Über 700 Menschen warfen bei strahlendem Sonnenschein einen Blick hinter die Türen von Kloster Oberzell. Die Oberzeller Franziskanerinnen hatten ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt und die Gäste nutzen die zahlreichen Angebote zur Begegnung mit den Schwestern.
Zum zweiten bundesweiten „Tag der offenen Klöster“ am Samstag, 21. April 2018, gewährten die Oberzeller Franziskanerinnen Einblicke in das Leben hinter den Klostermauern und empfingen zahlreiche Besucherinnen und Besucher. Großes Interesse fanden die verschiedenen Führungen, unter anderem zur (Bau)Geschichte des Klosters, zur Spiritualität der Ordensgemeinschaft, zu den Themen „Kloster im Wandel“ oder „Was wächst im Kräutergarten?“ und eine Entdeckungstour durchs Kloster für Kinder. So manches Ungeahnte konnte hierbei bestaunt werden. „Den schönsten Raum habe ich heute erst entdeckt, obwohl ich schon jahrelang hier lebe“, stellte einer der Mieter im Klostergelände fest.
Dass das Ordensleben keineswegs grau und langweilig ist, davon berichteten Schwestern, die zum Gespräch auf der Kirchenbank im Freien einluden. Sie beantworteten freudig alle Fragen der Gäste oder hörten diesen zu. In den Gesprächsrunden mit Schwestern in den unterschiedlichen Lebensphasen erfuhren die Besucherinnen und Besucher von der Ausbildung und der Tätigkeit einer Ordensfrau oder dem Zusammenleben von Schwestern mit Frauen „von außen“ im Antoniushaus, dem Alten- und Pflegeheim der Oberzeller Franziskanerinnen. Generaloberin Schwester Dr. Katharina Ganz nahm sich die Zeit für zwei Gesprächsrunden, in denen keine Frage offen blieb.
Angeregten Austausch gab es beim gemeinsamen Mittagessen im Refektorium (Speisesaal) der Schwestern, das der Öffentlichkeit üblicherweise nicht zugänglich ist. Auch die Kaffeebar mit den leckeren von Angestellten und Schwestern gebackenen Kuchen erfreute sich reger Beliebtheit und war ein Treffpunkt für jung und alt.
Viele Gäste besuchten die umfangreiche Klosterbibliothek und den überregional bekannten Kräutergarten, dessen Ernte in Form von Kräutertee verkostet werden konnte. Wer wollte, konnte sich über die Haustechnik und die Arbeitssicherheit oder über Nachhaltigkeit im Kloster Oberzell informieren. „Danke für den informativen Einblick in Ihr Leben als Ordensfrauen“ wurden Schwestern von Zuschauerinnen und Zuschauern auf das Filmangebot über Kloster Oberzell angesprochen. Kinder wurden beim Basteln kreativ, das von ehemaligen Kindergartenschwestern angeleitet wurde, und präsentierten ihre Kunstwerke strahlend ihren Eltern. Zahlreiche Mitarbeitende nutzen die Gelegenheit, ihren Familien ihren Arbeitsplatz vorzustellen.
Mitarbeiterinnen stellten vor, wie der Auftrag für Frauen in Not, den die Gründerin der Ordensgemeinschaft, die Würzburgerin Antonia Werr, den Schwestern gegeben hat, heute in den Einrichtungen wahrgenommen wird. Exemplarisch konnten Gäste den Weg von Frauen aus benachteiligenden Lebenssituationen, die in einer sozialen Wohngruppe der Oberzeller Franziskanerinnen leben, von einer „Durststrecke“ bis zum „Rastplatz“ nachgehen.
Unterschiedliche Formen der Liturgie lernten die Gäste bei den Gebetszeiten in den verschiedenen Lebensgemeinschaften der Schwestern kennen. Beim Meditationsangebot des Freundeskreises “Antonia-Werr-Kreis” im Innenhof konnten die Teilnehmenden in der Stille auftanken. Viele Interessierte blieben bis zum Abschlussgebet in der gut gefüllten Klosterkirche Sankt Michael, gestaltet mit franziskanischen Liedern und Texten von Antonia Werr, das auf die spirituelle Mitte und den tragenden Grund der Ordensgemeinschaft zurückführte.
Durch das engagierte Miteinander von Schwestern, Mitarbeitenden und FreundInnen der Gemeinschaft konnten alle auf einen rundum gelungenen Tag zurückblicken.„Ein geglücktes und beglückendes Fest der Begegnung, das gerne wiederholt werden kann“ resümierte Schwester Dr. Katharina Ganz nach Abschluss der Veranstaltung. Eine Meinung, die auch viele Besucherinnen und Besucher teilten, wie eine der vielen positiven Rückmeldung zeigt: “Mir hat es sehr gut gefallen und die Leute schienen ausnahmslos sehr angetan vom Programm und der tollen Atmosphäre.”
Insgesamt besuchten an diesem zweiten „Tag der offenen Klöster“ über 30.000 Gäste die ca. 250 teilnehmenden Klöster und Ordensgemeinschaften und erfuhren von der Vielfalt des Ordenslebens.
Sr. Beate Krug