Der Gemeine Löwenzahn

In der Blattrosette beim Wurzelhals überwintern die Erneuerungsknospen des Löwenzahns. Mit den Reservekohlehydraten der Wurzel kann die Pflanze im Frühjahr ohne Verzögerung von Neuem beginnen.

Es ist Herbst, ein kalter Wind weht durch die Baumkronen und manchmal wirbeln die bunten Blätter wie eine Vogelschar über den Kräutergarten, die im bunten Durcheinander Richtung Main flattern. Es beginnt die Ruhephase für alle mehrjährigen Kräuter, denn es ist ihnen nun zu dunkel, zu kühl und meist auch zu trocken, um weiter zu wachsen, geschweige denn Blüten und Früchte auszubilden. Aber in den Erneuerungsknospen warten schon die jungen Sprosse und Blätter, dicht gestaucht und noch nicht fertig entwickelt, auf längere Tage und wärmende Sonnenstrahlen. Dieser Neubeginn ist bestmöglich vorbereitet und untrennbar mit den immer wiederkehrenden Jahresrhythmen verknüpft: Sobald im Stoffwechsel der Pflanze mehr Assimilate entstanden sind, als sie im Frühjahr und Sommer für die Ausbildung der oberirdischen Teile benötigt, wird dieser Überschuss in Form von Reservestoffen aufbewahrt. So speichert der Löwenzahn, lateinisch Taraxacum officinale, Kohlenhydrate wie Inulin und Fructose als sogenannte Reservekohlenhydrate in der Wurzel, um die kalte Jahreszeit zu überdauern und mit Reserven ins Frühjahr zu starten. Liegt der Inulingehalt der Wurzel im Frühjahr noch bei etwa zwei Prozent, so steigt er bis zum Herbst auf ca. 40 Prozent an. Nach Abschluss der Vegetationsperiode im Herbst zieht sich die Pflanze zurück und vom Löwenzahn ist nur noch eine kleinere Blattrosette zu sehen. Inmitten der Blattrosette, nah am Wurzelhals, überwintern die Erneuerungsknospen des Löwenzahns. Mit den Reservekohlehydraten der Wurzel kann die Pflanze im Frühjahr ohne Verzögerung von Neuem beginnen. 

Erntezeitpunkte und Verwendungen
Die Löwenzahnwurzeln haben zwei mögliche Erntetermine: Einmal ist der Herbst eine gute Zeit, denn dann ist die Wurzel reich an Kohlenhydraten und damit geeignet, um daraus Kaffeeersatz herzustellen. Alternativ kann sie als süßlich schmeckender Bestandteil einer Kräutertee-Mischung einen angenehmen Geschmack verleihen. Zweiter möglicher Erntezeitpunkt ist im Frühjahr, dann überwiegen in der Wurzel die verdauungsfördernden, den Gallenfluss aktivierenden und mild aquaretischen Bitterstoffe.

Löwenzahnkaffee
Löwenzahnwurzel im Herbst ausgraben, Erde abschütteln, gründlich mit frischem Wasser reinigen (immer möglichst kurz, Wurzel nicht baden) und dann in ca. 3-5 mm dünne Scheiben schneiden. Die Wurzelstücke an der Luft bei guter Luftzirkulation oder gleich in einer Pfanne unter häufigem Wenden trocknen (max. 50°C ). Abschließend nach Geschmack mehr oder weniger stark in der Pfanne rösten.1-2 Teelöffel voll Wurzelpulver mit 150 ml heißem Wasser oder Milch übergießen und nach Geschmack mit Zimt und Honig verfeinern.

Katharina Mantel