Braucht man zum Teilen Mut?

Mit der Frage nach dem Teilen hat sich die Klasse des Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) der Von-Pelkhoven-Schule im Religionsunterricht beschäftigt – Kleidersammelaktion zugunsten des Roten Kreuzes gestartet.

Nach Meinung der Schülerinnen bringt es heutzutage wohl wenig, einen Mantel zu zerschneiden, wie der heilige Martin es getan hat. Neu war für alle der Hinweis, dass dem Soldaten Martin von Tours im Grunde nur die Hälfte des Mantels gehörte. Der andere Teil war Eigentum der Armee. So gesehen gab er also seinen ganzen Mantelanteil einem Armen. War sein Tun gut überlegt und mutig oder handelte er spontan? Wir wissen es nicht.

Fakt ist, dass „Teilen“ auch in der heutigen Zeit ein wichtiges Thema ist. Die Not in der Welt ist heute noch genauso groß wie zur Zeit des heiligen Martin. Nachrichten im Fernsehen berichten immer wieder davon, dass sich Politiker aus verschiedenen Ländern mit dem Thema „Teilen“ beschäftigen. Die Schülerinnen stellten schnell fest: Hier bräuchten Verantwortliche mehr Mut. Den Mut, auf Waffen und Verteidigung zu verzichten. Oder den Mut, mehr Geld in ein gutes Miteinander zu investieren.

Die Mädchen des BVJ wollten nicht nur darüber reden, sondern selbst etwas tun. Im eigenen Umfeld machen sie immer wieder Erfahrung mit Bedürftigen – vor allem Obdachlosen. Sie überlegten sich, wie kann man, wie können wir notleidenden Menschen helfen? Viele spontane Aktionen fielen ihnen ein und wurden überlegt. Die Klassenlehrerin Dorothea Schömig stellte fest, dass solche Spontanaktionen durchaus mit Vorsicht zu genießen sind.

Eine jede versuchte, sich in die Situation einer Obdachlosen zu versetzen, die plötzlich von einer ganzen Mädchenklasse mit guten Werken „überfallen“ wird. Freut sie sich? Oder fühlt sie sich überfordert? Vielleicht wird sie gar abgewertet durch allzu viel Wohlwollen? Die Klassengemeinschaft einigte sich darauf, das Thema der Bedürftigen auf unseren Straßen in einer anderen Religionsstunde genauer unter die Lupe zu nehmen.

Auf Anregung des Kindermissionswerks Aachen mit der Aktion Hoffnung „meins wird deins“ entschied sich das BVJ zu einer Morgeneinstimmung an der Von-Pelkhoven-Schule anlässlich der Feier von Sankt Martin.

Licht sein für andere
andere froh machen
ein Lächeln in ein Gesicht zaubern – weil sich jemand freut.
Ich freue mich – weil du mit mir teilst → dazu braucht es gar nicht so viel Mut.

Die Mädchen und jungen Frauen schrieben Einladungen zur Morgeneinstimmung. Darin baten die Schülerinnen ihre Kameradinnen gute, aber nicht mehr benötigte Kleidungsstücke mitzubringen, um diese dem Roten Kreuz zu spenden. Denn Teilen hat mehrere Bedeutungen:

•Es kann bedeuten, dass ich etwas in mehrere Teile zerschneide.
•Oder ich gebe etwas, von dem was ich habe, an andere ab.
•Wir teilen unser Klassenzimmer miteinander – jede hat ihren Platz.
•Ohne dass wir es merken, teilen wir im Alltag sehr viel miteinander. Zum Beispiel in der Wohngemeinschaft unsere Küche, das Bad, den Fernseher.
•Jede ist dankbar, dass mit ihr geteilt wird!

All diese Gedanken wurden in der Morgeneinstimmung an die Teilnehmenden weitergegeben. Am Ende war der Korb für die gespendeten Kleidungsstücke und Schuhe übervoll! Diese geteilten Gegenstände brachte das BVJ zum Roten Kreuz nach Schweinfurt. In Secondhand-Läden des Roten Kreuzes werden sie verkauft – also zu Geld umgewandelt. So wird aus der abgegebenen Kleidung Bildung oder Hilfe im Gesundheitswesen und vieles mehr. Die Schülerinnen lernten durch diese Aktion einen ökologischen Umgang mit Textilien und Engagement für andere.

Das Resümee unserer Schülerinnen lautete:

Mut heißt: Gut miteinander leben.
Mut heißt: Gut miteinander umgehen.
Mut heißt: Gutes miteinander teilen.
Das tut uns allen gut!

Damit wünschte das BVJ allen einen guten Schultag.

Dorothea Schömig, Lehrerin an der Von-Pelkhoven-Schule
Elisabeth Stahl, Förderlehrerin an der Von-Pelkhoven-Schule