Freude an der Musik und am Singen“, „Die anderen, die noch mitgemacht haben“ „Eigentlich bin ich sehr skeptisch bei Kirchenliedern und dann war es so schön“ „irgendjemand hat mich einfach angemeldet“

Was hat uns Zutrauen gegeben, mitzumachen?

„Dass ich nicht alleine singen musste“, „dass die Betreuer neben mir standen“, „weil vertraute Menschen da waren“, „weil wir Freude miteinander hatten“, „da waren noch andere ohne Erfahrung, das hat es leichter gemacht“

Was haben wir erfahren?

Freude – Zusammenhalt – Dazugehören – ich kann was – auch wenn es schwierig ist, ich kann es lernen – zusammen schafft man es besser – zusammen traut man sich mehr zu – es lohnt sich, nicht nach dem ersten Mal aufzugeben – es hat wie durch ein Wunder geklappt am Samstagmorgen – den anderen hat es richtig gut gefallen beim Zuhören – Stolz

Wir haben gespürt, was wir in einem Lied gesungen haben:

„There is a sunshine in my soul – sunshine , so sunny warm and bright.“

Und beim gemeinsamen Singen ist möglich geworden, was wir uns gewünscht haben:

„Let my light shine bright through the night, through the day, all the way for you.“

Mit diesem Lied im Herzen und auch auf den Lippen konnten wir ein wenig von dem Geist spüren, der auch Antonia Werr vor mehr als 150 Jahren bewegt hat und der auch heute noch Frauen eine Stimme gibt.

Ute Berger