Annette Pacher über ihren Arbeitsalltag in der Weberei im Antonia-Werr-Zentrum.
ch beginne um 8.30 Uhr, schaue, dass alles vorbereitet ist und verschaffe mir einen Überblick, was alles ansteht.
Wenn die Mädchen da sind, starten wir gemeinsam in den Tag. Ich erkundige mich, wie es ihnen geht und frage sie, was sie gerne machen möchten. Dann beginnt die Arbeit an den Projekten und wir nähen, häkeln oder weben bis zum Feierabend.
In der Frühstückspause gehen wir in die Gastronomie, d.h. in den hauswirtschaftlichen Lehrbetrieb des AWZ, in der Mittagspause sind die Mädchen in der jeweiligen Gruppe zum Mittagessen.
Ich wollte immer schon etwas mit Handarbeit machen. Meine erste hauswirtschaftliche Ausbildung habe ich aber abgebrochen, weil das Kochen einfach nichts für mich war. Da wurde mir immer schlecht. In der Tuchweberei meiner Mutter konnte ich dann meine Ausbildung machen. Dass ich schließlich hier im AWZ gelandet bin, war eher Zufall. Jemand hatte mich auf die Ausschreibung aufmerksam gemacht. Das war damals meine 61. Bewerbung, ich wurde genommen und durfte die Weberei hier mit aufbauen. Ich liebe diese feine Arbeit, es gibt mir innere Ruhe. Ich kann kreativ sein, meine Ideen verwirklichen. Und ich sehe am Ende des Tages, was ich geschaffen habe.
Das sind die Mädchen. Sie arbeiten hier mit, bringen ihre eigenen Ideen und ihre Kreativität mit ein. Für mich ist es natürlich eine Besonderheit, dass wir hier nicht gewinnorientiert arbeiten müssen. Natürlich sollen die Materialkosten gedeckt sein, aber ansonsten ist die Arbeit als solche wichtiger als der finanzielle Profit. Dadurch können wir hier ganz individuelle Wünsche erfüllen und ich glaube, dass wir deshalb auch so eine Vielfalt an verschiedenen Produkten haben.
Es ist nicht immer einfach, die Mädchen zu motivieren. Sie sind schließlich im Krisenmodus, wenn sie hierher kommen, viele sind traumatisiert, nicht belastbar, aufgewühlt und haben Ängste, die mir mitunter gar nicht bewusst sind. Da kann schon der Griff zur Schere ordentlich Überwindung kosten. Ich muss auf jedes Mädchen ganz individuell eingehen.
Auf jeden Fall. Daher auch meine Ausbildung zur Traumapädagogin und ich versuche mich mit Seminaren und Kursen fortzubilden. Es braucht viel Geduld und Zuwendung in der Arbeit mit den Mädchen, das gilt für mich in der Weberei genauso wie für die Erzieherinnen in den Gruppen. Man muss authentisch sein, die Mädchen spüren sofort, wenn man nicht ehrlich ist. Die Verbindung von Handwerk und Pädagogik macht meine Arbeit hier besonders spannend. Und die Mädchen geben mir unheimlich viel zurück. Das Vertrauen, das sie mir schenken, ist schon auch etwas ganz besonderes.
Die Mädchen brauchen Geduld. Nicht immer gelingt alles auf Anhieb. Die Frustrationstoleranz wird da manchmal ganz schön auf die Probe gestellt. Aber wenn es dann läuft, wirkt die Handarbeit durchaus beruhigend. Auch für die Mädchen ist es ein tolles Gefühl, zu sehen, was sie am Ende des Tages hergestellt haben. Und dass ihre Produkte dann sogar von Fremden gekauft werden, ist ein echtes Erfolgserlebnis. Für mich ist aber das Wichtigste, dass die Mädchen selbst merken, was sie alles schaffen können, wenn sie nur wollen.
Kontakt
Oberzeller Franziskanerinnen
Kloster Oberzell
97299 Zell am Main
Telefon 0931/46010
Mail: kloster@oberzell.de
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